Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wenn Sarah Wagenknecht und Peter Resetarits viel Geld versprechen

Von Gabriel Egger, 08. Jänner 2025, 09:35 Uhr
Wenn Wagenknecht und Resetarits viel Geld versprechen
Die Täter sitzen im Ausland, weit von Europa entfernt. Eine Fahndung ist in den meisten Fällen aussichtslos.

EBENSEE. Die Polizei im Salzkammergut kämpft gegen steigenden Internetbetrug – und hat dabei nur wenig Chancen auf große Erfolge. Die beste Option heißt Prävention

Der Anruf kam aus Mauretanien. Irgendwo aus einem Hinterzimmer im Nordwesten Afrikas, zwischen Algerien und dem Senegal. Das weiß Roman Kern, weil er ihn zurückverfolgen ließ. Gebracht hat es dem Postenkommandanten der Polizei Ebensee nicht viel mehr als Gewissheit. Dass Betrugsfälle im Internet – im Fachjargon "Cybercrime" genannt – keine Fälle sind, die sich nur mit Ehrgeiz und Akribie lösen lassen. Es braucht auch viel Glück. Und noch besser wäre, es kommt erst gar nicht zum Betrug.

Prävention ist das Wort, das Kern so oft wiederholt hat, dass er es vermutlich schon im Schlaf ausspricht. "Du wirst dein Geld nicht durch eine Internetanzeige vervielfachen können. Ohne Ausnahme. Wer dir das verspricht, meint es nie gut mit dir", sagt er. Drei aktuelle Fälle liegen auf Kerns Schreibtisch, den er am 1. März des vergangenen Jahres als Postenkommandant bezogen hat. Die Schadenssumme beläuft sich auf mehrere zehntausend Euro. Die Masche ist ähnlich und klingt leicht durchschaubar, die Strategie der Betrüger ist allerdings nahe an der Perfektion. "Die Leute, die dieser Art von Betrug aufsitzen, sind nicht dumm. Sie werden nur sehr geschickt manipuliert", sagt Kern.

Promis, die mit Scheinen winken

Wie in jenem Fall eines Pensionisten in Ebensee. Auf der Plattform "Facebook" war er über eine Werbeanzeige gestolpert. Prominente Persönlichkeiten, darunter die deutsche Politikerin Sahra Wagenknecht und ORF-Moderator Peter Resetarits, warben dort mit ihren vermeintlichen Erfolgen im Handel mit Kryptowährungen (digitales Zahlungssystem). Innerhalb weniger Tage sei damit sehr viel Geld zu machen. Die Interviews waren frei erfunden, die Videos dazu mit künstlicher Intelligenz (KI) erschaffen, aber dennoch täuschend echt. Um mehr zu erfahren, sollte der Pensionist seine Telefonnummer angeben – und seine Neugier siegte.

Dann begann sich das Betrugskarussell zu drehen. Zunächst mit einem harmlosen Anruf. Weil der Mann in gebrochenem Deutsch sprach und das Vertrauen, das er später missbrauchen wollte, nicht aufbauen konnte, meldete sich wenig später eine Frau – besseres Deutsch, einfühlsamer, überzeugender. Der Pensionist installierte zunächst auf Anweisung eine Krypto-App, später die App "Any Desk", eine legale Software, die einen Fernzugriff zwischen Computern mit unterschiedlichen Betriebssystemen ermöglicht. Die Dame mit frei erfundenem Namen ließ den Ebenseer zunächst 200 Euro überweisen und meldete sich am nächsten Tag erneut mit der frohen Botschaft, dass sich das Geld "rasant vermehre". Er müsse aber zumindest 5000 Euro überweisen, damit es sich für ihn auch auszahle. Höflich gefordert, rasch getan.

In den kommenden Tagen schickte die "freundliche Frau" immer wieder Kontostände– mittlerweile hatte sich das Geld vermeintlich beinahe verfünffacht. Damit die Auszahlung möglich werde, sei aber noch eine Gebühr fällig. Der Ebenseer öffnete die App seiner Bank, verweigerte aber die Bezahlung. Zwecklos, alle Ersparnisse war dahin: Durch die Fernwartung war sein Kontorahmen nun restlos überzogen. Gesamtschaden: 13.600 Euro. Dann erstattete er Anzeige.

"Viele Opfer sagen, dass sie zwischendurch ein schlechtes Gefühl haben, aber dann doch irgendwann von den Anrufern überzeugt werden. Es hilft schon, wenn sie sich während dieses schlechten Gefühls bei uns melden, um Schlimmeres zu verhindern", sagt Kern.

Auch in den Nachbargemeinden komme es vermehrt zu Betrugsfällen und -versuchen. Die Inspektionen im Salzkammergut sind nahezu täglich damit beschäftigt. Und die Dunkelziffer ist hoch. Denn nicht alle, die Opfer von Internetbetrug werden, melden sich- die Schamgrenze ist dafür oft zu hoch. 

Die Täter sitzen oft im Ausland, weit von Europa entfernt. Ihnen habhaft zu werden sei deshalb besonders schwierig.

mehr aus Salzkammergut

Großeinsatz nach Gasaustritt in Straßwalchen

Österreichs kinderfreundlichstes Hotel steht in Gosau

Wanderin (56) bei Sturz auf spiegelglattem Weg am Almsee verletzt

Schafft es die Gmundner Musikerin Sodl, den FM4 Award zu gewinnen?

Autor
Gabriel Egger
Redakteur Oberösterreich
Gabriel Egger

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen