Sturm: Feuerwehren von Tirol bis Niederösterreich gefordert
ST. PÖLTEN/SALZBURG/ INNSBRUCK. In der Nacht auf Samstag hat Sturmtief "Zoltan" die Einsatzkräfte von Tirol bis Niederösterreich gefordert.
In Niederösterreich kommen die Helfer seit Donnerstagabend nicht zur Ruhe. Am Samstag wurden alleine seit Mitternacht 205 entwurzelte und umgestürzte Bäume von Straßen sowie aus Telefon- und Stromleitungen beseitigt. Samstagmittag standen in Summe 120 Feuerwehren im Einsatz. Aufgrund nasser und glitschiger Fahrbahnen wurden zudem binnen zwölf Stunden rund 70 Verkehrsunfälle - allesamt laut bisherigen Informationen ohne Schwerverletzte - verzeichnet.
Samstagvormittag waren die Helfer abseits des Sturms zunehmend mit Hochwasser, Vermurungen und Überflutungen konfrontiert. "Vor allem in den Bezirken Krems, Melk, Neunkirchen, St. Pölten und Wiener Neustadt haben bereits einige Bäche die Hochwassergrenzen erreicht. Zudem stehen mehrere Keller und Straßenunterführungen unter Wasser", teilte Franz Resperger vom NÖ-Feuerwehrlandeskommando mit.
Allgemein blieb die Lage im Bundesland angespannt. "Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden", betonte der Feuerwehrsprecher. Nervosität herrschte entlang der Donau, wo in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) und in der Katastralgemeinde Kritzendorf die Hochwasseralarmgrenze überschritten worden ist. Im ganzjährig besiedelten Strombad Kritzendorf entscheidet die Feuerwehr Samstagnachmittag über die Errichtung des mobilen Hochwasserschutzes. "Man rechnet zwar mit keiner bedrohlichen Überschwemmung, dennoch besteht die Gefahr, dass die Donau bei zusätzlicher Schneeschmelze in den nächsten Tagen weiter ansteigen wird", blickte Resperger voraus. Ein Thema blieb auch die Lawinengefahr. In den Türnitzer und den Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie in der Rax-Schneeberggruppe wurde das Risiko oberhalb der Waldgrenze als groß (Stufe 4 von 5) eingestuft.
Die Orkanböen erreichten im besiedelten Gebiet um die 100 km/h, in Abtenau (Tennengau) etwa wurden 102 Stundenkilometer gemessen, am Salzburger Flughafen waren es 97, wie eine Meteorologien von Geosphere Austria schilderte.
Murenabgänge in Salzburg
In Salzburg war am stärksten der Norden des Landes betroffen, also die Landeshauptstadt (mit 18 Einsätzen), der Flachgau, wo 450 Helferinnen und Helfer zu über 70 Einsätzen gerufen wurden, und der Tennengau, wo 315 Feuerwehrleute bei 80 verschiedenen Sturmschäden im Einsatz standen. Der größte Teil der Einsätze betraf umgestürzte Bäume, etliche Male mussten auch Fahrzeuge geborgen und vereinzelt auch Objekte ausgepumpt werden. In Bischofshofen und St. Johann im Pongau gingen auch Muren ab. Vor allem im Flachgau und im Tennengau kam es zu Stromausfällen, in der Nacht waren bis zu 5.000 Haushalte betroffen. Samstagvormittag waren es noch rund 3.000 Haushalte, und zwar in Großgmain (Flachgau), Adnet, St. Koloman, Hallein, Kuchl, Golling (alle Tennengau) und in Teilen von Lofer im Pinzgau, teilte die Salzburg AG mit. Wie lange die Arbeiten zur Wiederherstellung der Versorgung noch dauern, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.
Tiroler Orte abgeschnitten
Einige kleine Tiroler Ortschaften waren Samstagfrüh nicht erreichbar, wie etwa der Wintersportort Obergurgl im hinteren Ötztal sowie Kaisers, Bschlabs oder Gramais (Bezirk Reutte). Im Alpbachtal (Bezirk Kufstein) hatte eine Mure ein Auto erfasst, wobei der Fahrer leicht verletzt wurde. Rund 60 Einsätze wurden in der Nacht absolviert, hieß es von der Leitstelle.
Die Unwetterschäden ereigneten sich "übers ganze Land verteilt" und zogen "entwurzelte Bäume und blockierte Straßen" nach sich, so die Information der Tiroler Einsatzzentrale. Freitagabend wiederum wurde die Alpbacher Landesstraße (L5) in Reith auf einer Länge von 15 Metern verlegt. Ein Auto wurde von der Mure von der Straße geschoben und gegen einen Baum gedrückt. Der 25-jährige ungarische Autolenker wurde dabei leicht verletzt, seine 21-jährige Beifahrerin blieb unverletzt. In Mötz (Bezirk Imst) musste ein Wohnhaus evakuiert werden, nachdem eine Mure auf die Terrasse eines Wohnhauses abgegangen war. Auch in Wenns wurde eine Straße nach einem Hangrutsch unterspült. Wegen eines Steinschlags wurden in der Nacht auf Samstag in Mils bei Imst vier Wohnhäuser evakuiert. Ein etwa vier mal vier Meter großer Felsblock durchschlug einen Schuppen und drückte einen Strommast um. Es wurde niemand verletzt.
Aufgrund der Wettersituation waren einige höher gelegene Straßen aufgrund von Lawinengefahr gesperrt. Dies galt laut Verkehrspolizei auch für den Wintersportort Obergurgl im Ötztal. Die Sperre war seit dem späten Freitagnachmittag aufrecht. An der Grenze zur Schweiz bei Pfuns war zudem die B184 wegen eines Lawinenabganges gesperrt, auch das Pitztal war nach einem Murenabgang zwischen Jerzens und Arzl weiterhin nur erschwert erreichbar. Eine Umleitung wurde eingerichtet. Im Bezirk Reutte waren die L267 zwischen Gramais und Häselgehr sowie die L268 zwischen Kaisers und Steeg wegen Lawinengefahr gesperrt. Auch die Bschlaber Landesstraße war abschnittsweise nicht befahrbar.
Keine Störungen gab es dagegen Samstagfrüh im Zugverkehr. Laut Streckeninfo der ÖBB kam es in Tirol zu keinen Unwetterschäden.
Neuschnee und starker Wind
In Kärnten herrschte nach den Schneefällen auf höher gelegenen Bergstraßen eine Zeit lang Kettenpflicht, so etwa auf der Katschbergstraße (B99) und der Passstraße (B95) über die Turracher Höhe zwischen Kärnten und der Steiermark.
In der Obersteiermark und in der nördlichen Oststeiermark waren in der Nacht auf Samstag die Feuerwehren aufgrund des Neuschnees und des teilweise starken Windes gefordert. Fahrzeuge waren zu bergen und umgestürzte Bäume zu beseitigen, vor allem in den Bereichen Bruck, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz. Relativ ruhig blieb die Lage vorerst im Burgenland. In der Nacht auf Samstag wurden 30 Feuerwehreinsätze gezählt. Der Löwenanteil betraf laut Landessicherheitszentrale Verkehrsunfälle.