Das Kind hat noch lange keinen Namen
STEYR, KIRCHDORF. Die Tourismusverbände Steyr, Nationalpark Enns- und Steyrtal, Kurbezirk Bad Hall und Oberes Kremstal fusionieren. Wie der Großverband heißt, will man jetzt noch nicht wissen.
Bei dem neuen, mehrere Täler umgreifenden Tourismusverband, der unter sanftem Druck des Landes Oberösterreich angestrebt wird, verhält es sich wie in Grimms Märchen: "Ach, wie gut dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß." Schon der Name eines Einzelverbandes wie "Steyr am Nationalpark" entzweite Gegner und Befürworter, erst recht wohl, wenn sich mehrere Talverbände einigen müssen.
"Wichtiger erster Schritt", sei einmal das von allen Beteiligten abgelegte Bekenntnis zur Fusion, was das Land OÖ in Hinkunft zum Maßstab für seine Förderungen heranziehen wird, sagt der Obmann des EU-"LEADER-Programmes", Bürgermeister von Steinbach/Steyr und Landtagsabgeordnete Christian Dörfel (VP). Bei einem Zwischenbericht, den die von der "Hotel und Tourismus Consulting Kohl & Partner" begleitete Projektgruppe vor 70 Zuhörern im Alten Pfarrhof in Steinbach/Steyr gegeben hat, wurden vier Säulen genannt, auf die sich der Großverband stützen soll. Unschwer vorauszusehen war, dass in den künftigen Katalogen die Stadt Steyr als Kulturdestination, der Kurbezirk Bad Hall-Kremsmünster als Gesundheitszentrum, das Obere Kremstal nicht nur der Stiftskäserei Schlierbach wegen als Genussregion und die Nationalparkgemeinden als Outdoor-Erlebnis angepriesen werden.
Mit der Stärkenliste wurde nicht das Rad neu erfunden, gibt Christian Finner, Wirt vom Gasthof Sandner Linde in Steinbach/Steyr und Obmann des Tourismusverbandes Nationalpark Steyrtal, zu: "Aber mit dem Zusammenschluss werden wir eine ganz andere Außenwirkung entfalten." Die OÖN erfuhren, dass man von einem Jahresbudget von 1,5 Millionen Euro ausgehen dürfe. Das biete neue Werbemöglichkeiten, sagt Manfred Rabko, Obmann des Kurbezirkes Bad Hall: "Mit klein-klein tun wir sicher nicht mehr weiter".
Die neue große Tourismusgesellschaft soll am 1. Jänner 2019 in Betrieb gehen. Für das Statut, das die führenden Funktionäre bestimmt, regte man an, dass drei Bürgermeister im Aufsichtsrat sitzen sollen. "Der Name dann geht ans Eingemachte", weiß Dörfel. Steyrs Bürgermeister Gerald Hackl (SP) kann sich "keinen Namen vorstellen, in dem nicht Steyr vorkommt." Dörfel verweist darauf, dass zur Klärung dieser Frage ein auswärtiges Marketingunternehmen engagiert wird: "Wenn die Inhalte stimmen, ergibt sich daraus von selbst der Verbandsname."