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Internationale Pressestimmen zur Eskalation im Nahen Osten

Von nachrichten.at/apa, 02. Oktober 2024, 12:16 Uhr
Israel
Auch Beirut wurde getroffen.  Bild: (APA/AFP/FADEL ITANI)

Internationale Pressekommentare befassen sich am Mittwoch mit der jüngsten Eskalation im Nahen Osten.

"La Stampa" (Turin):

"Die Eskalation im Nahen Osten hat sich zu einem regionalen Krieg ausgeweitet. Mit der begrenzten israelischen Bodenoffensive im Libanon und dem iranischen Raketenangriff auf Israel befindet sich der Nahe Osten nun im Krieg. (...) Nach einem Jahr der Auseinandersetzungen in Nahost haben sich inzwischen auch Israels Kriegsziele erweitert: nicht mehr nur die Zerschlagung der Hamas, sondern auch der Hisbollah und das, was Benjamin Netanyahu als 'Veränderung des Gleichgewichts' der Kräfte bezeichnet hat.

Meint Netanyahu einen Regimewechsel in Teheran? Die derzeitige Eskalation könnte sich als existenzielle Falle für den Iran erweisen. Der Iran hat in der unmittelbaren Zukunft keine guten Optionen. Es wäre daher klüger gewesen, wenn Teheran nun nichts unternommen hätte, und zusieht, wie sich Israel erneut im Libanon festfährt. Es ist einfach sinnlos, Gewalt gegen Gewalt auszuspielen, wenn der Gegner über überragende Fähigkeiten verfügt.

Bisher konnte Teheran die Fehler der USA und Israels nur allzu gut ausnutzen - vom unklugen Krieg der USA im Irak 2003 bis zum Gaza-Krieg der Israelis. Aber vielleicht ist der Iran dieses Mal wirklich in die Falle getappt."

"The Guardian" (London):

"Dies ist ein neuer gefährlicher Moment für den Libanon und den Nahen Osten, und zugleich erinnert es stark an die Vergangenheit. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu scheint keinen langfristigen Plan zu haben, keine klare Exit-Strategie. Zwar könnte ihm die Rückkehr der israelischen Bevölkerung in ihre Häuser im Norden und die Zurückdrängung der Hisbollah über den Litani-Fluss, wie in der UNO-Resolution 1701 vorgesehen, zu einem weiteren Wahlsieg verhelfen. Die Frage ist jedoch, wie nachhaltig das ohne eine israelische Besetzung des Gebiets sein kann.

Vielleicht hat der taktische Erfolg bei der Enthauptung der Hisbollah Israel in der Überzeugung bestärkt, dass es diesmal wirklich anders ist und keine Gefahr besteht, erneut im libanesischen Sumpf zu versinken. (...) Netanyahu sagte letzte Woche vor der UNO-Generalversammlung, sein Land werde den Nahen Osten neu gestalten und eine Partnerschaft des Friedens mit seinen Nachbarn aufbauen. Aber Saudi-Arabien und andere Länder haben deutlich gemacht, dass sie unter diesen Umständen keine Normalisierung der Beziehungen zu Israel anstreben können und wollen."

"Wall Street Journal" (New York):

"Die Leistung der USA und Israels, die meisten Raketen abzuschießen, war beeindruckend, aber sie sollte nicht notwendig sein, und das nächste Mal wird es vielleicht anders aussehen. Nach dem Angriff im April drängte die Regierung von (US-Präsident Joe) Biden Israel zu einer rein symbolischen Reaktion (...), da Israel keinen großen Schaden davongetragen hatte. Israels Zurückhaltung hat nun zu dieser Eskalation geführt, und es ist nicht verpflichtet, sich dieses Mal mit seiner Vergeltung zurückzuhalten. (...)

Wenn es jemals einen Grund gab, die iranischen Atomanlagen ins Visier zu nehmen, dann ist es dieser. (...) Der Iran ist einer Atomwaffe näher denn je und wird sich nicht zurückhalten. Die Frage für die US-amerikanische und israelische Führung lautet: Wenn nicht jetzt, wann dann? (...)

Die Konfrontation jetzt zu eskalieren, ist für den Iran ein Risiko. Da die Hamas dezimiert und die Hisbollah in Aufruhr ist, können die Stellvertreter des Iran das Land nicht so verteidigen, wie sie es normalerweise täten. (Der iranische Religionsführer) Ayatollah Ali Khamenei setzt möglicherweise darauf, dass Biden erneut davor zurückschreckt, die zivilisierte Welt vor einem gefährlichen Regime zu verteidigen. Wird er damit Recht behalten?"

"Politiken" (Kopenhagen):

"Israels Invasion im Libanon kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt. Bereits vor dem israelischen Bombardement balancierte der Libanon am Rande des Abgrunds. Die USA sind als Israels engster Verbündeter und Hauptlieferant von Waffen die primäre Macht, die sich für eine Waffenruhe einsetzen kann und sollte. Die Hisbollah hat den Libanon in einen Krieg hineingezogen, aber das bedeutet nicht, dass Israel eine Carte blanche hat, um ungehemmt loszuschlagen. Israel sollte seine Landoffensive und den Angriff auf den Libanon einstellen, bevor das Land völlig auseinanderfällt. Niemandem, nicht einmal Israel, nützt es, wenn der Libanon zerschlagen wird. Weitere Kriege und Tragödien würden sonst nur folgen. Israels Kampf gegen die Hisbollah ist ein militärischer Sieg gewesen. Jetzt ist es Zeit für einen diplomatischen Abschluss."

"El País" (Madrid):

"Nahost steht am Rande des Abgrunds. (...) Das Szenario, in dem dieser neue Angriff (nach dem ersten des Irans im April) stattfindet, ist anders. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat bei seinem brutalen Krieg im Gazastreifen, wo das schlimmste Grauen des 21. Jahrhunderts verzeichnet wird, alle Aufrufe zur Mäßigung ignoriert und nicht das geringste humanitäre Zugeständnis gemacht. In den vergangenen zwei Wochen hat er seine Angriffe auf den Libanon, ein souveränes Land, ausgeweitet und dabei Hunderte von zivilen Opfern gefordert, was ein Kriegsverbrechen darstellt.

Die US-Diplomatie - die einzige, die theoretisch die Macht hat, Netanyahu zu beeinflussen - hat bei ihren Versuchen, zuerst das Massaker in Gaza und dann jeden unverantwortlichen Schritt der israelischen Regierung hin zu einem totalen Krieg zu stoppen, völlig versagt. (...) Gestern gab (US-Präsident Joe) Biden vielmehr den Befehl, Israel bei der Verteidigung gegen den iranischen Angriff zu unterstützen. (...) Der Angriff auf Israel verdient eine internationale Verurteilung, und die Aufrufe zur Deeskalation müssen unverdrossen fortgesetzt werden. Doch je weiter Israel seine Militäroffensive ausweitet (...), desto rhetorischer klingen die Versuche, einen Krieg zu vermeiden."

"Neue Zürcher Zeitung":

"Im Krieg von 2006 konnte Israel keinen Sieg erringen und zog sich im Rahmen einer UN-Resolution zurück, die sich als wirkungslos herausstellte. Die Hisbollah wurde danach stärker als je zuvor. Zwar brauchte Israel diesmal nur wenige Tage, um die Schiitenmiliz an den Rand des Kollapses zu drängen. Doch im Nahkampf gelten andere Regeln. (...)

Selbst wenn die Hisbollah erfolgreich aus dem Grenzgebiet zurückgedrängt werden kann, könnte sie den Raketenbeschuss von weiter nördlich fortsetzen. Die Bewohner von Israels Norden müssten weiterhin in ständiger Gefahr leben.

Israel muss also beweisen, dass es aus den Fehlern der vergangenen Jahre die richtigen Lehren gezogen hat. Es gilt, die taktischen Erfolge des Militärs in langfristige strategische Errungenschaften umzumünzen. Dafür wird es neben militärischem Druck auch diplomatisches Geschick brauchen. Aus einer Position der Stärke lassen sich die eigenen Interessen am besten durchsetzen. Israel wird nicht nur eine klare Exit-Strategie für seine Truppen aus dem Libanon brauchen, sondern auch die diplomatische Unterstützung seiner internationalen Partner, die ebenfalls an einer Schwächung der Hisbollah interessiert sind."

"Rzeczpospolita" (Warschau):

"Während Israels Streitkräfte in den Südlibanon einmarschierten, wurde in Brüssel gerade eine Wachablösung an der Spitze der NATO vorbereitet. Seit Dienstag ist Mark Rutte Generalsekretär und löst damit Jens Stoltenberg ab. Die Eskalation des Konflikts im Nahen Osten bedroht theoretisch nicht die Sicherheit der europäischen Verbündeten. Dies bedeutet aber nicht, dass Israels Krieg gegen die Hamas und nun auch gegen die Hisbollah-Miliz für die Sicherheit Europas ohne Auswirkungen ist. Nicht nur das Problem der zu erwartenden Flüchtlingsbewegung aus dem Libanon sollte uns Sorgen machen, sondern auch die schwerwiegenden geopolitischen Folgen des Konflikts.

Werden die USA, die bereits Ermüdungserscheinungen bei ihrer politischen, finanziellen und militärischen Unterstützung der Ukraine zeigen, jetzt ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Krisenherd in der Welt konzentrieren? Schließlich ist es schwierig, sich mit mehreren Kriegen gleichermaßen zu beschäftigen. Darüber hinaus könnte Washington die Destabilisierung der Lage im Nahen Osten als größere Bedrohung seiner Interessen ansehen als einen möglichen Sieg Russlands in der Ukraine. Es könnte daher versucht sein, den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden - auch um den Preis großer Zugeständnisse an Putin."

"Moskowski Komsomolez" (MK) (Moskau):

"Der Raketenangriff auf Israel signalisiert, dass, wie viele befürchtet haben, ein großer, vollwertiger regionaler Konflikt ausgebrochen ist. Weil die Eindämmungskräfte im Nahen Osten täglich schwinden, wird die offizielle Führung in Israel den Angriff des Iran als Kriegserklärung werten. (...)

Obwohl es keine Opfer gab, wird der Fakt, dass Städte zum Ziel wurden, entscheidend für Israels Reaktion. Nach der Attacke des Iran im April waren die Antwortmaßnahmen vor allem symbolisch. Das einzige Ziel, auf das im Gebiet Iran geschossen wurde, war ein Vorposten der Flugabwehr auf einer Militärbasis nahe Isfahan.

Nachdem am Dienstagabend den Bürgern Israels offen gedroht wurde, kann man erwarten, dass Benjamin Netanyahu weit umfangreicher ausfällt. Die Möglichkeiten zum Handeln sind schon ausgearbeitet und werden fertig zur Auswahl im Kriegskabinett liegen, und es ist zu erwarten, dass die Opferliste bedeutend sein wird. Die Reaktion könnte auch Atomobjekte des Iran betreffen."

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