Daidalos-Nominierte: Vom Hof bis zur Industrieanlage, von der Schule bis zur Feuerwehr
LINZ. Oberösterreichs Architekturpreis: In der Kategorie "Wertvolle Substanz" wählte die Jury aus einem breiten Bewerberfeld fünf Nominierte aus
Bestehende Bauten, die baulich weiterentwickelt werden, sind und bleiben nicht nur eine wertvolle Ressource innerhalb des Baugeschehens in Oberösterreich.
Sie sind zugleich für viele Bauherren und Architekturbüros der Ausgangspunkt für die Entwicklung ästhetisch faszinierender und funktional überzeugender Architekturlösungen. Oft entstehen dabei Projekte, die nicht nur gegenwärtigen Ansprüchen genügen, sondern wichtige Impulse für die Zukunft setzen.
Dies spiegelt sich in den qualitätvollen Wettbewerbseinreichungen zum diesjährigen oberösterreichischen Architekturpreis Daidalos in der Kategorie "Wertvolle Substanz".
Aus dem breiten Bewerberfeld nominierte die Jury (Heidi Pretterhofer, Christian Tabernig, Georg Wilbertz) in einem sorgfältigen Auswahlverfahren fünf sehr unterschiedliche Beiträge, die exemplarisch wichtige Aspekte des Bauens im Bestand repräsentieren.
Der Hof als Ausgangspunkt: Wie in anderen Regionen gehört der Wandel landwirtschaftlicher Lebensverhältnisse zur alltäglichen Realität in Oberösterreich. Historische Höfe bilden innerhalb dieser Prozesse einen wichtigen, landschaftsprägenden Faktor. Mit dem Projekt "der HOF" schuf das Büro mia2 eine Umnutzung, die Teile eines alten Vierkanters erhält und mit neu errichteten, aufwendig gestalteten Wohnbereichen kombiniert. Alle Bauteile werden unter einem Dach vereint, das symbolisch an die historische Situation erinnert. Das Zentrum bildet ein Innenhof, der Alt und Neu atmosphärisch überzeugend vereint.
Feuerwehr mit neuer Identität: Bei der Feuerwache Nord im Linzer Stadtteil St. Magdalena gelang dem Büro archinauten nicht nur die Bewahrung großer Teile der bestehenden baulichen Substanz aus den 1970er-Jahren. Die umfangreichen technischen Eingriffe führten zur dringend notwendigen Anpassung an heutige Anforderungen. Nach außen gab das Büro dem Gebäude durch eine radikal neue Fassadengestaltung eine zeitgemäße, wirkungsstarke Identität.
Schule mit Geschichte: Einen anderen, nicht weniger sorgfältigen Weg wählte das Büro Tp3 bei der umfassenden Sanierung der Volksschule in Bruckmühl. Tp3 stellte sich mit großer Offenheit und Sensibilität den räumlichen und gestalterischen Qualitäten, die der bedeutende Schularchitekt Karl Odorizzi in diesem Schulbau verwirklicht hatte. Verbauungen und Veränderungen wurden zurückgebaut, moderate Eingriffe vorgenommen. Die VS Bruckmühl erstrahlt nicht nur in neuem Glanz, sondern offenbart räumlich wieder die pädagogischen und sozialen Zielsetzungen ihrer Erbauungszeit. Diese haben bis heute Gültigkeit.
Neue Lichtfülle in der Tabakfabrik: Zu den herausragenden Baudenkmälern in Linz zählen ohne Zweifel die von Peter Behrens und Alexander Popp geplanten Bauten der Tabakfabrik. Bei der Revitalisierung eines mehr oder weniger fensterlosen Tabaklagers aus den 1930er-Jahren ging die Arbeitsgemeinschaft Kaltenbacher Architektur und Steinbacher Architektur und Design einen konsequenten Weg, der sich fast unauffällig und denkmalgerecht in das historische Ensemble einfügt. Die Außenwände des Lagergebäudes "Haus Havanna" wurden durch eine reine Glasbausteinfassade, die die Innenräume mit Licht erfüllt, ersetzt. Durchlaufende Fensterbänder nehmen das prägende Motiv des Hauptgebäudes der Tabakfabrik auf.
Schule neu gedacht: Im gleichen, zuvor vorgestellten "Haus Havanna" in der Tabakfabrik Linz befindet sich im Erdgeschoß ein ungewöhnliches Schulprojekt, das auf die Initiative der Forschungsplattform "schulRAUMkultur" der Linzer Kunstuniversität (verantwortlich ist hier Michael Zinner) zurückgeht. Das evangelische Oberstufenrealgymnasium ROSE nutzt die historischen Räume im Sinne der in dieser Kategorie gewünschten "räumlich-funktionalen Neudefinition" bestehender Bauten. Dies geschieht nicht nur auf charmante, atmosphärisch ungewöhnliche Weise. Auch die Dominanz gewohnter Schulbautypologien wird mit diesem Projekt hinterfragt. Indem die ROSE zusätzlich zum Standort Tabakfabrik verschiedene dezentrale Raumangebote im Stadtquartier nutzt, wird Schule als Teil der Stadt neu gedacht und definiert.
Die nominierten Projekte in der Kategorie „Wertvolle Substanz“, in alphabetischer Reihenfolge:
Archinauten ZT GmbH,
Feuerwache Nord, Linz
Forschungsplattform
schulRAUMkultur, ROSE
Gymnasium, Tabakfabrik Linz
Kaltenbacher Architektur ZT GmbH und Steinbauer
Architektur & Design, Haus
Havanna, Tabakfabrik Linz
Mia 2 ZT GmbH, der HOF,
St. Florian
Tp3 Architekten ZT GmbH, Sanierung Volksschule Bruckmühl, Ottnang am Hausruck
Die Preisverleihung
Die Jury hat die Nominierten in den Kategorien „Wertvolle Substanz“ und „Raffiniert geplant“ sowie für den Sonderpreis „Bewährte Bauten“ ausgewählt.
Am 21. März findet in den Promenaden Galerien Linz die Preisverleihung des oberösterreichischen Architekturpreises Daidalos statt.
Die OÖNachrichten vergeben den Daidalos gemeinsam mit der Ziviltechnikerkammer für Oberösterreich und Salzburg. Weitere Partner sind die Energie AG, die Hypo Oberösterreich, die WAG, das Land Oberösterreich, die Neue Heimat, die WSG und das afo architekturforum oberösterreich.
Runder Tisch zu Nachhaltigkeit, Bodenverbrauch und die Auftragslage im Bauwesen
Die Oberösterreichischen Nachrichten haben zu einem Runden Tisch geladen und bei Branchenvertretern, bei der Politik und beim OÖN-Architekturkritiker nachgefragt, welche Rolle derzeit Nachhaltigkeit, Bodenverbrauch und die Auftragslage im Bauwesen spielen.