Häusliche Gewalt während des Lockdowns gestiegen
WIEN. Innen- und Frauenministerium sehen "keinen signifikanten Anstieg" bei Annäherungs- und Betretungsverboten, SP und Grüne üben scharfe Kritik
Der Lockdown wegen der Corona-Pandemie habe aus Sicht von Innenminister Karl Nehammer (VP) und Frauenministerin Susanne Raab (VP) zu keinem signifikanten Anstieg bei häuslicher Gewalt geführt. 886 Mal wurden im Februar in Österreich Annäherungs- und Betretungsverbote gegen Gewalttäter verhängt. Im März waren es bereits 972, im Lockdown-Monat April erhöhten sich die Fallzahlen dann auf 1081 – deutlich unter dem Wert, der zu befürchten war, wie Raab sagte.
In größeren Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern haben sich die der Polizei gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt nach dem Corona-Lockdown jedoch um 26 Prozent erhöht. In Landgemeinden und mittleren Städten machte der Zuwachs von Jänner bis Mai neun Prozent aus. Die Integrations- und Frauenministerin sprach von einem "leichten Anstieg", wobei "jeder Gewaltakt einer zu viel ist und in unserer Gesellschaft keinen Platz hat". Insgesamt sei man hinsichtlich häuslicher Gewalt "gut durch die Krise gekommen", sagte Raab.
Dazu beigetragen hätten die ausgebaute 24-Stunden-Frauen-Helpline mit 38 Prozent mehr Anrufen seit März, verstärkte Onlineberatungen und eine Informationskampagne. Für den Herbst ist ein Gewaltschutz-Gipfel geplant. Man müsse nämlich "wachsam sein", warnte Raab: "Im Herbst verlagert sich das Leben mehr ins Innere."
"Gefährliche Verharmlosung"
Scharfe Kritik kam aus der SPÖ und von den Grünen. In Oberösterreich sei im Lockdown die Zahl der Polizei-Einsätze wegen häuslicher Gewalt um 30 Prozent gestiegen, teilte Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP) in einer Aussendung mit. Sie sieht eine "gefährliche Verharmlosung" durch Raab und Nehammer und fordert, Schutzangebote, darunter Frauenhäuser, auszubauen. Das Land OÖ plane ab 2021 den Bau von drei weiteren Frauenhäusern im oö. Zentralraum.
Auch Gabriele Heinisch-Hosek, SP-Frauenvorsitzende und -sprecherin, warf Nehammer und Raab vor, die Gefahrenlage für Frauen zu bagatellisieren. Sie verlangt einen verstärkten Dialog mit den Experten im Gewaltschutzbereich und ein Soforthilfepaket von fünf Millionen Euro für Betroffene. Weiters trat Heinisch-Hosek für Hochrisiko-Fallkonferenzen ein, die hoch gefährliche Fälle analysieren und beraten sollten.
Die grüne Frauensprecherin Meri Disoski sieht die Zunahme an häuslicher Gewalt als "eindeutigen Handlungsauftrag für den Ausbau des Gewaltschutzes." Die Dunkelziffer sei beachtlich, häusliche Gewalt werde sehr stark tabuisiert. "Betroffene scheuen oftmals davor zurück, professionelle Beratung und Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich ihrem persönlichen Umfeld anzuvertrauen", sagte Disoski.
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Aus dem Artikel:
"Scharfe Kritik kam aus der SPÖ und von den Grünen. In Oberösterreich sei im Lockdown die Zahl der Polizei-Einsätze wegen häuslicher Gewalt um 30 Prozent gestiegen, teilte Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP) in einer Aussendung mit."
Darf man die Zahlen aus dem Bundesland Wien auch erfahren?
Andere Quellen behaupten das Gegenteil. Da soll sich wer auskennen.
Die Schurnalistenlehrlinge sinds auf jeden Fall nicht.
Gab es gestern nicht eine Headline, dass häusliche Gewalt lt. Bundes-VP gar nicht gestiegen wäre?
richtig.
Gestern lautete die Überschrift: "kein Anstieg häuslicher Gewalt während Lockdown".
Wieder einmal ein gutes Beispiel, wie die Medien Informationen transportieren.