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Hohe Inflation begünstigt früheren Pensionsantritt

Von Annette Gantner, 18. Jänner 2023, 16:38 Uhr
Euro
Kurios: Ein früherer Ruhestand kann dazu führen, dass die Pension höher ausfällt. Bild: BARBARA GINDL (APA)

WIEN. Arbeiterkammer und Opposition warnen: Wer in den nächsten Jahren in Pension geht, muss mit hohen "Verlusten" rechnen. Bis zu 300.000 Menschen könnten betroffen sein, eine rasche Reform wird gefordert.

Bei der Arbeiterkammer mehren sich derzeit die Anrufe: Personen, die knapp vor der Pension stehen, wollen wissen, ob es sich auszahlt, noch länger zu arbeiten, oder ob ein früherer Pensionsantritt sinnvoll ist. Rechnet man die Einzelfälle durch, ergibt sich vielfach die kuriose Situation, dass es lukrativer ist, bereits im Jänner in den Ruhestand zu treten als zum Jahresende hin. Grund dafür ist die Inflation, die sich auf die Pensionshöhe doppelt negativ auswirken kann.

Der Monat entscheidet

Wer heuer im Jänner in Pension geht, erhält ab kommendem Jahr die volle Pensionsanpassung. Der Gesetzgeber sieht eine zeitliche Staffelung vor. Wer im Februar in den Ruhestand wechselt, erhält 90 Prozent, im März 80 Prozent, das setzt sich fort. Bei einem Pensionsantritt im November oder Dezember wird im Folgejahr keine Anpassung gewährt.
Heuer beträgt die Pensionsanpassung im Schnitt 5,8 Prozent, im kommenden Jahr wird mit 7,9 Prozent gerechnet. Wer also heuer mit 1600 Euro in Pension geht, erhält im kommenden Jahr aufgrund der Pensionsanpassung von 7,9 Prozent 126 Euro im Monat. Geht dieselbe Person im Dezember in Pension, erhält sie null Euro Anpassung. Auf 20 Jahre gerechnet ergibt sich dadurch ein fiktiver Verlust von 35.392 Euro.
Die Pensionsversicherungsanstalt bestätigt, dass die Kombination aus aliquoter Anrechnung und Inflation im kommenden Jahr zu „Verlusten“ führen kann. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass man jeden Fall genau betrachten muss: Schließlich bringt jeder Monat, den man länger arbeitet, zusätzliche Versicherungsmonate für die Pension.

Sondermodell für heuer

Im Sozialministerium ist man mit der Thematik vertraut. Für all jene, die im Vorjahr in Pension gingen, wurde eigens ein Deckel eingezogen. Jeder Neupensionist erhält heuer mindestens die Hälfte der Pensionsanpassung. Im Sozialressort versichert man, dass man daran arbeite, auch für 2024 negative Effekte abzumildern.
Doch es wird noch komplizierter: Jedes Jahr wird das Guthaben auf dem Pensionskonto um einen Aufwertungsfaktor „verzinst“. Dieser Faktor errechnet sich aus den Lohnabschlüssen der letzten zwei bis drei Jahre.

Geringe Aufwertung

Die aktuell höheren Lohnabschlüsse wirken erst zeitverzögert. Davon betroffen sind in den nächsten drei Jahren rund 300.000 Menschen, die in Pension gehen. Die AK errechnete, welche Auswirkungen die aliquote Pensionsanpassung und die verspätete Aufwertung haben: Geht heuer jemand zu Jahresende mit 2000 Euro in Pension, kann der fiktive Pensionsverlust bis zu 74.000 Euro betragen. „Die jetzige Regelung führt zu Fehlanreizen, früher in Pension zu gehen“, sagt AK-Sozialversicherungsexperte Wolfgang Panhölzl.
SPÖ und FPÖ warnen seit Tagen vor den drohenden Pensionsverlusten. Sie fordern von der Regierung eine rasche Reform.

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Autorin
Annette Gantner
Redakteurin Innenpolitik
Annette Gantner
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2  Kommentare
2  Kommentare
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DonMartin (7.510 Kommentare)
am 18.01.2023 17:23

"Inflation nimmt Anreiz, länger zu arbeiten"

Ich habe es ja schon wo anders geschrieben: es ist komplett umgekehrt, als es die AK behauptet und offenbar aus Parteitaktik auch falsch berät: nicht hektisch und schnell in Pension gehen, damit man die Pension im selben Jahr um ein paar EUR optimiert, sondern die Angelegenheit etwas langfristiger betrachten und ausrechnen. Da geht es um viel mehr.

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Gugelbua (33.012 Kommentare)
am 18.01.2023 16:47

hätte auch gerne länger gearbeitet, ging aber nicht (Personalpolitik)
wobei es aber bei der Pensionsberechnung keine Auswirkung gehabt hätte😉

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