Wo seit 1845 gesungen wird, entsteht ein Chorhaus für Generationen
LINZ. "Haus Frohsinn" in Linz wird im Herbst um Kinder- und Jugendchor bereichert.
Der Schriftzug an der Fassade des Hauses Pfarrplatz 10 in Linz verspricht Tradition. "Sängerbund Frohsinn seit 1845" steht da geschrieben. Im Inneren lässt sich eine Begegnung mit der Geschichte arrangieren. Dokumente geben einen Eindruck von dem, was war.
Ein museales Gefühl entsteht dennoch nicht. Das liegt in erster Linie an Alexander Koller. Der 35-Jährige sprüht vor Ideen und frischem Elan. Seit Jahresbeginn ist der leidenschaftliche Vokalmusiker Leiter der Linzer Singakademie, und damit steht ihm auch ein Haus zur Verfügung, das genutzt werden will. Natürlich vor allem zum Singen. Doch Koller will das historische Ambiente zum echten Chorhaus entwickeln. Über Generationen und unterschiedliche musikalische Sichtweisen hinweg.
Als die Anfrage von seinem Vorgänger Edi Matscheko kam, musste Koller nicht lange überlegen. Er wollte ohnedies einen größeren gemischten Chor leiten, wie er sagt. Eine gute Ergänzung zu seinem Hard-Chor, der ebenfalls im "Haus Frohsinn" probt. Da er als Lehrer am BORG Honauerstraße einen guten Zugang zu jungen Menschen hat, merkt man dies auch bereits am Zulauf.
Der soll noch stärker werden, denn mit Herbst belebt ein eigener Kinderchor das Traditionshaus. Dafür hat Koller Stefanie Spanlang ins Boot geholt, die reichlich Chorerfahrung besitzt und mit dem Kinder- und Jugendchor "bee laut" startet. Kinder ab sechs Jahren sollen angesprochen werden, die Altersgrenze nach oben ist offen. "Wir wollen, dass die Kinder singend mit uns mitwachsen", sagt Spanlang. "Wir schaffen ein Chorhaus, in dem wir die Generationen zusammenführen", sagt Koller. Das "Haus Frohsinn" mit seinem besonderen musikalischen Geist wolle man nach außen tragen. Mit Chören, die alle ihre eigene Linie verfolgen, aber dennoch Ausdruck einer Gemeinschaft sind.
Alexander Koller
Es begann mit der „Liedertafel Frohsinn“
Der spätere Linzer Bürgermeister Ignaz Figuly von Szep gründete 1845 mit 16 Gleichgesinnten einen „Männergesangsverein“, der 1849 in „Liedertafel Frohsinn“ umbenannt wurde. Die Veranstaltungen der Liedertafel wurden bald zum gesellschaftlichen Ereignis in Linz. Zur Erweiterung der Chorliteratur wurde ein Frauenchor hinzugefügt, und so begann die lange Tradition großer Oratorienaufführungen, die noch heute eine der Hauptaufgaben des Chores sind.
1909 schloss sich die Liedertafel mit dem „Sängerbund“ zum „Sängerbund Frohsinn“ zusammen, der vielen Linzern ein Begriff ist, wenngleich 1960 aus Gründen des damaligen Zeitgeistes die noch heute gültige Umbenennung in „Linzer Singakademie“ erfolgte. Das denkmalgeschützte, vor sieben Jahren vollständig renovierte Haus am Pfarrplatz gehört dem Verein. Gönner haben es 1874 für den Verein erworben. Dort sollte nach Plänen der Vereinsmitglieder ursprünglich ein eigenes Konzerthaus entstehen, doch der große Börsenkrach von 1873 vernichtete den Erlös von mehr als 200.000 für diesen Zweck in ganz Europa verkauften Lotterielosen.
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