Katholische Kirche Österreich: Heuer bereits fünf Missbrauchsfälle bekannt
WIEN. Fünf Missbrauchsfälle sind heuer bisher in Österreich bekannt, im Vorjahr gab es in der katholischen Kirche 17 Verdachtsfälle. Eine Statistik gibt es bisher nicht, aber die Bischofskonferenz beschloss eine Projektgruppe, die sich auch dieser Aufgabe annehmen soll.
Neben den jüngsten Missbrauchsvorwürfen im Vorarlberger Kloster Mehrerau und im Salzburger Stift St. Peter sind heuer bereits drei weitere Verdachtsfälle im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche bekanntgeworden. Gegen einen niederösterreichischen Pfarrer wird wegen des Besitzes und der Weitergabe kinderpornografischer Darstellungen ermittelt, weitere Fälle von sexuellem Missbrauch wurden außerdem in Salzburg und der Steiermark bekannt.
Ein Pfarrer vom dienstfrei gestellt
Der niederösterreichische Pfarrer im Vikariat Unter dem Wienerwald, gegen den wegen Besitzes und Weitergabe kinderpornografischer Darstellungen ermittelt wird, wurde von allen Ämtern und Aufgaben - unter anderem als Religionslehrer - dienstfrei gestellt, wie im Februar bekanntwurde. Bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ist ein Fall von mutmaßlichem Kindesmissbrauch durch einen Ordenspriester der Erzdiözese anhängig, er soll einen siebenjährigen Buben durch Vorzeigen des Geschlechtsteils und Fotos „sittlich gefährdet“ haben.
Lange zurück liegt ein Fall von - mutmaßlich mehrfachem - sexuellen Missbrauch in der Erzdiözese Graz-Seckau: Ein heute 46 Jahre alter Mann gab Ende Februar an, auf einem Jugendlager sei es zu Übergriffen durch einen mittlerweile verstorbenen Pfarrer und Religionslehrer aus dem Stift Admont gekommen. Die Diözese bestätigte, dass der Fall aus den 1970er-Jahren bekannt sei. Der Abt des Stiftes, Bruno Hubl, hat sich öffentlich entschuldigt.
17 Verdachtsfälle im Vorjahr
Im Jahr 2009 wurden im Bereich des sexuellen und psychischen Missbrauchs österreichweit 17 Verdachtsfälle bekannt, heißt es aus der Diözese Wien. Manche davon hätten sich als unbegründet herausgestellt, auch würden darunter Fälle gerechnet, wo etwa ein Priester von Stalking betroffen gewesen sei. Eine Statistik über Missbrauchsfälle in der Kirche gibt es nicht, laut Erich Leitenberger, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, sei es aber Aufgabe der von der Bischofskonferenz jüngst eingesetzten Projektgruppe, auch das Grundgerüst für eine solche Statistik auszuarbeiten.
Groer-Fall schockierte 1985
Die katholische Kirche in Österreich ist immer wieder mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Der wohl bekannteste betraf den Wiener Alt-Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer: 1985 wurden erstmals kirchenintern Vorwürfe der sexuellen Belästigung an Groer geäußert. In den 1990er Jahren gingen sie dann weit über die Kirchenkreise hinaus und machten den Umgang der Kirche mit Sexualität, aber auch den Umgang mit Fällen dieser Art zum Thema. Groer schwieg zu den Vorwürfen, trat aber wenig später als Vorsitzender der Bischofskonferenz zurück. Groer gab schließlich im April 1998 auf „Bitte des Heiligen Vaters“ seinen Wirkungskreis auf und bat „Gott und die Menschen um Vergebung, wenn ich Schuld auf mich geladen habe“.
Im niederösterreichischen Stift Seitenstetten wurden zwischen 1986 und 1989 Ministranten teilweise schwer sexuell misshandelt. 2002 gestand Abt Berthold Heigl ein, dass man „damals aus heutiger Sicht mehr hätte tun müssen“. Das Bewusstsein wäre in den 80er-Jahren jedoch noch nicht vorhanden gewesen.
Am St. Pöltner Priesterseminar ermittelten die Behörden seit Ende 2003 wegen des Herunterladens kinderpornografischer Darstellungen. Zudem tauchten Fotos auf, die Lehrende und Studierende des Seminars bei sexuellen Handlungen abbildeten. Bischof Kurt Krenn bezeichnete dies in einer ersten Reaktion als „Buben-Dummheiten“, trat dann aber im Oktober 2004 zurück.
Ebenfalls 2003 stand das niederösterreichische Stift Geras im Mittelpunkt des Interesses. Einem Geistlichen wurde sexueller Missbrauch im Stift vorgeworfen. Die Fälle zogen sich von 1968 bis 2001. Rund 20 Buben sollen betroffen gewesen sein.
Im März 2005 wurde ein ehemaliger Salzburger Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt - er soll von 1993 bis 1996 etwa 300 Mal einen Ministranten im Genitalbereich berührt haben. Ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Feldkirch gegen den mittlerweile verstorbenen „Fernsehkaplan“ August Paterno wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch wurde im Frühjahr 2005 wegen Verjährung eingestellt.
ooe.orf.at/stories/428071
Da graust´s mir richtig ob dieser Präpotenz und Scheinheiligkeit