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Kohlenmonoxid: Familie in Lebensgefahr

Von Gerhard Lukesch und Alfons Krieglsteiner, 08. Oktober 2014, 18:42 Uhr
Öl teuer, Zinsen niedrig: Holzkessel sind gefragt
Pellets als Alternative zu Öl und Gas auch international im Vormarsch Bild: dpa

STEYREGG. In akuter Lebensgefahr befand sich seit rund einer Woche eine Familie in Plesching: In ihrem Keller hatte sich durch die Lagerung von Holzpellets tödliches Kohlenmonoxid gebildet.

„Wir haben dank dem Rauchfangkehrermeister Jürgen Schonka aus Steyregg und dem Fachmann der Linz AG-Gas, Klaus Wimmer, offenbar wirklich großes Glück gehabt“, sagt Doris K. aus Plesching den OÖNachrichten.

Wie exklusiv berichtet, hatte sich in den vergangenen Tagen im Keller der Familie durch Holzpellets lebensgefährliches Kohlenmonoxid (CO) gebildet. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Steyregg räumten unter schwerem Atemschutz bis Mittwoch kurz vor Mitternacht das Pelletslager. Jetzt soll von Experten untersucht werden, wie es zu dem gefährlichen Zwischenfall kommen konnte.

Die Familie K. hatte sich in ihrem Haus eine neue Heizung installieren lassen und sich für eine Holzpelletsheizung entschieden. „Uns ist bereits länger ein zuerst unangenehmer Geruch aufgefallen, als wir die 9,5 Tonnen Holzpellets erhalten und eingelagert haben“, sagt Doris K. „Immer wenn wir in den Keller gingen, wurde uns schwindlig und übel.“

Alarmierender Wert im Vorraum

Dann verständigte die Familie den Rauchfangkehrermeister Jürgen Schonka. Er überprüfte umgehend den Kohlenmonoxidgehalt im Vorraum. „Mir wurde bereits im Vorraum ein bedrohlicher Wert an Kohlenmonoxid angezeigt. Bei diesem Wert gibt es die Vorschrift, den Bereich umgehend zu räumen“, sagt Schonka. Der Rauchfangkehrer meldete den Wert der Landeswarnzentrale. Der Notfalleinsatz mit Feuerwehr und Rettungsteams lief an.

„Die Gefahr durch frische Pellets ist Experten bereits länger bekannt, leider hat sich dies noch nicht in der Bevölkerung herumgesprochen“, sagt dazu Experte Klaus Wimmer. „Die wesentlichen Faktoren von der Bildung durch Kohlenmonoxid sind der natürliche Abbauprozess, die sogenannte Ausgasung sowie die Verbindung der Harze mit Sauerstoff“, sagt Wimmer.

Ursache wird jetzt geklärt

„Jetzt schon jemandem eine Schuld zuzuweisen, halte ich für völlig verfrüht. Es müssen viele Faktoren geprüft werden“, sagte Doris K. gestern. Sie war über zahlreiche Spekulationen, die gestern plötzlich in verschiedenen Medien kursierten empört: „Ich weiß nicht, woher diese stammen.“ Die betroffene Familie möchte den Einsatzkräften aber noch einmal höchstes Lob aussprechen: „Der Rauchfangkehrer, die Linz AG-Gas und die Feuerwehr haben wirklich hervorragende Arbeit geleistet.“
„Wenn Pellets bereits längere Zeit lagern und trocken sind, besteht keine Gefahr mehr“, sagt Klaus Wimmer, der sich dem Thema auch in speziellen Vorträgen widmet.

Bild: foto-kerschi.at
(Foto: FF Steyregg)

 

Lesen Sie mehr dazu im Portrait über Klaus Wimmer (Linz AG).

Er kämpft gegen den lautlosen Tod
Bild: Kollinger

 

Weitere Fakten:

Erste Todesopfer in Schiffen

Holzpellets als erneuerbare Energiequelle gelten als nachhaltiger, klimaneutraler Brennstoff für Heizanlagen und Öfen. Allerdings werden bereits bei ihrer Herstellung, vor allem beim Zerkleinern und Trocknen des Holzes, chemische Prozesse in Gang gesetzt. Während der Lagerung entweicht zu Beginn kontinuierlich Kohlenmonoxid (CO). Dieses Gas kann sich in geschlossenen Räumen, sogenannten „Pelletsbunkern“, anreichern und zu lebensgefährlichen oder tödlichen Vergiftungen führen.

Die ersten Toten durch Kohlenmonoxid, das von frischen Holzpellets ausging, waren Seemänner auf Schiffstransporten. In einem Hafen in England lagen beispielsweise drei tote Seefahrer in einem Schiffsfrachter, der Pellets transportiert hatte. Mittlerweile wurden europaweit 14 Todesopfer durch Pelletslager, die unterschiedlichen Größen hatten, registriert. „Die Dunkelziffer von CO-Toten durch diese Problematik ist sicher höher“, sind sich internationale Experten einig.


Interview mit Jürgen Schonka Rauchfangkehrer

Der 44-Jährige ist Bezirksrauchfangkehrermeister in Urfahr-Umgebung, Mitglied des Innungsausschusses und zuständig für die Lehrlingsausbildung in OÖ. Er bewahrte eine Familie in Plesching vor einer lebensbedrohlichen Kohlenmonoxidvergiftung.

Die Familie hat Sie telefonisch um Überprüfung der neuen Heizung gebeten. Was hat Sie dabei stutzig gemacht?
Jürgen Schonka: Die Hausbesitzerin hat gesagt, dass die Pellets einen penetranten Geruch verströmen, und dass ihr im Keller regelmäßig schwindlig wird. Man habe ihr aber gesagt, das würde sich mit der Zeit legen. Da wurde ich hellhörig, weil das Anzeichen für Sauerstoffmangel sein konnten. Ich habe zur Sicherheit mein CO-Warngerät mitgenommen, wie es von der Innung allen Mitgliedern empfohlen wird.

Was ist Ihnen aufgefallen, als Sie dann in den Heizraum kamen?
Zuerst der intensive Holzgeruch. Die Brandschutztür zum Lagerraum mit den Pellets war zu und mit Klebebändern versiegelt, Kohlenmonoxid kann aber trotzdem durch. Ich habe mein Messgerät in Armhöhe gehalten, da zeigte es 54 ppm von dem geruchlosen Gas an. Schon ab 30 wird’s gefährlich. Ich hab sofort die Feuerwehr und die Linz-AG-Gas alarmiert. Die Feuerwehr hat dann im Lagerraum 450 ppm gemessen. Ein tödlicher Wert.

Auch ein Notarzt- und ein Samariter-Rettungsteam waren im Einsatz. Brauchten Sie deren Hilfe?
Ich wurde so oft gefragt, ob mir schwindlig ist, bis ich mich tatsächlich schwindlig gefühlt habe. Im Blut wurde eine minimale CO-Belastung festgestellt. Aber ernsthafte Auswirkungen hatte die Sache zum Glück nicht.

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