Wohnbauprojekt Sintstraße braucht Überarbeitung
LINZ. Das von Strabag und GWG vorgelegte Projekt "Grün-Er-Leben in der Sintstraße" muss dem Gestaltungsbeirat noch einmal vorgelegt werden.
Sehr sorgsam geplant, tolles Projekt, aber im respektvollen Dialog der historischen Gebäude aus den 1920er Jahren mit den geplanten Neubauten doch noch mit qualitativer Luft nach oben: So könnte man das Urteil des Gestaltungsbeirates über das Wohnbauprojekt, das die Strabag Real Estate nach den Plänen der Superblock Architekten eingereicht hatte, auf den Punkt bringen. "Der Respekt vor der Historie wird sie noch sehr bedeutsam beschäftigen müssen", meinte etwa der Beiratsvorsitzende, Architekt Albert Wimmer.
Das Projekt sieht die Sanierung von elf der 18 historischen Arbeiterhäuser, die im Zentrum stehen, vor. Sieben Häuser würden abgerissen und durch Neubauten ersetzt, die sich allerdings in einer "Blickbeziehung" zu den alten Bauten befinden würden, wie es am Montag bei der Präsentation vor dem Gestaltungsbeirat hieß. Das Projekt besteht aus drei Teilen. Im Herzen ist der Anger mit den elf Häusern, die aufwendig saniert werden. Hier soll 31 Wohneinheiten geschaffen werden. Im nördlichen Teil wird die GWG geförderten Wohnbau errichten. Geplant sind 17 Wohneinheiten. Im südlichen Teil des Areals will die Strabag neue Eigentumswohnungen errichten. Insgesamt 38 Wohneinheiten wären hier der Plan.
Gestalterisch habe man sich vom Bestand der "Kühne-Bauten" - die Arbeitersiedlung mit großen Freiflächen wurde nach den Plänen des damaligen Stadtbaudirektors Curt Kühne 1927 errichtet - leiten lassen. Das Ziel sei ein sensibler Umgang und ein Rückbau der Siedlung.
"Der Anger ist ein Juwel", sagte Geschäftsführer Erwin Größ (Strabag Real Estate) und machte trotz ökonomischer Interessen kein Hehl daraus, dass es darum gehen würde "so viel wie möglich" von dem Ensemble zu erhalten. "Diese Atmosphäre muss man erhalten", so Größ, der aber auch klar machte, dass es ein äußerst schwieriges Projekt sei, was in erster Linie auch an dem schlechten baulichen Zustand der Häuser und den verwendeten Materialien (Beispiel Asche-Ziegel-Wände) liegen würde.
Die bestehende Siedlung müsse als Gesamtes spür- und erlebbar werden, das war die Aufgabe, die der Gestaltungsbeirat den Planern mit auf den Weg gab. Größ nahm den Auftrag, versprach, dass man sich zusammensetzen und den Aufgaben gerecht werden wolle, um ein Ergebnis vorweisen zu können, dass der Gestaltungsbeirat genehmigen kann.
Auch GWG-Direktor Nikolaus Stadler sprach davon, sich der Verantwortung gegenüber dem Altbestand bewusst zu sein. "Wir werden versuchen, die angesprochene Synthese zwischen Altbestand und Neubauten herzustellen."
"Zielführender" Planungsprozess
Für Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SP) haben Strabag und GWG in Abstimmung mit dem Denkmalschutz einen zielführenden Prozess eingeleitet, damit in der Sintstraße wieder Leben einzieht. "Es muss das Ziel sein, dass auf dem Areal wieder gewohnt wird und die Häuser nicht einfach verfallen." Den Kern der Siedlung mit seinen Grünflächen zu erhalten, sei auch für die gesamte Umgebung wichtig.
Von der "Extremposition", alle Häuser in ihrer jetzigen Form zu sanieren, hält Prammer nichts. Dies habe auch der Gestaltungsbeirat zu verstehen gegeben. Das Bundesdenkmalamt hat dem eingereichten Konzept bereits seine Zustimmung gegeben.
"Die Neubauten haben nichts mit der historischen Siedlung zu tun", wurde Gemeinderat Lorenz Potocnik (Linz+) deutlich. Er hatte auf ein "Machtwort" des Gestaltungsbeirates gehofft, doch mit dem heutigen Tag sei der Abbruch von sieben der 18 Häuser akzeptiert und besiegelt.
Enttäuscht über Tiefgarage
Grundsätzlich begrüßte Gemeinderat Markus Rabengruber (Grüne) die Forderung des Gestaltungsbeirates, den Dialog zwischen den historischen Häusern und den Neubauten zu verbessern. Damit würde der Charakter der Anlage so gut wie möglich erhalten bleiben. Weniger Freude hat Rabengruber mit der Tiefgarage unter den neuen Wohnhäusern, weil dies ein Ausdruck "alten Denkens" sei. Es sei dringend nötig, zeitgemäße Verkehrskonzepte zu entwickeln. Dass man in der Sintstraße nicht über eine Quartiergarage für das Viertel nachgedacht habe, sei enttäuschend.
Jetzt ist die Katze aus dem Sack:
Dh. die Siedlung wird an beiden Enden "angeknabbert", die GWG baut weitere Kisten mit den Balkon-Nistkästen im Süden bis zum 25er-Turm hin (-4 Häuser), im Norden klotzt dann "in moderner Formensprache, Würfel mit Flachdach, die Strabag (-2 Bestandsbauten).
Es bleibt zumindest mehr erhalten, als das bis zur Unkenntlichkeit verbastelte Haus in der ehemaligen, ebenfalls von Kühne gestalteten Don-Bosco-Straße.