Baukultur: Leaderregion Donau-Böhmerwald und ihre Bürgermeister begeben sich auf Ideensuche
MÜHLVIERTEL. Bürger und Gemeinden packen in der Mühlviertler Leaderregion Donau-Böhmerwald gemeinsam an.
Auf die Spurensuche gelebter Baukultur begaben sich Bürgermeister und Verantwortliche der Leaderregion Donau-Böhmerwald nach Bayern, Vorarlberg und Tirol. Anhand geglückter Beispiele sahen die Gemeindevertreter, was alles möglich ist, wenn Gemeinden mit ihren Bürgern an einem Strang ziehen. Denn Bürgerbeteiligung und vor allem Bürgerbegeisterung war in allen Vorzeigeorten ein zentraler Erfolgsfaktor. So etwa in Kirchanschöring in Oberbayern: Der 3340-Einwohner-Ort gilt als Mustergemeinde in Sachen Nachhaltigkeit und Baukultur. Hier setzt man vor allem auf Nach- oder Zwischennutzung von alten Gebäuden. In aufgelassenen Bahnhofsgebäuden entstanden Treffpunkte für die Bürger. Ronja Protzmann begleitete die Gemeinde als "Rurasmus-Studentin" bei der Entwicklung. Das Programm "Rurasmus" bringt Studierende für eine gewisse Zeit in rurale Gegenden. Mit dem Blick von außen falle vieles leichter. So entstand unter dem Titel "KuKav" eine Plattform für Menschen, die sich in der Gemeinde auch und vor allem abseits der Kommunalpolitik beteiligen wollen.
Bürger beteiligen sich
Auch in Weyarn setzte der ehemalige Bürgermeister Michael Pelzer auf Bürgerbeteiligung. Entstanden ist ein ganz neuer Ortsteil, mit neuen, kreativen Wohnformen. Den Rat der Bürger holte die Gemeinde während des gesamten Neugestaltungsprozesses immer wieder ein: "Wenn wir nur als Gemeinderat entschieden hätten, wären wir auf viele Ideen gar nicht draufgekommen", erzählte Pelzer, denn es sei ein Irrglaube, dass das gesammelte Wissen in einem gewählten Gremium vereint sei. So entstanden neue Wohnformen in einer aufgelockerten Anordnung, und es gelang die Restaurierung einer alten Klosterbrauerei zu einem neuen Gastro-Mittelpunkt. Wichtig sei auch, dass man den Gemeinderat hinter sich versammle. So seien ihm Abstimmungen entlang der Fraktionsgrenzen stets ein Gräuel gewesen. Freilich müsse man als Gemeinde auch stets darauf achten, dass man Grundstücke zur Verfügung habe, auf denen Entwicklung stattfinden könne.
Baukultur im Bregenzerwald
Energiepolitische Inputs bekamen die Bürgermeister in der Region rund um Dornbirn. Dort achten die Gemeinden auf Energieeffizienz. Ständig werden Maßnahmen entwickelt, umgesetzt und auch evaluiert. Zentrale Themen sind Kreislaufwirtschaft und ein Re-Use-Ansatz im Hochbau.
Auch im Bregenzerwald spielt die Baukultur eine große Rolle. Im "Werkraum Andelsbuch" beispielsweise sind Fachfirmen aus der gesamten Region vereint, die hier ihre Handwerkskunst zur Schau stellen. Baut die Gemeinde Gebäude, sind stets Architekten eingebunden – vorwiegend auch heimische. So entstand etwa das Sozialprojekt "Miteinander/Füreinander". Die Gemeinde hat hier ihre gesamten Sozialagenden vereint und zum Beispiel Wohnraum für Ältere geschaffen.
Vorzeigegemeinde ist auch Hittisau im Bregenzerwald. Bürgermeister Gerhard Beer führte die Mühlviertler durch das Ortszentrum. Dort ist etwa ein beeindruckender Schulcampus entstanden, der alle Stückerl spielt. Dabei brauchte es für die drei beteiligten Gemeinden vor allem den Mut zum Handeln. Immerhin müssen sie 15 von 40 Millionen Euro Projektsumme selbst finanzieren.
Ähnliches ist der Gemeinde Fließ in Tirol gelungen. Dort entstanden unter Einbindung der Bevölkerung ein neues Gemeindezentrum und ein beachtlicher Sportpark, im Tal zusätzlich ein leistungsfähiges Gewerbegebiet.
Zum Abschluss verschlug es die Delegation aus der Region Donau-Böhmerwald noch nach Thalgau. Dort ist es mit Hartnäckigkeit und der Einbindung der Bürger gelungen, eine Begegnungszone auf einer Landesstraße zu schaffen. "Seither haben wir ein funktionierendes Ortszentrum", so Bürgermeister Johann Grubinger. Er sieht die Gestaltung des Ortes als Prozess, der nie abgeschlossen ist.
Viele gute Ideen
"Natürlich kann man nicht alles auf unsere Region eins zu eins umlegen. Das ist auch gar nicht unsere Absicht. Allerdings können wir uns viele Ideen mitnehmen, wie man Prozesse gestalten und die Bürger mitnehmen kann", sagte Leader-Obmann Georg Ecker nach der Fahrt. Wichtig sei, zu sehen, was alles möglich ist. Denn man neige oft dazu, zu viel darauf zu achten, warum ein Projekt nicht möglich sein soll.