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Lockdown-Maßnahmen verhinderten laut Studien viele Tote

Von nachrichten.at/apa, 08. Juni 2020, 17:20 Uhr
ITALY-HEALTH-VIRUS
Mehrere Särge in der italienischen Stadt Ponte San Pietro. Bild: PIERO CRUCIATTI (AFP)

LONDON / BERKLEY / WIEN. Die Maßnahmen gegen die Coronavirus-Epidemie könnten nach Ansicht von Forschern in elf europäischen Ländern inklusive Österreich bis Anfang Mai etwa 3,1 Millionen Todesfälle verhindert haben.

Der Lockdown habe demnach eine Kontrolle des Pandemie-Verlaufs ermöglicht, berichten Wissenschafter vom Imperial College London (Großbritannien) nach der Analyse der Todesfallzahlen im Fachblatt "Nature".

In einer zweiten Studie berichtet ein anderes Forscherteam, dass die Maßnahmen in den sechs von ihnen betrachteten Ländern bis zum 6. April rund 530 Millionen Infektionen verhindert hätten. Die Wissenschafter hatten den Infektionsverlauf bis zu diesem Stichtag in China, Südkorea, Italien, Iran, Frankreich und den USA analysiert und stellen ihre Ergebnisse ebenfalls in "Nature" vor. "Ich denke, kein anderes menschliches Unterfangen hat jemals in so kurzer Zeit so viele Leben gerettet", sagte Studienleiter Solomon Hsiang von der University of California in Berkeley (USA).

Experten raten zu einer vorsichtigen Interpretation der Zahlen. "Das ist ein erster Aufschlag, der wichtig auch in der politischen Debatte um künftige Maßnahmen und deren Lockerungen ist", sagte der Statistiker Gerd Antes von der Universität Freiburg in einer ersten Stellungnahme zu der Studie. "Schaut man sich die Zahlen an, sieht man, dass sie eine enorme Schwankungsbreite haben - das verdeutlicht die Unsicherheiten, die mit solchen Analysen einhergehen."

Grundsätzlich sei es vernünftig, zur Analyse des Pandemie-Verlaufs auf die Todeszahlen zu schauen, da die Infektionsraten zu sehr davon abhängen, wie viel in einem Land getestet wird. Aber die Zahlen der Todesfälle brächten eigene Schwierigkeiten mit sich, zum Beispiel, weil nicht immer klar ist, ob jemand an oder mit Covid-19 gestorben ist.

Die Forscher um Samir Bhatt und Seth Flaxman vom Imperial College hatten für ihr Modell die erfassten Covid-19-Todeszahlen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zugrunde gelegt und den Verlauf der Infektionszahlen und der Reproduktionsrate - also die mittlere Anzahl der Personen, die ein Infizierter ansteckt - rückblickend ermittelt. Sie verglichen den Einfluss der Lockdown-Maßnahmen bis zum 4. Mai mit einem Szenario, in dem die Reproduktionszahl von Beginn der Pandemie an unverändert blieb. So ermittelten sie, wie viele Todesfälle es ohne Maßnahmen wahrscheinlich gegeben hätte.

Der Ansatz habe einige Schwächen, wie die Studienautoren selbst einräumen. So könnten etwa Todesfälle zu Beginn der Pandemie übersehen worden sein. Zudem gebe es bei der Meldung von Todesfällen Unterschiede zwischen Ländern und im Verlauf der Zeit. Schließlich könne es zu Verzögerungen bei der Meldung von Todesfällen kommen. Die Forscher versuchten dies so gut wie möglich in ihrer Auswertung zu berücksichtigen, etwa indem sie Daten mehrerer Ländern zusammen analysierten.

Zu Beginn der Pandemie habe die Reproduktionszahl im Schnitt aller untersuchten elf europäischen Länder bei 3,8 gelegen. Zehn Infizierte steckten also im Mittel 38 weitere Menschen an. In allen Ländern sei die Reproduktionszahl infolge der ergriffenen Maßnahmen auf unter 1 gesunken. Das Ergebnis decke sich mit Untersuchungen in einzelnen Ländern. "Unsere Analysen legen auch nahe, dass es in diesen Ländern deutlich mehr Infektionen gab als bisher vermutet", so Bhatt in einem Statement. Insgesamt gehen die Forscher von zwölf bis 15 Millionen Infizierten in den elf Ländern aus.

Für Österreich rechnen die Wissenschafter damit, dass um den 4. Mai rund 0,8 Prozent der Gesamtbevölkerung mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert waren, was laut den Autoren relativ gut mit den Schätzungen aus kleineren Stichprobenuntersuchungen in Österreich zusammenpasse. Zum Vergleich: In der ersten Stichprobenuntersuchung Anfang April ergab sich ein prozentueller Bevölkerungsanteil zwischen 0,12 und 0,76, an zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich mit SARS-CoV-2 Infizierten. Die zweite derartige Studie Anfang Mai identifizierte dann nur noch einen einzigen Fall, was hochgerechnet einer Dunkelziffer von höchstens 0,15 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach.

Für Deutschland gehen Bhatt und Flaxman von einer mit Österreich vergleichbar niedrigen Quote von 0,85 Prozent aus. Darunter liegt nur Norwegen (0,46 Prozent). Anders das Bild in Belgien (rund acht Prozent), Spanien, Großbritannien und Italien mit etwas über bzw. unter fünf Prozent, wie die britischen Wissenschafter in ihrer Arbeit schreiben. Für Schweden, das mit einer deutlich weniger restriktiven Eindämmungspolitik für Aufsehen sorgte, errechneten sie eine wahrscheinliche Verbreitung in der Bevölkerung von 3,7 Prozent.

Im Schnitt sei die Reproduktionsrate aufgrund der verhängten Lockdown-Maßnahmen laut den Forschern um 82 Prozent zurückgegangen. Österreich liegt hier exakt im Durchschnitt der untersuchten Länder. Die Schwankungsbreite der Angaben in der Studie sind allerdings teils beträchtlich.

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9  Kommentare
9  Kommentare
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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 15.06.2020 06:20

Und wer hat diese Studie in Auftrag gegeben?

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danube (9.663 Kommentare)
am 09.06.2020 11:40

Elefantenvertreibung

In einer Fußgängerzone steht ein Mann und klatscht alle 10 Sekunden in die Hände. Als ein Passant ihn fragt, was er denn tue, antwortet er: „Ich vertreibe die wilden Elefanten“. Erstaunt entgegnet der Passant: „Aber hier sind doch gar keine Elefanten.“ Worauf der klatschende Mann zufrieden lächelt und feststellt: „Sehen Sie, das Klatschen wirkt“.

(nach Paul Watzlawick)

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( Kommentare)
am 08.06.2020 21:00

Was tut man nicht alles um die immensen wirtschaftlichen Schäden der überzogenen Lockdowns im Nachhinein zu rechtfertigen ? Recht durchsichtig, das Ganze.

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bravespferd (4.628 Kommentare)
am 09.06.2020 09:13

erleuchte uns!

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Wolf1 (1.137 Kommentare)
am 08.06.2020 17:42

Warten wir mal ab, was die Demo mit 50.000 Teilnehmern in Wien verursacht. Das Ergebnis sieht man in 2 Wochen, todsicher.

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( Kommentare)
am 08.06.2020 17:39

Schreibt doch bitte sowas nicht. Das glauben ja die Zweifler wieder nicht bzw wird deren Verschwörungstheorie wieder nur neu befeuert.

Das Verständnis bzw die Auffassung für so ein Thema ist bei denen einem Kleinkind recht ähnlich. Wenn man ein Kind permanent überbehütet, lernt es nie den Schmerz kennen und lernt somit nicht, dass das auch anders ausgehen hätte können.

Sprich ca. 20-30% der Bevölkerung ist auf dem geistigen Niveau eines Kindergartenkindes. Obwohl das für einige Kinder sogar eine Beleidigung wäre, denn die haben sich ja ziemlich brav an die Maßnahmen gehalten.

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RobertReason (3.014 Kommentare)
am 08.06.2020 18:03

kulturelle INVOLUTION nennt man das:

Die geistige Rückbildung der Mehrheit, das ist sachlich gemeint - nicht satirisch.

Es gibt empirische Untersuchungen dazu .... empfehle z.B. dazu das Buch Franz Wuketis: Evolution ohne Fortschritt oder den Film "Idiocracy".

Wieviele können nicht mehr sinnerfassend lesen?

oder gar Zusammehänge bilden?

Es ist erschreckend.

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( Kommentare)
am 08.06.2020 18:15

Danke für den Buch- und Filmtipp!

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bravespferd (4.628 Kommentare)
am 09.06.2020 09:14

in Zeiten wie diesen ist diese hervorragende Komödie mit einem Lacher in Schreckensstarre zu geniessen. Bizarr.

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