Giftige Chemikalien in Braunauer Schwarzwild
INNVIERTEL. Industriechemikalie aus Chemiedreieck auch im Bezirk Braunau nachgewiesen.
Zehn von 14 untersuchten Wildschweinproben von Schwarzwild aus dem Weilhartforst und dem Kobernaußerwald überschreiten den PFAS-Grenzwert: Das ist das Resultat einer Untersuchung, die der Landesveterinärdienst Anfang September im Bezirk Braunau in Auftrag gegeben hat.
PFAS, also Perfluoralkylsubstanzen, sind Industriechemikalien, die jahrzehntelang bei der Herstellung einer Vielzahl von Produkten verwendet wurden. Sie kommen in Beschichtungen von Textilien, als Imprägnierung, in Backpapier, Feuerlöschern und so weiter vor. Nimmt der Mensch PFAS auf, kann das gesundheitliche Auswirkungen haben: Erhöhte Cholesterinwerte, entwicklungstoxische Effekte beim ungeborenen Kind, Nieren- und Hodenkrebs bei Erwachsenen oder eine verminderte Immunantwort auf Impfungen.
Im angrenzenden Landkreis Altötting in Bayern sind schon länger Verunreinigungen mit PFAS bekannt – es sind Altlasten aus dem Chemiepark Gendorf. Die Verwendung einiger dieser giftigen Substanzen wurde aufgrund der problematischen Umwelteigenschaften verboten. Anfang 2018 wurden Blutspenden von Altöttingern nicht mehr angenommen, damals hatten sich die giftigen Substanzen bereits überall ausgebreitet: Im Boden, im Wasser und im Blut vieler Menschen.
Weil Wildschweine wühlen
Über den Boden dürften auch die Wildschweine PFAS aufgenommen haben: "Die Tiere sind nicht standorttreu, sondern ziehen in Rotten durch die Wälder. Bei der Suche nach Nahrung - etwa Würmer, Maden, etc. - durchwühlen sie den Boden, nehmen dabei Erde auf und verbreiten diese. Außerdem sind Wildschweine gute Schwimmer - eine gute Voraussetzung für die Verbreitung", sagt Landesveterinärdirektor Thomas Hain. Auch der Wind dürfte die chemikalischen Substanzen verbreiten.
Die Jagdleiter haben nun die Empfehlung erhalten, die erlegten Wildschweine nicht mehr oder nur nach vorhergehender Untersuchung als Lebensmittel in Verkehr zu bringen, heißt es in einer heute versendeten Information der Bezirkshauptmannschaft Braunau. "Wir werden weitere Untersuchungen in den Gemeinden des Bezirks Braunau durchführen und beobachten, wie sich die Lage entwickelt. Natürlich können wir nicht jedes einzelne Wildschwein kontrollieren - das ist aus Zeitgründen, aber auch finanziell nicht möglich", sagt Hain.
Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) verweist jedoch darauf, dass es sich nicht um ein Problem einer akuten Toxizität handelt. "Es ist jetzt also kein Problem, wenn man einmalig einen Wildschweinbraten isst. Es geht dabei eher um die langfristigen Auswirkungen", sagt der Landesveterinärdirektor.
Keine Beanstandung bei Fisch und Eiern
Beruhigender sind die Ergebnisse aus Untersuchungen von Freilandeiern, Rohmilch und Fisch, die die Lebensmittelaufsicht Oberösterreich heuer gemacht hat: Sie zeigten keine Beanstandung. Auch das Grund- und Trinkwasser wird seit 2016 stichprobenartig untersucht. Die erhobenen Messdaten zu PFAS sind deutlich unter dem Grenzwert, die OÖNachrichten berichteten. Die Wasserqualität wird weiterhin laufend untersucht, heißt es weiter.