22 Tote: Die Waffenruhe im Libanon bröckelt
BEIRUT. Im Süden Libanons sind laut libanesischen Angaben mindestens 22 Menschen durch israelischen Beschuss ums Leben gekommen.
Mit Spannung blickt die Welt auch auf den Libanon. Dort lief am Sonntag der 60-tägige Waffenstillstand zwischen Israel und der radikalen Schiitenmiliz Hisbollah offiziell aus. Bis Sonntag hätte sich Israel aus dem Nachbarland zurückziehen müssen. Doch die israelischen Soldaten bleiben vorerst – weil die libanesische Armee angeblich Verpflichtungen noch nicht erfüllt hat.
Am Sonntag wurden laut libanesischen Angaben im Süden des Landes mindestens 22Menschen durch israelischen Beschuss getötet und 124verletzt. Anrainer hätten versucht, trotz der weiterhin dort stationierten Truppen in ihre Wohnorte zurückzukehren, hieß es aus dem Libanon. Israels Militär teilte unterdessen mit, Verdächtige hätten sich den Truppen genähert. Die israelischen Soldaten hätten deshalb "Warnschüsse abgegeben".
Die Waffenruhe war im November vereinbart worden, nachdem sich Israel und die Hisbollah rund 13 Monate lang teils heftige Kämpfe geliefert hatten. Der Staat Libanon spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Schließlich soll die Hisbollah ihre Militärpräsenz südlich des Litani-Flusses beenden. Die libanesische Armee soll diese Stellungen besetzen, um ein Machtvakuum zu verhindern. Doch Libanons Armee fehlt es an Personal, um der Aufgabe gewachsen zu sein.
Hoffen auf Verlängerung
Ungeachtet dessen hoffen vor allem die Bewohner auf beiden Seiten der Grenze auf eine Fortsetzung der Waffenruhe. Das betrifft auch die Hisbollah, die in den vergangenen Monaten nicht nur beinahe die komplette Führung, sondern auch Tausende Kämpfer einbüßte.
Obwohl der Abzug der israelischen Streitkräfte nicht zeitgerecht abgeschlossen wird, sollte auch Israel Interesse am Halten der Waffenruhe haben. Ist doch die Armee in anderen Regionen gebunden – etwa im Grenzgebiet Syriens. Wie problematisch die Lage im Südlibanon auf israelischer Seite nach wie vor angesehen wird, zeigt, dass Tausende Bewohner nach wie vor nicht in ihre Häuser in der Grenzregion zurückkehren konnten.