Stressfrei auf die Schlachtbank: Wenn der Fleischhauer zum Bauern kommt
SONNBERG. Mobile Schlachtung ist eine Form der stressfreien Fleischgewinnung. Es entfällt der Verlade- und Transportstress bei den Tieren – das merkt man an der Fleischqualität.
Wer gerne Fleisch genießt, kommt am Thema Schlachtung nicht vorbei. Immer mehr Kunden hadern aber mit großen Schlachthäusern und industrieller Fleischerzeugung. Eine Form der stressfreien Fleischproduktion ist die mobile oder teilmobile Schlachtung. Seit eineinhalb Jahren bietet Fleischhauer Manfred Pilsl in Sonnberg im Mühlviertel diese Form der Fleischgewinnung an. Zwar dürfe er in seinem Schlachthaus auch Schweine, Farmwild, Schafe, Ziegen und sogar Pferde und Kamele verarbeiten, die mobile Schlachtung gibt es aber nur für Rinder. Die Ansprüche sind hoch, das Tierwohl steht an oberster Stelle: "Wir haben pro Schlachtung eine Stunde Zeit, um das Fleisch vom Bauernhof zu uns in den Verarbeitungsraum zu bringen", erklärt Pilsl.
Video: Fleischhauer Manfred Pilsl erklärt, wie die mobile Schlachtung funktioniert
Eine Minute Zeit
Davor muss alles noch viel schneller gehen: "Wir müssen das Rind nach der Betäubung innerhalb von einer Minute auf dem Hänger haben. Dort wird das Tier entblutet", erklärt der Fleischhauer, der auf 30 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann. Die erste Schlachtung wird sogar vom Amtstierarzt überwacht, und auch bei allen weiteren ist ein Tierarzt zugegen.
Seit eineinhalb Jahren ist Pilsl auf den Bauernhöfen der Region unterwegs. Im Schlepptau hat er einen speziellen Anhänger, den er selbst ertüftelt und mit einem befreundeten Spengler umgesetzt hat. Auf die Idee, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, brachte ihn der Tierarzt seines Vertrauens. Der Hänger selbst ist mit leicht zu reinigenden Metallplatten ausgekleidet und verfügt über einen doppelten Boden zum Auffangen des Blutes sowie über eine leistungsfähige Winde, sieht aber auf den ersten Blick wie ein normaler Pferdeanhänger aus. Die Verarbeitung selbst passiert dann im Verarbeitungsraum in Sonnberg. Dort offenbaren sich auch die Vorteile der stressfreien Schlachtungsmethode: "Man merkt schon beim Verarbeiten einen Unterschied. Die Qualität ist einfach besser, wenn der Stress des Transportes nicht gegeben ist", versichert Pilsl.
Qualität, die man schmeckt
Die Auflagen seien zwar hoch, die Konsumenten würden aber hohe Standards erwarten, weiß Pilsl, kritisiert aber gleichzeitig eine gewisse Doppelmoral: "Wer nur auf den Cent schaut, kann keine hochwertige Ware erwarten", sagt er. Außerdem wundere er sich über Kunden, die lieber Fleisch aus Übersee grillen als heimisches Rind: "Der Tierschutz hat bei uns einen hohen Stellenwert. In anderen Ländern gibt es solche Auflagen nicht. Das muss einem als Konsument bewusst sein, wenn man etwa argentinisches Rind auf den Grill legt", sagt er. Gerade deshalb weisen auch seine Kunden beim Weiterverkauf des Fleisches explizit auf die stressfreie Schlachtung hin.
Rahmenbedingungen passen
Die Vorteile sieht auch Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, die zur Betriebsbesichtigung ins Mühlviertel reiste: "Mit der mobilen Schlachtung ist es Landwirten möglich, ihre Tiere ohne Verlade- und Transportstress zu schlachten. Dieses Konzept entspricht den Wünschen vieler tierhaltender Betriebe, aber auch den steigenden Anforderungen der Konsumenten", sagt sie. "Zudem bietet diese Form der Kooperation zwischen Landwirtschaft und Fleischverarbeitungsgewerbe auch Marketingchancen für Betriebe auf beiden Seiten."
Mobile Schlachtung
Seit der Initiative des Landes Oberösterreich im Jahr 2018, die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Etablierung mobiler bzw. teilmobiler Schlachtanlagen herzustellen, haben einige Betriebe die Vorteile dieser stressfreien Form der Schlachtung schätzen gelernt.
Mit den Erfahrungen aus dem geförderten Pilotprojekt haben sich erfolgreiche Modelle entwickelt. Die Schlachtung von Tieren am landwirtschaftlichen Betrieb ermöglicht eine weitgehend stressfreie Schlachtung, da diese im gewohnten Umfeld des Schlachttieres beginnt und somit der Lebendtiertransport entfällt. Bewährt haben sich daher mobile Schlachtanlagen als Erweiterung einer bestehenden Zulassung als Schlachtbetrieb (gemäß LMSVG § 10), wobei aber die Verantwortung für den gesamten Prozess durchgehend beim Schlachtunternehmen liegt. Die vor der Schlachtung erforderlichen Untersuchungen, die Ruhigstellung vor der Betäubung, die Betäubung sowie die Entblutung können dennoch direkt im Herkunftsbetrieb des Tieres umgesetzt werden.
Derzeit sind in Oberösterreich drei Betriebe für diese Form der teilmobilen Schlachtung zugelassen, bei der eben der erste Teil der Schlachtung am Herkunftsort erfolgt, der weitere dann aber im bereits bestehenden stationären Schlachthof. Ein Betrieb befindet sich im Bezirk Urfahr-Umgebung (Bericht auf dieser Seite), der eine Kooperation mit 13 Herkunftsbetrieben in den Bezirken Freistadt und Urfahr-Umgebung hat. Der zweite Betrieb befindet sich im Bezirk Perg und hat Kooperationen mit derzeit drei Herkunftsbetrieben. Der dritte Betrieb mit mobiler Zulassung findet sich im Bezirk Braunau, der bereits eine Kooperation vertraglich gesichert hat und weitere anstrebt.
zu meiner Zeit waren Hausschlachtungen normal bis die Bürokratie ankam👎👎👎
Wie haben Sie es bloß geschafft, diese Zeit mit verdrecktem Fleisch, zerlegt von Laien zu überleben?
sgab noch nicht soviel Chemie 😁😁😁
sgab noch nicht soviel Chemie
betterth.. KEINE Ahnung von der Sache, aber blöd daherreden.
Waren Sie jemals bei einer Hausschlachtung, wie sie früher durchgeführt wurden, dabei ? Offensichtlich nicht, sonst könnten Sie nicht so einen Blödsinn schreiben.
Mobile Schlachtung - jetzt also doch.
Jahrzehntelang haben sich die Behörden in Österreich quergelegt.