Betroffene schildern ihre schlimmsten Momente
SANKT JOHANN. Besucher des Frauscherecker Zeltfests erzählen, wie sie die Katastrophe erlebt haben Derartig starke Sturmböen seien, so die Einsatzkräfte, nicht vorhersehbar gewesen.
"Ich dachte, jetzt ist es aus mit uns." Es war Freitag, kurz nach 22.30 Uhr. Eine heftige Windböe fegte mit mehr als 120 km/h übers Innviertel und riss die Abdeckung eines Festzelts in St. Johann am Walde mit. Gläser, Biertische und Kühlschränke flogen durch die Luft. "Ich wollte mich noch unter einen Tisch retten, da hat mich eine Eisenstange am Kopf getroffen", erinnert sich Julia Zauner, 17 Jahre, aus Aspach.
Die Schülerin war mit ihren drei Freundinnen beim Frauscherecker Zeltfest. Von einer Sekunde auf die andere wurde aus einem lustigen Zeltfest-Abend ein Kampf um Leben und Tod. Den erlebte auch Thomas Wimmleitner (21).
Unter Trümmern herausgezogen
Der Aspacher musste miterleben, wie seine Freunde von herumfliegenden Gegenständen verletzt wurden, wie Festbesucher um das Leben der 19-jährigen Alexandra P., eine engagierte Sanitäterin und Pflegestudentin aus Höhnhart, kämpften. Und verloren. Momente der Angst, des Schreckens, die sich bei vielen tief einbrannten.
Thomas Wimmleitner aus Aspach. (privat)
"Meine Freundinnen halfen mir und zogen mich unter den Trümmern hervor. Es war stockdunkel. Wir rannten um unser Leben, hinaus auf die Straße, wo überall blutüberströmte Menschen waren. Es war furchtbar", sagt Julia Zauner.
Bilder, die sich auch einer 34-jährigen Mutter aus "Saiga Hans", die mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann beim Fest war, ins Gedächtnis brannten. Die Einheimische konnte nach der Tragödie ihre Töchter in der Menschenmenge nicht mehr finden. "Es war so schlimm. Wir haben so viel geweint, als wir sie wiederfanden", sagt die Innviertlerin, die wie viele ihrer Freunde und Bekannten um Christoph A. (28) trauert.
"Nicht vorhersehbar"
Es sei trotz Stromausfalls unmittelbar nach der Katastrophe mit der Versorgung der Verletzten begonnen worden, sagt Erich Feichtenschlager, Kommandant der Feuerwehr Frauschereck. Ein derartig starker Sturm sei in keiner Weise vorhersehbar gewesen, sagte Landesfeuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner gestern.
Eine Versicherung gebe es für eine solche Katastrophe nicht. Kronsteiner sicherte jedoch von Seiten des Landesfeuerwehrverbandes vollen rechtlichen Beistand für die handelnden Personen zu. Jochen Kaser, Bezirksrettungskommandant, bezeichnete den Ablauf der Rettungsaktion als vorbildlich.
Innerhalb weniger Minuten seien beim Roten Kreuz mehr als 60 Notrufe eingegangen. Insgesamt waren mehr als 60 Einsatzfahrzeuge und 20 Notärzte vor Ort.