"Mehr als nur eine Donauquerung": Die neue Eisenbahnbrücke ist eröffnet

Es ist vollbracht: Die Neue Eisenbahnbrücke ist nun – mit einem Jahr Verspätung – offiziell eröffnet. Nach vielen Politikerreden, Luftballonstart und natürlich dem traditionellen Durchschneiden des Eröffnungsbandes war es heute, Samstag, Vormittag so weit. Auch das Wetter spielte mit, regnete es in den Morgenstunden noch teils sehr heftig, so war es am Vormittag zwar bewölkt, aber trocken. Kurze Störfeuer gab es dennoch: Und zwar in Form von Protestplakaten, die  Aktivisten von der "Verkehrswende jetzt!" und  "Extinction Rebellion" auf die Brücke und  eines davon sogar kurzfristig auf die Hauptbühne geschmuggelt haben. Ihre Kritik daran, dass in der Verkehrspolitik weiterhin der motorisierte Individualverkehr an erster Stelle stehe, brachten sie mit der Frage "Eisenbahnbrücke - Sag mir, wo die Schienen sind...?" zum Ausdruck.

Diesen Ball nahm Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FP) nur wenig später auf. Er erklärte das Fehlen der Schienen, die OÖN haben bereits darüber berichtet, damit, dass es noch acht Jahre dauern würde bis die Stadtbahn über die Brücke rollt. Jetzt schon Schienen, und damit vermutlich eine bis dahin veraltete Technologie einzusetzen, sei einfach nicht zielführend, sagte er weiter. Damit war das Thema dann auch vom Tisch, eine Vielzahl von Superlativen und schönen Beschreibungen waren die Folge. Während Steinkellner von einem "Glückstag und der Brücke als einem stolzen Symbol der Landeshauptstadt" sprach, strich Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) hervor, dass dieser sehr erfreuliche Anlass der Brückeneröffnung zeige, "dass hier nicht gestritten, sondern durch die Kooperation von Stadt und Land gemeinsam etwas Großes zusammengebracht" wurde. Seine Erwartung ist ein klare, nämlich, dass die Donauquerung "mehr Lebensqualität für die Region durch weniger Stau" bringen werde.

Video: 3-2-1-Eröffnet!

"Architektonische Schönheit"

Stolz zeigte sich auch Bürgermeister Klaus Luger (SP), der in der Brücke eine sehr gute Lösung von besonderer "architektonischer Schönheit" sieht. Vizebürgermeister Markus Hein (FP) freute sich, dass die "Brücke, die lange abgegangen ist" und deren Fertigstellung wegen Corona ein Kraftakt war, nun endlich eröffnet werden kann und damit Erleichterungen im täglichen Linzer Stau bringen werde. Doch nicht nur die Autos, sondern auch die Fuß- und Radgänger sowie der öffentliche Verkehr waren Thema. So verwies Linz AG-Generaldirektor Erich Haider auf die breiten Geh- und Radwege beiderseits der Brücke, die die Situation für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer maßgeblich verbessern soll. Einzigartig an der neuen Donauquerung sei auch, so Haider, dass Balkone mit Sitzgelegenheiten darauf zu finden sind: "Dort kann man den Blick genießen und sinnieren."

Mit dem geplanten Ausbau des öffentlichen Verkehrs, gab es abseits der Linz AG-Musikkappelle viel Zukunftsmusik. Neben den geplanten O-Buslinien, wurde hier vor allem der Stadtbahn (S6 und S7) viel Aufmerksamkeit gewidmet -  sowohl von der Landes- als auch der Stadtpolitik, die darin einem maßgeblichen Ausbau des öffentlichen Verkehrs  sehen. 

Verkehrsfreigabe am 30. August

Busse sind übrigens auch heute schon auf der Brücke zu bewundern, fahren dürfen sie aber noch nicht. Die Verkehrsfreigabe folgt bekanntlich erst am Montag in den frühen Morgenstunden. Die erste Fahrt ist für einen Bus der Linz AG der Linie 25 reserviert. Danach werden täglich bis zu 14.000 Fahrzeuge über die neue Donauquerung rollen. Heute aber gehört die Brücke noch ganz den Fußgängern, Radfahrern und E-Scooter-Fahrern. Mehrere hundert von ihnen waren am Vormittag bereits vor Ort, um sich die neue Brücke anzuschauen. Eine davon war Lisa Kreuzer. "Wenn eine Brücke in Linz eröffnet wird, ist das ein großes Event. Da muss man dabei sein", sagt die 25-Jährige und lacht. Ihr gefällt die Brücke mit ihrem Design der runden Bögen ganz gut, wie sie sagt: "Die Brücke wird hoffentlich auch den den Stau in der Früh und am Nachmittag auflösen."

Wenige Schritte weiter ist nicht der Stau das bestimmende Thema. Sondern die vielen bunten Luftballons, von denen Leonhard  und Paul, die zwei kleinen Söhne von Hannes Masarie ganz begeistert sind. Gerüstet mit Regenstiefeln - man weiß ja nie, wann der nächste Schauer kommt - sind die drei auf Brückenerkundungstour. "Ich finde die Architektur der Brücke sehr schön, es war auch notwendig, dass eine neue kommt. Es ist wichtig, dass wir eine Brücke haben, die modern ist und mit der Zeit geht", sagt der Linzer.  Etwas anders sieht das Sonja Pisoni, die auf einem der neuen Bankerl in Erinnerungen an die alte Eisenbahnbrücke schwelgte. Die Bauarbeiten der neuen konnten sie von ihrem Garten aus beobachten, sie ist nun froh, dass sie zu Ende sind. Ihr Fazit: "Mir gefällt die neue schon, aber die alte war einfach die alte. Und die hat mir besser gefallen."

Buntes Programm bis in die Abendstunden

Auf, unter und neben der Brücke wird heute noch bis die Abendstunden viel Programm auf geboten. Gestartet wird mit einem bunten Kinder-, Jugend- und Familienprogramm auf beiden Seiten der Brücke. Auf der Linzer Seite wird ein Jugend Corner mit DJ Streetfood mit Sigi Goufas eingerichtet, während in Urfahr auf der Freifläche unter der Brücke mit Artisten, Clowns, Kistenrodelbahn, Airbrush Tattoo, Kinderbasteln und vielem mehr Jung und Alt unterhalten werden sollen.

Video: Einstandskonzert mit der Linz-AG-Blasmusikkapelle

(Video: fotokerschi.at)

Weltpremiere auf Brücke

Ab 16 Uhr gibt es dann das erste Rock- und Popkonzert weltweit, das auf einer Brücke gespielt wird. Das ist für das Organisationsteam um Martin Seimen und Ewald Tröbinger eine Mammutaufgabe. Die Vielzahl an behördlichen Auflagen stellen selbst einen Profi wie Tröbinger vor neue Herausforderungen. Die Erfahrung mit Events auf einer Brücke (Linz Marathon) seien zwar ein Vorteil, nur ist es etwas anderes, ob die Brücke nach dem Start in überschaubarer Zeit wieder frei von Tausenden Läufern ist, oder ob die Brücke stundenlang als Location dienen muss.

Die Bühne steht genau in der Mitte der Brücke in Richtung Steyregg. Drei LED-Wände werden dafür sorgen, dass alle Besucher sehen, was sich auf der Bühne abspielt. Zugelassen sind zeitgleich 4900 Besucher auf der Brücke.

Freier Eintritt und 3G-Kontrollen

Kontrolliert wird dies an den Zugängen von beiden Seiten der Brücke, wo jeweils zwei Container aufgestellt sind, in denen auch die Covid-Maßnahmen geprüft werden. Denn die Besucher haben freien Eintritt, müssen aber die 3G-Regel einhalten, also genesen, getestet oder geimpft sein. Sie bekommen dann auch ein Armband als Zeichen dafür, dass sie im Bereich des Festes überall hindürfen. Darauf steht übrigens "Ich war dabei beim Brückenopenair 2021".

Musikalische Zeitreise

Um die Besucher richtig zu leiten, werden übrigens 600 Laufmeter Absperrgitter aufgestellt. Auf die Besucher des Festes wartet dann eine musikalische Zeitreise in die 1980er Jahre, denn mit Spliff (“Carbonara“) kommt eine der großen Bands der Neuen Deutschen Welle nach Linz. Dazu spielen Superfeucht, die mit "Herzmaschine" ein neues Album präsentieren, Afro Bakuba, G.O.D., DJ Wot, Mat Schuh sowie Dance Like A Poet Unplugged.

Die OÖN sind vor Ort und werden in Wort und Bild aktuell berichten. 

Das Programm in Detail

• 10 Uhr Konzert mit der LINZ AG-Musikkapelle
• 10.30 Uhr Festakt mit anschließendem Luftballonstart
• Ab 11.30 Uhr Kinder- und Familienprogramm
• Ab 12 Uhr: Musikalisches Nachmittagsprogramm
• 16 Uhr DJ Wot
• 17 Uhr G.O.D.
• 18 Uhr Dance Like A Poet
• 19 Uhr Mat Schuh
• 20 Uhr Afro Bakuba
• 21 Uhr Superfeucht
• 22 Uhr Spliff

Aus dem Archiv

Die Brücke in Zahlen:

• 2800 Tonnen wiegt jeder Brückenbogen – fast doppelt so viel wie das schwerste Bauteil der im Vorjahr fertiggestellten Bypässe der Voest-Brücke. 
• 300 Einzelteile: Die Bögen bestehen jeweils aus rund 300 Einzelteilen. Sie wurden von Stahlwerken in Tschechien, Ungarn und Deutschland geliefert.
• 400 Meter ist die neue Brücke über die Donau lang. Die Brückenbögen haben jeweils eine Länge von bis zu 120 Metern.
• 33,7 Meter beträgt die Breite der neuen Donauquerung
• 14,5 Meter messen die Bögen an ihrer höchsten Stelle
• 16.500 Tonnen wiegt das Brückentragwerk
• 8.400 Tonnen Voest-Sahl und damit mehr als im Pariser Eifelturm sind verbaut
• 14.000 Fahrzeuge werden täglich über die Brücke rollen
• 84 Pollerleuchten lassen die Eisenbahnbrücke erstrahlen
• Am 4. Juli 2018 erfolgte der Spatenstich

Ein Rückblick in Bildern: So entstand die neue Brücke