Verantwortung eines besonderen Ortes
MAUTHAUSEN. Die Geschehnisse jener Jahre, als Mauthausen Schauplatz furchtbarster Verbrechen an der Menschlichkeit war, offen anzusprechen, war in Mauthausen lange Zeit ein schwieriges Unterfangen. Zeitzeugen fühlten sich unter Druck gesetzt, sich fortan rechtfertigen zu müssen. Manche aus einem Schuldgefühl heraus, manche einfach deshalb, weil sie Erlebtes verdrängen wollten.
Nach der Jahrtausendwende war jedoch offenbar die Zeit gekommen, das zu ändern. Im Juni 2004 fand sich nämlich eine Gruppe zusammen, die in dem historischen Erbe einen Auftrag sah, sich aktiv für Demokratie und Menschlichkeit einzusetzen. Nun – 20 Jahre später – trafen sich die Protagonisten zum Jubiläum, um Rückschau zu halten; zusammen mit Zeitzeugin und Menschenrechts-Preisträgerin Anna Hackl. Das Jubiläumsfoto wurde auf jener Treppe aufgenommen, auf der man vor 20 Jahren auch bei der Gründung Aufstellung genommen hatte.
"Unser Ziel war es von Beginn an, Mauthausen als einen Ort des Gedenkens zu verankern, der im Bewusstsein seiner Geschichte seine Verantwortung und Aufgaben im Heute und Morgen aktiv wahrnimmt", sagt "perspektive"-Vorsitzender Walter Hofstätter.
Besonders gut gelingt das mit den alljährlichen Kulturabenden rund um den Jahrestag der "Mühlviertler Menschenhatz" Anfang Februar: Erwin Steinhauer, Elisabeth Orth, Cornelius Obonya, Werner Schneyder und Michael Köhlmeier konnten unter anderen für die Gestaltung dieser Abende in Mauthausen gewonnen werden. "Für die Veranstaltung zum Jubiläum im kommenden Februar haben bereits die Schauspieler Katharina Stemberger, Gregor Seberg und der Schriftsteller Michael Köhlmeier zugesagt", freut sich Hofstätter auf einen prominent besetzten Kultur-Abend 2025.
International vernetzt
In ihrer Tätigkeit pflegt die "perspektive" enge Kontakte mit Organisationen wie dem Mauthausen Komitee und der Bewusstseinsregion Mauthausen-Langenstein-St. Georgen. Darüber hinaus entstand durch Studienreisen ein Netzwerk mit Gedenkinitiativen aus dem Ausland, speziell aus Polen, Tschechien und Italien. Dort gibt es beispielsweise einen regen Austausch mit den Städten Bologna und Florenz, wo die in Mauthausen geleistete Arbeit sehr positiv wahrgenommen wird. (lebe)