SIERNING. Die Zusammenführung von zehn Pfarren ist seit 1.Jänner nach dem Kirchenrecht besiegelt. Karl Sperker empfing bei einem Festgottesdienst als Pfarrer des neuen Seelsorgeraumes Steyrtal den bischöflichen Segen.
Nicht nur weil, wie es Pfarrer Karl Sperker in den Pfarrbriefen bereits anmerkte, die in der Gründungsurkunde des Stiftes Kremsmünster aus dem Jahr 777 genannte Pfarre "Sirnicha" sich schon über ein Gebiet von Wolfern bis nach Frauenstein bei Molln erstreckte, ist die aus der diözesanen Strukturreform hervorgegangene "Pfarre Steyrtal" keine Neuheit mehr. Die katholischen Gliederungen aus den Pfarren Aschach, Frauenstein, Grünburg, Leonstein, Molln, Schiedlberg, Sierning, Sierninghofen-Neuzeug, Steinbach und Waldneukirchen haben schon im Vorfeld des kirchenrechtlichen Inkrafttretens der neuen Großpfarre mit Jahresbeginn über die eigenen Kirchtürme hinausgeblickt und auch über bisherige Dekanatsgrenzen hinweg zusammengearbeitet. Ministranten und Messdienerinnen aus allen nunmehr untergeordneten "Pfarrgemeinden" standen auch um den Altar in der Sierninger Kirche, als Bischof Manfred Scheucher beim Festgottesdienst Sperker als Pfarrer und Renate Berger als Verwaltungsvorständin in ihre Ämter einführte und ihnen den Segen erteilte. Die Pastoralvorständin Katharina Brandstetter, die das dreiköpfige Leitungsteam komplettiert, konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen.
Die neue Pfarre wählte sich als Leitspruch einen Bibelvers aus dem ersten Petrusbrief: "Wir sind bereit, allen Rede und Antwort zu stehen, die nach der Hoffnung fragen, die uns erfüllt". Bischof Scheucher deutete das in seiner Predigt mit der Fragestellung "Taugt die Kirche dazu, den allgemeinen Verblendungszusammenhang in der Gesellschaft zu überwinden, das heißt, Ideologien zu entlarven und die Menschen sehend zu machen für die Wunder dieser Welt, sehend für die Not und das Leid, sehend für das Wirken und für den Willen Gottes in unseren Leben?"
Den materiellen Rahmen dafür soll die Strukturreform insbesonders angesichts des drängender werdenden Priestermangels schaffen. In der neuen Pfarre spenden mit Pater Duy Josaphat, Sebastian Schmidt, Alois Hofmann und Sperker nur noch vier Kleriker die ihnen vom Kirchenrecht vorbehaltenen Sakramente. In der Liturgie gewinnen alternative Formen zur Eucharistie an Bedeutung. In Sierning, Sperkers bisheriger "Heimatpfarre", findet jeweils an einem Sonntag im Monat ein Wortgottesdienst statt. Sperker liest die Messe dann woanders, um Kontakt mit den Katholiken in allen seiner nunmehr zehn "Pfarrgemeinden" zu halten. Der Steinbacher Bürgermeister und Landesrat Christian Dörfel (VP) bezeichnete in seinen Grußworten die Amtseinführung als "historisches Ereignis", nachdem ein Seelsorgeraum für 16.000 Katholiken in sieben politischen Gemeinden der Bezirke Steyr-Land und Kirchdorf geschaffen worden sei. Die neue Pfarre Steyrtal sei ein "passender Weg" um das Gute im Wandel der Zeit zu bewahren.