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Rücktritt von britischer Premierministerin befeuert Neuwahl-Forderungen

Von nachrichten.at/apa, 20. Oktober 2022, 14:39 Uhr
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Bei einer Pressekonferenz in der Downing Street gab Truss ihren Rücktritt bekannt. Bild: DANIEL LEAL (AFP)

LONDON. Die britische Premierministerin Liz Truss hat angesichts einer fatalen Regierungsbilanz nach rund sechs Wochen ihren Rücktritt angekündigt.

Sie werde noch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger ernannt worden sei, sagte die konservative Politikerin am Donnerstag in London vor ihrem Amtssitz in der Downing Street. Graham Brady vom einflussreichen Parteikomitee 1922 zufolge soll der Nachfolger bis zum 28. Oktober feststehen.

Sie sei mit der Vision angetreten, über niedrige Steuern hohes Wachstum zu ermöglichen, sagte Truss in ihrer kurzen Rede. Dieses Mandat habe sie jedoch nicht erfüllen können. Sie habe bereits mit König Charles III. darüber gesprochen. Truss geht damit wohl als Regierungschefin mit der kürzesten Amtszeit in die britische Geschichte ein. Zuvor hielt George Canning den Rekord, der 1827 nach nur 119 Tagen im Amt starb.

"Ich erkenne an, dass ich in dieser Situation das Mandat, mit dem ich von der Konservativen Partei gewählt wurde, nicht erfüllen kann", sagte Truss. "Ich habe daher mit Seiner Majestät dem König gesprochen, um ihm mitzuteilen, dass ich als Vorsitzende der Konservativen Partei zurücktrete." Innerhalb der nächsten Woche solle bereits die Wahl der neuen Parteiführung erfolgen. "Dies wird sicherstellen, dass wir auf dem Weg bleiben, unsere finanzpolitischen Pläne umzusetzen und die wirtschaftliche Stabilität und die nationale Sicherheit unseres Landes zu erhalten", sagte Truss.

Nachfolgerin oder Nachfolger noch unklar

Wer ihre Nachfolge antreten wird, ist unklar. Es gab zunächst keine klare Favoritin und keinen klaren Favoriten. Der erst kürzlich ins Amt gekommene Finanzminister Jeremy Hunt lehnte Berichten zufolge eine Kandidatur umgehend ab. Ex-Finanzminister Rishi Sunak war im Sommer in einer Stichwahl um die Nachfolge von Ex-Premier Boris Johnson gegen Truss unterlegen. Doch er gilt als umstritten. Als mögliche Alternativen werden auch die für Parlamentsfragen zuständige Ministerin Penny Mordaunt und Verteidigungsminister Ben Wallace betrachtet.

Boris Johnson soll Comeback planen

Laut Berichten der Zeitungen "Times" und "Telegraph" soll auch Ex-Premier Boris Johnson eine erneute Kandidatur für den Posten planen. Johnson glaube, eine Kandidatur sei im "nationalen Interesse", hieß es in der "Times". Johnson, der nach der "Partygate"-Affäre und vielen weiteren Skandalen Anfang Juli zum Rücktritt gezwungen wurde, hat noch immer in Teilen der Partei eine loyale Unterstützerbasis. In Umfragen unter Parteimitgliedern schnitt Johnson zuletzt wieder gut ab.

Oppositionschef Keir Starmer von der Labour Party forderte eine sofortige Neuwahl. Truss war bereits ohne eigenes Mandat ins Amt gekommen, nachdem sie im vergangenen Monat Johnson abgelöst hatte. Auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon forderte eine Parlamentswahl. "Eine Neuwahl ist nun ein demokratischer Imperativ", schrieb die Chefin der Schottischen Nationalpartei (SNP) am Donnerstag auf Twitter.

Das britische Pfund wertete nach Truss' Ankündigung auf: Der Kurs legte um knapp ein Prozent zum Dollar zu. Der britische Aktienmarkt legte ebenfalls um etwa ein Prozent zu. "Da die Politik von Finanzminister Jeremy Hunt die britischen Märkte beruhigt hat, rechnet wohl niemand ernsthaft damit, dass er abgelöst wird - unabhängig davon, wer Truss ersetzt", sagte Stuart Cole, Chefvolkswirt des Brokerhauses Equiti Capital. "Die Führung der britischen Wirtschaft liegt in relativ sicheren Händen, was das Pfund vor den schlimmeren Auswirkungen des politischen Chaos schützt."

Der französische Präsident Emmanuel Macron brachte nach der Rücktrittsankündigung von Truss Besorgnis über die politische Situation im Land zum Ausdruck. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine, der Spannungen beim Thema Energie und noch größerer Krisen sei es wichtig, dass Großbritannien schnell wieder politische Stabilität erlange, sagte er am Donnerstag am Rande des EU-Gipfels. Dies sei auch der Wunsch Frankreichs als Freund des britischen Volkes. Zum Abschied von Truss sagte er: "Ich bin immer traurig, wenn Kollegen gehen." Er habe mit Truss stets sehr konstruktive Treffen gehabt, zuletzt beim Gipfel der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft in Prag.

Ungewöhnlich respektlose Reaktion aus Russland

Das russische Außenministerium begrüßte den Abgang von Truss. Sie werde wegen ihres "katastrophalen Analphabetismus" in Erinnerung bleiben. "Großbritannien hat noch nie eine solche Schande eines Premierministers erlebt", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Truss hatte der Ukraine im Krieg gegen die russischen Invasoren ihre Unterstützung zugesichert.

Truss stand massiv unter Druck, seit sie mit geplanten Steuererleichterungen ein Finanzchaos ausgelöst hatte und später eine Kehrtwende hinlegen musste. Erst am vergangenen Freitag hatte die Premierministerin ihren Finanzminister Kwasi Kwarteng entlassen und durch den früheren Außenminister Hunt ersetzt. Dieser machte am Montag fast alle Bestandteile ihrer erst Ende September verkündeten Steuerpolitik wieder rückgängig. Er kündigte an, die eigentlich für zwei Jahre vorgesehene Energiepreisdeckelung auf sechs Monate zu beschränken.

Am Mittwoch beschleunigte das Ausscheiden von Innenministerin Suella Braverman den Verfall der Regierung. Zudem kam es im Parlament zu tumulthaften Szenen. Teilweise sollen konservative Abgeordnete eingeschüchtert und bedrängt worden sein, damit sie für die Regierung abstimmen. Viele Beobachter bezeichneten die Szenen als nie da gewesen.

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29  Kommentare
29  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
SePatzian (2.053 Kommentare)
am 20.10.2022 18:56

Wo konservative Parteien an der Macht sind ist der Maximaloutput an politischer Intelligenz ein demokratiepolitisch gefährliches Blendwerk und Perpetuum mobile per "die Lüge als Standardinstrument" und Schema Trump/Johnson/Kurz/Orban/Truss ...

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klettermaxl (7.123 Kommentare)
am 20.10.2022 18:00

Faded away. Oh dear! Oh dear!

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Gugelbua (33.013 Kommentare)
am 20.10.2022 17:45

der arme Charly III
total überfordert🤣

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GunterKoeberl-Marthyn (18.183 Kommentare)
am 20.10.2022 16:27

Lügen haben kurze Beine und so fällt der EU Austritt nun auf das unschuldige Land und ein neuer, rascher Beitritt in die EU sollte erfolgen, denn es waren die Fake News aus Russland, die den Austritt ermöglichten und befeuerten! Die Täter waren im EU Parlament und sie tragen die Verantwortung, sie fügten mit dieser Abtrennung der ganzen EU einen schweren Schaden zu und das war ganz im Sinne von Putin, der will mehr als die Ukraine, das kann ich sogar in meiner Naivität erkennen! Europa steht auf dem Prüfstand und nur gemeinsam können wir diese "Sticheleien" überstehen und die EU sollte rasch ein Angebot für UK machen, die Sekunde nützen!

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CedricEroll (12.453 Kommentare)
am 20.10.2022 17:01

So funktioniert das halt leider nicht. Regeln sind Regeln. Andere Beitrittsanwärter würden sich zu Recht beschweren, wenn die Briten bevorzugt behandelt werden würden. Außerdem: Solange die Tories regieren, wird es keinen Beitrittsantrag geben. Die haben sich einzementiert. Und die EU wird es sich auch fünfmal überlegen, ein Land wieder hereinzulassen, die den Brexit in ein paar Jahren wieder vom Zaun brechen könnte, wenns politisch opportun ist.

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GunterKoeberl-Marthyn (18.183 Kommentare)
am 20.10.2022 21:13

Neuwahlen würden eine Chance für einen neuerlichen EU Beitritt bringen und die Abspaltung von Schottland wäre für GB vom Tisch, wenn nur die EU rasch reagieren würde!

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SePatzian (2.053 Kommentare)
am 20.10.2022 18:57

Der EU-Austritt Grossbritanniens war schon verspekuliertes Primärwerk von David Cameron.

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GunterKoeberl-Marthyn (18.183 Kommentare)
am 21.10.2022 12:28

Nach dem Brexit: EU-Gegner Nigel Farage kann mit saftiger Rente rechnen.
Der Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, kann als scheidender Europaabgeordneter mit großzügigen Übergangs- und Rentenzahlungen rechnen – aus der Kasse der EU. Ja, so dumm sind wir wirklich! Da liegt das echte Problem, der Austritt wurde durch Lügen und Fake News mit Unterstützung von Russland beim Volk der Engländer gewonnen. Dieses Lügen gehören aufgedeckt und ein neuerlicher Beitritt zum Wahle von ganz Europa eingeleitet! Beim Namen des Lügners habe ich mich verschrieben, daher wurde mein Posting gesperrt!

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.100 Kommentare)
am 20.10.2022 16:08

Die hat sich/wurde schneller demontiert als erwartet... Trotz Queen-ablebensbedingter Parlamentsferien.

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TerraMata (1.125 Kommentare)
am 20.10.2022 15:48

Wenigstens erkennen die Premiminister seiner Königlichen Hoheit King Charlly ( der Umweltkönig) wann es Zeit ist zu gehen.
Die OVP Riege klebt am Sessel mit Grün Anhang - keine Eier sich dem Wahlvolk zu stellen.

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weinberg93 (16.870 Kommentare)
am 20.10.2022 16:01

Wer sagt dass die Briten neu wählen?
Es werden auch nur Köpfe ausgetauscht.

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nichtschonwieder (8.990 Kommentare)
am 20.10.2022 15:29

Das Chaos ist perfekt.
Die Briten werden noch um den Widereintritt in die EU betteln.

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TerraMata (1.125 Kommentare)
am 20.10.2022 15:50

Blödsinn die haben genug Verbindung zu anderen Ländern ehemaligen Kolonien.

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weinberg93 (16.870 Kommentare)
am 20.10.2022 15:55

Blödsinn, Kolonien im klassischen Sinn gibt's nicht mehr.
Und den Nachteil, nicht mehr uneingeschränkt am EU-Binnenhandel teilzunehmen erkennen immer mehr.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 20.10.2022 17:29

Sie meinen den EU- Schuldenhandel?
Klar, dass da die Briten nicht mehr mitmachen wollen - da sind sie gut beraten....

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CedricEroll (12.453 Kommentare)
am 20.10.2022 16:56

Die von Boris Johnson abgeschlossenen "großartigen" neuen Handelsdeals mit Australien, Neuseeland etc. sind alle zuungunsten des UK ausgegangen. Die Australier haben sogar staunend festgestellt, dass sie mehr bekamen als sie verlangten. Den Brexiteers gings in ihrer Panik nur mehr darum, irgendetwas herzuzeigen, in der Hoffnung, dass keiner nachschaut, was drinnen ist.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 20.10.2022 17:30

und.....
wo soll da jetzt eine Pointe sein?
Wo hat sich diese versteckt?

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weinberg93 (16.870 Kommentare)
am 20.10.2022 16:04

Man soll sie wieder aufnehmen, zu den selben Bedingungen wie vorher - dann braucht es keine langwierigen (oft jahrelang) Verhandlungen.

Einzige Ausnahme: Streichung des Britenrabatts!

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 20.10.2022 17:47

Irreale Wunschträumereien......

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asc19 (2.386 Kommentare)
am 20.10.2022 19:02

Träum weiter.......wirst schon sehen wohin die EU in den nächsten 5Jahren steuert. Spätestens dann werden uns die Briten auslachen.

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Natscho (5.852 Kommentare)
am 20.10.2022 15:26

Die Rattenfänger des Brexits haben dieses Chaos verbockt. Das passiert halt, wenn man nur Populisten und Neoloberalen nachläuft.

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Baerundlauch (1.373 Kommentare)
am 20.10.2022 15:25

Also wir als Österreich dürfen da jetzt ganz leise sein und selber auf unseren politiksauhaufen schauen

Die haben wenigstens den anstand und treten zurück !!!!

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silberfuchs (144 Kommentare)
am 20.10.2022 15:14

Zwei gekrönte Häupter, Queen und König, in einer Amtszeit, das schaffen nur wenige Premierminister/innen. Respekt.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 20.10.2022 15:04

Das britische Parlament gleicht einem "wilden Hühnenhaufen", wo fast nur mehr "hysterisch herumgebrüllt" wird.
Das versteht man, dass kaum wer vor so einer Kulisse weitermachen will.
Das hat was von einer "römischen Arena" wo Gladiatoren geopfert werden sollen.
Sicher hat sie bei der PErsonalauswahl des Finanzministers eine groben Fehler gemacht, doch dieser wurde rasch korrigiert.
Warum jetzt dieses Gezeter .....?
Klar ist auch, dass hier viel Druck emacht wird...

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 20.10.2022 15:07

Ähnliche Entwicklungen gibt es leider auch in unserem Parlament, wo schon lange nicht mehr die Sache im Vordergrund steht, sondern es hauptsächlich darum geht, wen man noch alles nach Belieben mit Hilfe von Medien aus dem Amt schießen lassen kann......

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Stefan76 (682 Kommentare)
am 20.10.2022 15:21

Aber nur, weil hiesige Politiker keine Rücktrittskultur haben

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oTTo001 (1.232 Kommentare)
am 20.10.2022 15:23

@kratz
jo eh, wie zb den sk oder den hc, oder?

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CedricEroll (12.453 Kommentare)
am 20.10.2022 15:24

Da heult er, der Kratzi. Was sonst. Tja, Konservative könnens eben NICHT.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 20.10.2022 17:26

Primitiver Kommentar.....

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