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Größter Polizeieinsatz Deutschlands: Der Klimakonflikt im Dörfchen Lützerath

Von Heidi Riepl, 10. Jänner 2023, 13:06 Uhr
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In den leeren Häusern haben sich inzwischen mehr als 700 Klimaaktivisten verschanzt. Und die sind fest entschlossen „Lützi“ zu retten. Bild: INA FASSBENDER (APA/AFP/INA FASSBENDER)

LÜTZERATH. Es wird vermutlich der größte Polizeieinsatz in der Geschichte Deutschlands:  In Nordrhein-Westfalen soll ab Mittwoch der kleine Ort Lützerath geräumt werden, damit der Energiekonzern RWE dort Kohle abbauen kann.

Klimaaktivisten wollen das um jeden Preis verhindern. Die Stimmung ist aggressiv. Es drohen gewaltsame Ausschreitungen.

Die Vorbereitungen laufen schon seit Wochen. Zur Verstärkung der Polizei aus Nordrhein-Westfalen wurden mittlerweile aus ganz Deutschland Einsatzkräfte nach Lützerath entsandt. Mit Wasserwerfern, Pferden und Hunden sollen sie am Mittwoch mit der umstrittenen Räumung beginnen. „Das wird ein herausfordernder Einsatz mit vielen Risiken", sagte der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach. Er rechnet sowohl mit friedlichen Demonstrationen aber auch mit gewaltsamen Ausschreitungen. Bereits gestern kam es zu ersten Handgreiflichkeiten.

Bildergalerie: Der Kampf um Lützerath: Aktivisten und Polizisten rüsten sich

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1 (Foto: Federico Gambarini (dpa)) Bild 1/14
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Regulär wohnt in Lützerath, am Rande des Tagebaugebiets, niemand mehr. Die ursprünglichen Bewohner haben ihren Besitz verkauft und leben längst woanders. Ihre Umsiedlung begann bereits 2006. Aber in den leeren Häusern haben sich inzwischen mehr als 700 Klimaaktivisten verschanzt. Und die sind fest entschlossen „Lützi“ zu retten. „Wir hoffen, dass wir Lützerath mindestens sechs Wochen lang halten können“, sagt Dina Hamid, Sprecherin der Initiative Lützerath. In dem Bündnis haben sich Organisationen und Initiativen wie „Ende Gelände“, „Fridays for Future“, „Alle Dörfer bleiben“ und „Letzte Generation“ zusammengeschlossen. Geplant haben sie unter anderem Sitzblockaden sowie die Besetzung von Baumhäusern und Hütten. Sie hoffen: Wenn sie sechs Wochen aushalten, beginnt die Jahreszeit, in der es per Gesetz verboten ist, Bäume zu roden. Damit ließe sich Lützerath bis Oktober retten.

Die politische Lage ist heikel

„Hier zeigt eine Gesellschaft, dass sie versteht: Es geht um alles. Das Dorf hier ist überlaufen von Menschen, die aus der ganzen Republik angereist sind“, sagt die Klimaaktivistin Luisa Neubauer.  Ihrer Meinung nach hat die Politik nicht mit so viel Widerstand gegen den Abriss des Dorfes Lützerath am Rande des rheinischen Braunkohletagebaus gerechnet. „Man merkt, dass anscheinend unterschätzt wurde, welche Kraft in diesem Ort steckt“, sagt Neubauer.

OÖNplus Außenpolitik

Ein Ort, ein Symbol

Heidi Riepl

In Lützerath geht es um viel mehr als nur um Kohle.

von Heidi Riepl

Die politische Lage ist heikel: Denn ausgerechnet die Grünen, die noch im Jahr 2018 den Erhalt des Hambacher Forstes im Kampf gegen RWE unterstützt hatten, sind in Nordrhein-Westfalen nicht mehr in Opposition, sondern bilden seit dem Sommer 2022 mit der CDU die Landesregierung. Sie haben dem Ende von Lützerath zugestimmt. „Die Räumung ist ein schmerzlicher, aber leider notwendiger Schritt“, sagt die grüne Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur. Sie verteidigt den Abriss des Dorfes mit dem Argument, dass dafür der Kohleausstieg in Nordrhein-Westfalen um acht Jahre von 2038 auf 2030 vorgezogen wird und fünf andere Dörfer im Rheinischen Braunkohlerevier vor der Zerstörung bewahrt würden. So wurde es bereits 2022 vereinbart.

Die grüne Spitze rechtfertigt ihre Kehrtwende auch mit der Energiekrise: Es brauche mehr Strom aus Braunkohlekraftwerken, um den Ausfall von russischem Gas zu kompensieren. Ob das stimmt, ist jedoch umstritten: Jede Seite präsentiert inzwischen eigene Gutachten. Am Wochenende erschien eine neue Kurzstudie der „Coal Exit Research Group“ verschiedener deutscher Universitäten, die zu dem Schluss kommt, dass aus den schon erschlossenen Kohlegruben genug gefördert werden kann, um die Stromversorgung zu sichern.

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Autorin
Heidi Riepl
Redakteurin Außenpolitik, Weltspiegel
Heidi Riepl
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9  Kommentare
9  Kommentare
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transalp (10.991 Kommentare)
am 10.01.2023 19:14

Alle unsere "Klima- Kleber" hier sollen sich in den Zug setzen und dorthin fahren!
Kohle geht gar nicht!
Dort können sie sich irgendwo
anpicken...
Aber lasst unsere berufstätigen
hier in Ruhe, die nur ihren Job nachgehen wollen und ins Büro/ in die Arbeit fahren wollen!
.

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telepath (400 Kommentare)
am 10.01.2023 17:19

Es wäre wohl besser, wenn Deutschland (wie auch Österreich) seine Gasvorräte mit Biofracking fördern würde. Besser für die CO2-Bilanz und auch besser für die Energieversorgung der nächsten Jahrzehnte. Solange wird es mit Sicherheit dauern, bis mit alternativer Energieaufbringung eine sichere und preiswerte Versorgung erreicht wird.

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reibungslos (15.057 Kommentare)
am 10.01.2023 17:57

Die Medien haben inzwischen aus Fracking ein ebensolches Monster gemacht wie es schon länger Atomkraftwerke sind. Man wird also wieder gerne Gas aus Russland nehmen, wenn dort Ruhe einkehrt. Zwichendurch dürfen sich die Scheichs von Katar über große Einnahmen durch Gasexporte freuen. Und vielleicht ergibt sich auch mit dem Iran wieder eine Möglichkeit, Gas von dort zu beziehen. Die Reserven dort sind gigantisch.

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nangpu (1.870 Kommentare)
am 10.01.2023 16:17

Nur mehr zum Haare raufen!
Die Grünen in DE stimmen da zu - es wird also ein ganzes Dorf geopfert um Braunkohle abzubauen.
Atomstrom ist grün - und und!
Euch (Grüne) geht's wohl nicht gut!?
Bei uns kleben die sich auf die Straße - für was bitte?
Zusätzlich hirnrissige (scheinheilige) Sanktionen, die den Klimawandel eher beschleunigen als bremsen.

Kannst ned erfinden. 👎👎👎

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reibungslos (15.057 Kommentare)
am 10.01.2023 20:15

Das ist der Zeitgeist. Leute, die durch den Informationsüberfluss glauben, alles zu wissen, aber tatsächlich gar nichts wissen bzw. begreifen. Der Begriff "overinformed and undereducated" dafür tauchte schon vor dem Internet in den 1990ern auf.

Dazu die Medien, die jede erdenkliche Katastrophe heraufbeschwören. Das führt dann dazu, dass einige meinen, die Welt schnellstmöglich erlösen zu müssen.

Es handelt sich dabei aber vornehmlich um ein Phänomen in ein paar reichen Staaten Westeuropas. Die Leute in den meisten Staat der Erde haben andere Sorgen.

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lucky890 (2.347 Kommentare)
am 10.01.2023 14:25

RWE will 280 Mio Tonnen Kohle abbauen, damit weitere 100 Mio Tonnen CO2 ausstoßen (Österreich 75-80 Mio Tonnen pro Jahr). Es braucht rund 1 kg Kohle für 1 kWh, rund 40% des deutschen Stroms kommen aus Kohle.
Und dann fördert man E - Autos, textet die Leute zu mit nachhaltig anstatt klar zu sagen, dass der dicke SUV anteilsmäßig gut 10kg Kohle auf 100km braucht.
Alles nur krank.

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NichtVerfuegbar (219 Kommentare)
am 10.01.2023 15:37

Ich rieche keine Kohleabgase beim E-Auto, nur die Diesel stinken und sind giftig

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mabach (2.548 Kommentare)
am 10.01.2023 18:05

Oh, ein Realist und Auskenner! Wahnsinn!

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reibungslos (15.057 Kommentare)
am 10.01.2023 20:27

Momentan kommt 32,19% der Stromproduktion in Deutschland aus Kohlekraftwerken. In Polen sind es 68,71%, in Tschechien 36,63%.

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