Beschwerde-Apps und mobile Ämter: Gemeinden und der digitale Wandel
LINZ. Diskussionsveranstaltung: Wie Kommunen innovative Projekte umsetzen können
Für die meisten Unternehmen ist er längst Realität, ebenso hat er in vielen Privathaushalten bereits Einzug gehalten: der digitale Wandel.
Auch Gemeinden und Städte sind gefragt, diesen Wandel in der Verwaltung zu vollziehen. Diesem Anspruch, ebenso wie den Chancen und Herausforderungen, die sich dadurch ergeben, widmete sich das diesjährige Kommunalwirtschaftsforum. Die vom Business Circle organisierte Veranstaltung, die heuer in der Linzer Tabakfabrik stattfindet, steht unter dem Motto "Gemeinsam handeln für die lebenswerte Kommune".
Das Impulsreferat gestern nach der Eröffnung hielt der Verwaltungsexperte Gerhard Hammerschmid. Der Salzburger, der als Professor an einer Berliner Hochschule lehrt, erklärte, warum Kommunen der beste Ort für Innovationen seien: "Sie kommen, im Gegensatz zu Bund und EU, ständig in Kontakt mit den Bürgern und wissen, wo Handlungsbedarf besteht."
In der anschließenden Diskussionsrunde schilderten Elisabeth Paruta-Teufer, Maria-Luise Mathiaschitz und Klaus Luger, die Bürgermeister von Freistadt, Klagenfurt und Linz, ihre Erfahrungen mit digitalen Innovationen.
Klagenfurt als 3D-Modell
Luger zog als Beispiel die Online-Plattform und App "Schau auf Linz" heran, über die Bürger Beschwerden und Anliegen an die Stadt herantragen können. Das in Linz entwickelte Modell wurde bereits von mehreren Kommunen übernommen, darunter auch Freistadt und Klagenfurt.
"Es ist ein großer Erfolg", sagte Mathiaschitz. Von Klagenfurt existiere außerdem ein digitaler Stadtplan, mit dem man neue Gebäude vor der Errichtung in 3D visualisieren kann. "So kann man sich besser vorstellen, wie ein Gebäude in der jeweiligen Umgebung aussehen wird", sagte Mathiaschitz. Das helfe bei der Stadtplanung.
Und Freistadt hat ein "mobiles Rathaus" eingeführt, das es Mietern in neuen Wohnanlagen erlaubt, sich vor Ort umzumelden.
Skepsis überwinden
Alle drei verschwiegen aber nicht, dass Projekte zur Digitalisierung nicht reibungslos über die Bühne gehen würden. Zum einen kosten solche Projekte Geld, zum anderen stoßen sie nicht bei allen Mitarbeitern auf Gegenliebe. "Ich denke, der Anteil jener, die resistent gegen Innovationen sind, ist in der Verwaltung höher als in anderen Unternehmen", sagte Luger. So habe es auch gegenüber "Schau auf Linz" Skepsis gegeben. "Jetzt möchten sie unsere Mitarbeiter aber nicht mehr missen."
Weil Digitalisierung zunächst mehr Arbeit bedeute, sei es oft schwierig zu erklären, dass sie auf lange Sicht die Arbeit vereinfachen solle, sagte Mathiaschitz. "Aber ich sehe es als Weg, auf die Bürger zuzugehen. Und ohne Bürgerbeteiligung wird es in Zukunft nicht mehr gehen."
"Digitalisierung als Chance begreifen"
Wie können Gemeinden und Unternehmen zusammenarbeiten? Und welche Wunschprojekte würden sie gerne umsetzen? Darüber diskutierten die Teilnehmer der Talkrunde zum Thema "Kommunen und Wirtschaft" gestern beim Kommunalwirtschaftsforum.
- Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der in Kremsmünster ansässigen Greiner Holding, hofft, dass "Politik und Öffentlichkeit Digitalisierung als Chance begreifen, trotz aller Probleme. Digitalisierung hilft. Das muss man klarstellen."
- Erich Haider, Generaldirektor der Linz AG, würde gerne die digitale Landkarte von Linz, die sein Unternehmen besitzt, der Stadt zur Verfügung stellen. "Sie enthält zum Beispiel Daten zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs oder zum Stromverbrauch. Das wäre für die Stadtplanung nützlich."
- Jochen Berrens, Direktor des Borealis Innovation Headquarter Linz, wünscht sich, dass veraltete Prozesse in der Verwaltung, etwa bei Betriebsgenehmigungen, digitalisiert und so effizienter gemacht werden.
- Herbert Walzhofer, Vorstand der Sparkasse Oberösterreich, strebt die Digitalisierung weiterer Abläufe im Bankenwesen an, um die Papierflut einzudämmen und effizienter zu werden.
- Der Kremsmünsterer Bürgermeister Gerhard Obernberger sagte, dass durch den Online-Handel die Anzahl der Betriebe in den Gemeinden sinke. "Wir verlieren so Kommunalsteuer. Ich würde mir wünschen, dass die Gewinner der Digitalisierung einen Beitrag zur Erhaltung unserer Strukturen leisten."
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