China: Ein Nasenspray gegen Corona
PEKING. Zhong Shanshan wurde mit Mineralwasser-Verkauf zum reichsten Chinesen.
Bis vor kurzem galt der international bekannte Alibaba-Chef Jack Ma als reichster Chinese. Doch kaum rätselte die Welt über das mögliche Verschwinden des Internet-Milliardärs – nachdem dieser das KP-Regime kritisiert hatte – löste ihn ein bisher Unbekannter an der Spitze der Reichsten ab: Zhong Shanshan. Der 66-Jährige gilt als Anti-Jack-Ma, als einsamer Wolf, der die Führung nicht kritisiert, und vor allem als Mineralwasserflaschen-König im Reich der Mitte.
Mit einem Vermögen von umgerechnet 75 Milliarden Euro liegt der 66-Jährige in der Riege der reichsten Erdenbürger bereits an sechster Stelle, unter anderem vor US-Investor Warren Buffet. Alleine im Vorjahr soll Zhong mehr als 50 Milliarden Euro dazuverdient haben.
Hauptverantwortlich für den Erfolg ist der Verkauf des mit Abstand günstigsten Mineralwassers Chinas. Eine Plastikflasche mit einem halben Liter unter dem Namen Nongfu Shanquan kostet knapp zwei Yuan ( 25 Cent). Zhong hält 84 Prozent an der Firma Nongfu Spring, dem größten Getränkeunternehmen in der Volksrepublik.
Das zweite Standbein des Multimilliardärs ist das von ihm gegründete Pharmaunternehmen Beijing Wantai, an dem er 75 Prozent hält. Dieses stellt einerseits Impfstoffe und Hepatitis-Testkits her, andererseits arbeitet es an einem Impfstoff gegen Corona, der als Nasenspray verabreicht werden soll.
Im November begann "Wantai Pharmacy Enterprise" eine Phase-2-Studie mit 720 Testpersonen in der Provinz Jiangsu. Vor der Zulassung soll demnächst schon Studienphase drei starten. Die 1993 gegründete Firma beschäftigt derzeit 1000 Mitarbeiter. Wantai ging erst im April 2020 an die Börsen in Shanghai und Hongkong – der Aktienkurs stieg seitdem um fast 2400 Prozent.
Schulabbrecher und Reporter
Das Leben des Milliardärs ist dennoch nicht nur eine einzige Erfolgsgeschichte. Bereits mit 12 Jahren brach er die Schule ab. Seine Eltern wurden im Verlauf der Kulturrevolution von den Kommunisten verfolgt. Später versuchte sich Zhong als Reporter und verkaufte Pillen gegen Erektionsstörungen. Die Behörden zweifelten jedoch die Wirkung seines Mittels an und entzogen dem Jungunternehmer die Lizenz. (eku)
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