EDLBACH. Thomas Sölkner und Michelle Schnepfleitner kratzten bei der Rollenrodel-EM die Kurven auf einem Güterweg mit ihren Schlitten auf Rollen am schnellsten.
Auf der Geraden des Güterweges Bartl jagen die Schlitten auf eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h hinauf, danach radieren die Stiefel der Rennrodler über den Asphalt, um die nächste Kehre zu schaffen. "Es ist natürlich ein anderer Untergrund als beim Naturrodeln im Winter", sagt Gerhard Redtenbacher vom ASVÖ Edlbach-Rosenau, "aber die Rennrodler haben das so schnell im Griff wie Schlittschuhläufer, die auf Rollerskates wechseln." Die Europameisterschaft im Rollenrodeln, die der Verein am Wochenende ausgerichtet hat, war dann neben der perfekten Organisation auch sportlich ein Riesenerfolg: Der Gastgeberverein räumte bei dem internationalen Top-Bewerb der Sommerfrische der Naturbahnrodler groß ab. Bei der Siegerehrung hängten die Funktionäre des Österreichischen Rodelverbandes (ÖRV) Thomas Sölkner und Michelle Schnepfleitner nach deren Bestzeiten im Herren- und Damenrennen die Goldmedaillen um den Hals und drückten ihnen als besondere Trophäen Sensen des heimischen Herstellers Schröckenfuchs in die Hände.
Die Ehrengabe soll keine falsche Symbolik sein, als hätte der Sensenmann auf dem abgesperrten Güterweg gelauert. Wenn ein Straßenrodler auf seinen zwanzig Rollen von der Strecke abkommt, dann lande er anders als im Eiskanal sanft in der Wiese, meinte Redtenbacher. Alle Rennen über den 1050 Meter langen Güterweg, der nach 150 Höhenmetern Gefälle vor einem Gasthaus endet, verliefen unfallfrei.
Dass der Verein gleich beide Europameister in den Einzelbewerben stellte, sorgte freilich für Hochstimmung bei der Siegerehrung. "So einen Erfolg haben wir noch nie gehabt", freut sich Redtenbacher. Neben Sölkners und Schnepfleitners Goldmedaillen liegt in der Vitrine im Vereinsheim noch mehr Edelmetall herum: Auf der zweiten Stufe des Stockerls stand Andreas Sölkner, nur um 17 Hundertstelsekunden von seinem Bruder Thomas geschlagen.
Nach dem abschließenden Teambewerb durften die Gebrüder Sölkner nochmals ganz hinauf auf das Treppchen steigen: Mit "Team Austria 1" holten sie nochmals Gold, wobei der sommerliche Ausgleich für Naturbahnrodler, der sich immer mehr als eigene Sportart verselbstständigt hat, keine verdeckte österreichische Meisterschaft war. 67 Starter im Einzel und acht im Doppel aus Deutschland, Italien, der Schweiz, Kroatien und Österreich nahmen teil. Das Schlittenrennen auf zwanzig Rollen werde bald den Winterbewerb überflügeln, glaubt Redtenbacher: Der Klimawandel setze dem Naturbahnrodeln im Winter immer mehr zu. Auf Asphalt ist der ASVÖ Edlbach-Rosenau jedenfalls schon eine Großmacht geworden.