Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

London muss Grund für Brexit-Aufschub liefern

Von nachrichten.at/apa, 06. April 2019, 09:43 Uhr
Vieles deutet auf eine lange Verzögerung des EU-Austritts hin. Bild: DANIEL LEAL-OLIVAS (AFP)

LONDON/BRÜSSEL. Die britische Premierministerin Theresa May steht unter Druck, die beantragte Verlängerung der Frist zum EU-Austritt nun auch stichhaltig zu begründen. Am kommenden Mittwoch wollen die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsländer bei einem Sondergipfel in Brüssel über das britische Ersuchen entscheiden.

Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Evelyne Gebhardt, lehnt einen weiteren Brexit-Aufschub ab, wenn Großbritannien nicht spätestens bis Freitag sagt, wie es konkret weitergehen soll. "Eigentlich wollen wir keinen Brexit, und wenn, dann auf keinen Fall einen harten Brexit. Aber wir können nicht akzeptieren, dass es eine unendliche Geschichte wird", sagte die SPD-Politikerin der "Heilbronner Stimme" (Samstag).

Bisher ist vorgesehen, dass Großbritannien die EU am 12. April verlässt - also am kommenden Freitag. Um einen chaotischen Bruch mit unabsehbaren Folgen zu vermeiden, hat Premierministerin May in einem Schreiben an EU-Ratschef Donald Tusk um Aufschub bis zum 30. Juni gebeten. Tusk plädiert hingegen für eine flexible Verlängerung der Austrittsfrist um bis zu zwölf Monate. Dieser Vorschlag ist auch als "Flextension" oder "Flexi-Brexit" bekannt.

Flaues "Jein" ist zu wenig

"Egal, ob es der Termin von May oder der von Tusk ist: Keines dieser Daten ist akzeptabel, wenn nicht bis zum 12. April klargemacht werden soll, wohin die Reise geht", sagte Gebhardt. "Wenn das Parlament und die Regierung immer bei einem flauen 'Jein' bleiben, können wir keine Verlängerung machen. Das geht nur, wenn es eine klare Ansage gibt." Sie sei "gerne bereit, bis zum Ende des Jahres zu warten, allerdings nur, wenn sichtbar ist, dass es eine Lösung gibt", fügte sie hinzu.

Doch die lässt auf sich warten. Die britische Labour-Opposition zeigte sich enttäuscht vom bisherigen Verlauf der Gespräche mit der Regierung über einen Ausweg aus der Brexit-Sackgasse. "Wir wollen, dass die Gespräche weitergehen", sagte Labour-Brexit-Experte Keir Starmer am Freitagabend in einem Interview der BBC. Dazu müsse die Regierung aber zu Kompromissen bereit sein - und bisher schlage sie keinerlei Veränderungen an dem Deal vor.

May hatte sich Anfang der Woche an die Opposition gewandt und Kompromisse bei ihrem inzwischen drei Mal vom Parlament abgelehnten Brexit-Deal angeboten. Doch eine Einigung scheint noch lange nicht in Sicht.

Sondergipfel am Mittwoch

Der EU-Experte Nicolai von Ondarza geht trotzdem davon aus, dass sich die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Sondergipfel am kommenden Mittwoch auf einen langen Aufschub des Brexitseinigen werden. "Die Situation in London ist so verfahren, dass eigentlich eine neue politische Situation hergestellt werden muss - über lange überparteiliche Gespräche, Neuwahlen oder ein zweites Referendum", sagte der für die Stiftung Wissenschaft und Politik tätige Politikforscher am Freitag in einem tagesschau24-Interview.

Ondarza sagte, der jüngste Brexit-Aufschub um lediglich zwei Wochen auf den 12. April habe gezeigt, dass eine kurze Verlängerung nicht ausreiche. Deswegen habe Tusk eine Verlängerung um bis zu ein Jahr empfohlen. Damit wäre "ausreichend Zeit, um in London wieder eine Einigung und eine stabile Mehrheit hinzubekommen für einen geordneten Brexit, wie auch immer der aussehen mag", sagte der Experte.

Er gehe davon aus, dass der EU-Gipfel eine gemeinsame Lösung finden kann. "Man spielt jetzt so ein bisschen "bad cop, good cop"." Die Franzosen erhöhten den Druck auf die Briten. Er sei dennoch überzeugt, "dass am Ende eigentlich alle 27 ein Interesse daran haben, einen geordneten Brexit mit Großbritannien hinzubekommen". Aber sie hätten auch ein Interesse daran, den Briten klar zu sagen, dass es eine Verlängerung nicht umsonst gebe: "Sie müssen an den Europawahlen teilnehmen und der EU sagen, was sie erreichen wollen."

Der frühere EU-Parlamentschef Martin Schulz fände eine solche Beteiligung der Briten an der Wahl Ende Mai absurd. "Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, wenn ein Land, das aus der EU austreten will, an der Europawahl teilnimmt. Das versteht niemand mehr", sagte der ehemalige Parteichef und Kanzlerkandidat der SPD der "Bild"-Zeitung (Freitag). "Besser wäre es, Großbritannien würde seine Kraft darauf richten, ein neues Referendum über die EU-Mitgliedschaft abzuhalten."

Löger: "Verlängerung muss sinnhaft sein"

Der Brexit steht zwar nicht auf der Tagesordnung des EU-Finanzministerrats, doch "gibt es keine Pause oder noch so kurze Unterbrechung, wo nicht in irgendeiner Form breit diskutiert wird", erklärte Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) am Samstag. Damit die Briten die gewünschte Verlängerung erreichen, "müssen wir auch überzeugt sein, warum es sinnhaft sein sollte, die Verlängerung auch zu geben".

"Derzeit erkennen wir das nicht", so Löger am Samstag vor Beginn des ECOFIN. Er habe am Abend zuvor auch mit seinem britischen Amtskollegen Philip Hammond gesprochen. "Wir haben Varianten diskutiert. Auch aus österreichischer Sicht. Hammond hat mir zugesagt, uns in den nächsten Tagen noch stärker über die Entwicklungen in Großbritannien zu informieren".

mehr aus Außenpolitik

Berlin beschließt erleichterte Ausweisung wegen Terrorverherrlichung

Sexuelle Übergriffe: Frank Stronach wieder festgenommen

Letztes TV-Duell vor britischer Wahl: Labour steht vor Erdrutschsieg

Spionage-Prozess gegen US-Reporter Gershkovich in Russland vertagt

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

11  Kommentare
11  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
barzahler (7.595 Kommentare)
am 07.04.2019 10:19

Donald Tusk liefert Munition für jene, denen die EU Wahl egal ist.
Weiter so mit dem Kniefall vor dem unentschlossen Inselvolk, die Wahlbeteiligung wird es zeigen!

lädt ...
melden
gscheidle (4.111 Kommentare)
am 06.04.2019 18:39

Die Insulaner wollen sich`s mal wieder richten.
Was haben (hatten) EU-Gegner( dieser Nigel Farage und diese Le Pen, unsere lupenreinen Demokraten) im EU-Palament verloren. Raus mit der Bagage.

lädt ...
melden
meisteral (12.157 Kommentare)
am 06.04.2019 17:13

Einen Grund? Einfach so!

lädt ...
melden
hepusepp (6.259 Kommentare)
am 06.04.2019 14:33

Sollen froh sein, wenn sie endlich ausgeschieden sind! Die EU wird, wenn sie so weiter agiert, sich in 20-30 Jahren selbst vernichtet haben.

lädt ...
melden
Gugelbua (32.195 Kommentare)
am 06.04.2019 11:18

sicher, eine korrupt gesteuerte Regierung zwinkern

lädt ...
melden
mitreden (28.669 Kommentare)
am 06.04.2019 11:16

Wie lange lässst sich die EU noch an der Nase herumführen? Rauswerfen und gut ists.

lädt ...
melden
Orlando2312 (22.444 Kommentare)
am 07.04.2019 20:32

Rauswerfen ist in den Verträgen leider nicht vorgesehen. Sonst könnte man das ja auch asap mit Polen und Ungarn machen.

lädt ...
melden
Hans1958 (3.176 Kommentare)
am 06.04.2019 10:55

Irgendwann muss mit dieser Komödie auch mal Schluss sein...

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 06.04.2019 10:24

Was die Briten vom Austritt erwarten:
In der EU bleiben, aber nicht in die Geimschaft einfügen müssen, vor allem, als das Großbritannien, von den anderen Staaten, sich nichts anschaffen lasse.

lädt ...
melden
Orlando2312 (22.444 Kommentare)
am 06.04.2019 10:20

London muss Grund für Brexit-Aufschub liefern

Darüber muss das Parlament jetzt erst ein paar mal abstimmen. grinsen

lädt ...
melden
Bergretter (2.326 Kommentare)
am 06.04.2019 09:59

Das wird anscheinend eine never ending Story. Dauert wahrscheinlich so lange, bis die Briten wieder jede Menge Sonderrechte von der EU zugestanden bekommen haben.. Und das, obwohl sie ja mit der EU nichts mehr zu tun haben wollten. Man versucht halt wieder, sich die Rosinen herauszupicken.

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen