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"Bombendroher leiden oft unter Persönlichkeitsstörungen"

Von nachrichten.at/apa, 09. Oktober 2024, 16:30 Uhr
Bombendrohung gegen Otto-Glöckel Schule
In Linz war der Hauptbahnhof, aber auch mehrere Schulen betroffen. Bild: TEAM FOTOKERSCHI / KERSCHBAUMMAYR (TEAM FOTOKERSCHI

WIEN. Eine Serie von Bombendrohungen hält derzeit österreichweit die Polizei in Atem. Wie die Behavior-Profilerin und Kriminalanalytikerin Patricia Staniek erklärte, seien gerade solche Delikte einem bestimmten Typ von Täter zuzuordnen.

"Seriendroher, insbesondere Bombendroher, folgen oft einem bestimmten Täterprofil, obwohl individuelle Unterschiede bestehen", sagte sie. Vor allem Männer neigten zu solchen Taten.

Oft antisoziale Merkmale 

Zwar sei der Bildungsstand bei Tätern oft unterschiedlich, die meisten würden über einen durchschnittlichen Schulabschluss verfügen. Häufig seien diese jedoch durchaus technik- bzw. informatikaffin. "Die meistens männlichen Täter sind im Alter von circa 20 bis 45 Jahren", so die Kriminologin. Auch psychische Erkrankungen seien gängige Bestandteile von Täterprofilen. "Oft leiden Bombendroher unter Persönlichkeitsstörungen oder psychologischen Problematiken." Diese zeigten dabei oft auch antisoziale Merkmale, "wie psychopathische, narzisstische und oder soziopathische Tendenzen". Auch soziale Isolation, Probleme mit Beziehungen sowie soziale Interaktionen seien Teil eines solchen Täters.

"Viele stammen aus instabilen familiären Verhältnissen, leben in ihrer persönlichen von inneren und äußeren Konflikten beladenen Welt", sagte Staniek. "Manche haben auch eine Historie an Straftaten aufzuweisen, bzw. zeigten sie schon in Schule oder auch am Arbeitsplatz durchaus außergewöhnliches und auffälliges Verhalten."

Geltungsdrang und Aufmerksamkeit

Dieses Verhalten ziele dann oft auf den Aufmerksamkeitsgewinn ab. Überhaupt spielten "Aufmerksamkeit und Geltungsdrang eine zentrale und wichtige Rolle bei vielen Seriendrohern", sagte Staniek. "Der Drang, im Mittelpunkt zu stehen, ist ein häufiger Motivationsfaktor." Nachsatz: "Der Großteil der Täter sucht und braucht die Aufmerksamkeit, möchte sich einmal im Leben wichtig fühlen." Die Chance nutze er, "indem er die Kontrolle über eine Situation ausübt und die Reaktionen der Polizei und der Öffentlichkeit beeinflusst."

So löse es oft Genugtuung bei Bombendrohern aus, wenn "Drohungen ernst genommen werden und große Reaktionen hervorrufen". Die Evakuierung von Gebäuden oder mediale Berichterstattung verschaffe ihnen ein befriedigendes Gefühl. "Dieser Machtausdruck verstärkt oft das Verhalten und führt dazu, dass Täter wiederholt Drohungen aussprechen, um die gleiche Aufmerksamkeit zu erhalten. Sie schaffen sich darüber eine wirkungsvolle Plattform."

Unterschiedliche Motive 

Unterschiede gäbe es dagegen bei möglichen Motiven. "Manche Täter handelten aus Rache gegen bestimmte Personen oder Institutionen. "Sie fühlen sich oft benachteiligt oder ungerecht behandelt. "In einigen anderen Fällen seien die Drohungen dagegen politisch motiviert oder "Teil einer ideologischen Agenda", wie es die Expertin nannte. Solche Täter würden stets Panik erzeugen oder auf eine bestimmte Sache aufmerksam machen wollen. "In manchen Fällen sind die Täter psychisch krank und leiden unter Wahnvorstellungen oder anderen schweren psychischen Störungen."

Drohungen per E-Mail seien vor allem das Mittel der Wahl, um leichter anonym zu bleiben und weil die Verbreitung nicht kompliziert sei. "Oft sind sie einfach, fast unauffällig oder allgemein formuliert, enthalten aber sehr spezifische Details, die eine Drohung ernst zu nehmen, erscheinen lässt."

Auch telefonische Drohungen kämen vor. "Wobei die Täter häufig verzerrte Stimmen nutzen oder von öffentlichen Telefonen aus anrufen, um ihre Identität zu verschleiern", erklärte die Profilerin. In den vergangenen Jahren seien jedoch vor allem vermehrt soziale Medien oder verschlüsselte Messaging-Apps genutzt worden, um Drohungen zu verbreiten.

Zur Person: Patricia Staniek ist Betriebswirtin für Wirtschaftskriminalistik, zertifizierte Master Profilerin und Verhaltensanalytikerin. Sie lehrte unter anderem bereits als Gastlektorin an der FH Wiener Neustadt sowie der Uni Wien, ist Teil der Kölner Forschungsstelle für Staatsverweigerung und subversiven Extremismus (FSTE) und gibt Schulungen für Mitarbeiter der österreichischen Sicherheitsbehörden sowie Rechtsanwälte oder Privatdetektive.

Video: Die Ermittler gehen von einem Zusammenhang aus, können das aber noch nicht bestätigen. Was sich dazu aber sagen lässt erzählt Florian Hartleb. Er ist Forschungsdirektor beim Europäischen Forschungsinstitut für Terrorismusbekämpfung und Konfliktprävention in Wien.

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