45 Grad im Schatten: Gluthitze und Waldbrände in Südeuropa
MADRID/ATHEN/ROM. Gluthitze um oder über 40 Grad: Ein Ende der Hitze und Trockenheit in Südeuropa ist weiterhin nicht in Sicht.
Aber auch im selbst als oft kühl und regnerisch beschriebenen Großbritannien hat das zuständige Met Office erstmals in seiner Geschichte eine Warnung vor extremen Temperaturen herausgegeben. Besonders dramatisch war die Lage am Freitag unterdessen in Portugal, wo - begünstigt durch eine seit vielen Monaten anhaltende Dürre und große Hitze - riesige Waldbrände wüteten.
"Außergewöhnliche, möglicherweise rekordverdächtige Temperaturen sind am Montag und dann wieder am Dienstag möglich", teilte der britische Wetterdienst Met Office am Freitag mit. Die Nächte würden für Großbritannien außergewöhnlich warm. Dies werde "wahrscheinlich zu weitreichenden Auswirkungen auf Menschen und Infrastruktur führen". Der britische Hitzerekord liegt bei 38,7 Grad - gemessen am 25. Juli 2019 an der Universität Cambridge. Meteorologen rechnen damit, dass dieser Wert übertroffen wird.
Dramatische Lage in Portugal
Zahlreiche Waldbrände haben Portugal seit einer Woche fest im Griff. Am Freitag wüteten dort 13 größere und Dutzende kleinere Feuer, wie der Zivilschutz mitteilte. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen in nur einer Woche mehr als 25.000 Hektar - eine Fläche von etwa 35.000 Fußballfeldern. Die dieses Jahr bisher durch Waldbrände vernichtete Fläche erhöhte sich auf 38.600 Hektar - 35 Prozent mehr als im ganzen Vorjahr (28.415).
Die Bewohner Portugals und die vielen Touristen, die dieser Tage im Land Urlaub machen, ächzen unterdessen unter ungewöhnlicher Hitze. Am Mittwoch wurde in Pinhão im Distrikt Viseu im Norden des Landes mit 47 Grad die höchste jemals im Juli auf dem Festland Portugals registrierte Temperatur gemessen, wie das Institut für Meer und Atmosphäre (IPMA) mitteilte. Der genaue Wert muss aber noch bestätigt werden.
Rekord-Hitze in Spanien
Im benachbarten Urlaubsland Spanien galt am Freitag in 16 der 17 Autonomen Gemeinschaften Hitzealarm. In den Regionen Andalusien im Süden und Extremadura im Westen des Landes sollten die Temperaturen bis auf 44 beziehungsweise 45 Grad Celsius im Schatten klettern. Nur die Kanaren vor der Westküste Afrikas bleiben von der extremen Hitze verschont. Die Hitzewelle in Spanien werde vom Ausmaß und der Länge her eine der längsten seit Beginn der Erfassungen im Jahr 1975 sein, teilte der nationale Wetterdienst mit.
Rund 2.300 Menschen sind in Spanien wegen eines Waldbrandes in der Touristenhochburg Costa del Sol in Sicherheit gebracht worden. Das aus noch unbekannter Ursache in den Mittagsstunden ausgebrochene Feuer bedrohte am Freitagabend in erster Linie das Gebiet um die beiden Gemeinden Alhaurín de la Torre und Alhaurín el Grande am Gebirgszug Sierra de Mijas nahe der Küstenmetropole Málaga. Auch einige Touristen dürften von den Evakuierungen betroffen sein.
Aus Frankreich hieß es, die Hitzeperiode sei besonders intensiv und lang anhaltend. In elf Départements galt die Hitzewarnstufe Orange, am Freitag sollen mancherorts Temperaturen um die 40 Grad erreicht werden. Zwei große Waldbrände an der südfranzösischen Atlantikküste breiteten sich weiter aus. In der Nacht auf Freitag evakuierten Einsatzkräfte drei Gemeinden südlich von Bordeaux. Der Zivilschutz warnte vor besonderer Brandgefahr im Rhonetal, wo der Mistral-Wind am Freitag und Samstag über trockene Gebiete fegen dürfte.
Brände in Südtirol und am Gardasee
Auch Italien kämpft seit Wochen mit Dürre. In fünf nördlichen Regionen entlang des Flusses Po verhängte die Regierung deshalb den Notstand, weitere Regionen könnten folgen. Immer wieder treten Busch- und Waldbrände auf. Gefahr besteht weiterhin auch auf Sizilien und Sardinien. Die Feuerwehr in Südtirol bekämpfte in der Nacht auf Freitag einen Großbrand im Wandergebiet bei Frauwaal. Am nördlichen Teil des Gardasees beschäftigten schon seit Sonntag zahlreiche Brände die Behörden.
Dorf auf Kreta evakuiert
Binnen 24 Stunden wurden in Griechenland 108 Waldbrände gezählt, teilte die Feuerwehr am Freitag mit. Ein besonders großes Feuer südlich der kretischen Hafenstadt Rhethymno konnte wegen starken Windes zunächst nicht unter Kontrolle gebracht werden, die Ortschaft Orne wurde vorsorglich evakuiert. Auch südöstlich von Athen brannte es, den Anrainern der Siedlung Feriza wurde per Warn-SMS empfohlen, die Gegend vorerst zu verlassen. Für Samstag riefen die Behörden für etliche Regionen wieder die zweithöchste Waldbrand-Warnstufe aus - darunter auch der Großraum Athen und mehrere Urlaubsinseln.