Nach der Abhöraffäre hat Australien „ernste Fragen“ an Murdoch
SYDNEY. Nach der Abhöraffäre in Großbritannien verschärft Australien, das Heimatland des Medientycoons Rupert Murdoch, seine Gesetzgebung zum Schutz der Privatsphäre und will die Murdoch-Geschäfte genau durchleuchten.
Australiens Innenminister Brendan O’Connor sagte gestern, der Skandal um das zum Murdoch-Konzern gehörende britische Boulevardblatt „News of the World“ mache ein Handeln erforderlich. Bisher gebe es in Australien kein allgemeines Gesetz, das die Privatsphäre schütze. Dies bedeute, dass niemand rechtlich abgesichert sei, der gegen eine Verletzung seiner Privatsphäre klagen wolle, sagte O’Connor. Künftig solle es möglich sein, Medien in solchen Fällen vor Gericht zur Rechenschaft zu ziehen.
Überhaupt habe die australische Regierung wegen des Abhörskandals „ernste Fragen“ zu den Geschäften des Medienimperiums von Rupert Murdoch in dessen Heimatland, sagte Australiens Premierministerin Julia Gillard: „Wenn man sieht, wie Telefone gehackt worden sind, wenn man sieht, wie Menschen dadurch verletzt worden sind, dann denke ich, dass auch in diesem Land ein paar Fragen über die Geschäfte von News Limited zu stellen sind. Die Murdoch gehörende Holding News Limited kontrolliert 70 Prozent des australischen Zeitungsmarktes.
Murdoch selbst ist zwischenzeitlich mit seiner Frau Wendi wieder nach New York zurückgekehrt und geht nun bei der internen Krisenbewältigung in die Offensive. Der Konzern werde entschlossen dafür sorgen, dass solche ernsten Probleme nicht wieder aufträten, schrieb Murdoch in einer E-Mail an seine Mitarbeiter. „Wer unser Vertrauen missbraucht hat, wird dafür juristisch zur Verantwortung gezogen.“
Murdoch räumte ein: „Es wird einige Zeit dauern, das Vertrauen wiederherzustellen. Aber wir sind entschlossen, die Erwartungen unserer Aktionäre, Kunden, Kollegen und Partner zu erfüllen.“