Sozialwirtschaft: Löhne steigen um bis zu 10,2 Prozent
WIEN. Nach Streiks in der Vorwoche zeigen sich Gewerkschaften erfreut über "hart erkämpftes Ergebnis"
Noch vergangene Woche war ein Teil der 130.000 Sozialwirtschaft-Bediensteten – hauptsächlich weibliche Beschäftigte im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich – auf die Straße gegangen. Die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag waren ins Stocken geraten. Die Nacht auf gestern brachte den Durchbruch. Nach 16 Verhandlungsstunden, in der vierten Verhandlungsrunde, einigten sich die Sozialpartner auf einen neuen Vertrag.
Um bis zu 10,2 Prozent werden die Löhne steigen. Die Gewerkschaften GPA und vida hatten ursprünglich mehr gefordert: ein Plus von 15 Prozent. Dennoch zeigte sich GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz erfreut über das "hart erkämpfte" Ergebnis. Das Ergebnis liege "deutlich über der Inflation". Vereinbart wurde eine Erhöhung von acht Prozent für alle, wobei die Gehälter monatlich mindestens um 175 Euro erhöht werden. Dadurch kommt die unterste Einkommensgruppe auf eine Gehaltserhöhung von 10,2 Prozent. Dass gerade niedrige Einkommen vom Abschluss profitierten, sei "in der derzeitigen Situation wichtig, sie sind am stärksten von den Teuerungen betroffen", sagte Scherz. Teilzeitgehälter werden aliquot erhöht.
Eine bessere Anrechnung von Vordienstzeiten – etwa aus dem Zivildienst oder dem Freiwilligen Sozialen Jahr – wurde ebenso vereinbart wie Verbesserungen bei den Umstufungen in höhere Gehaltsklassen nach Ausbildungen sowie fünf Tage Freistellung bei der Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung für Lehrlinge. Der Zuschlag für kurzfristiges Einspringen wird um 20 Prozent erhöht. Nicht erfüllt wurde die Forderung nach einer Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche ohne Kürzung der Gehälter. vida-Verhandlerin Michaela Guglberger merkte an, dass aufgrund der Teuerungen der Gehaltsabschluss im Vordergrund gestanden sei. Die Forderung nach einer Verkürzung der Arbeitszeit "bleibt aber aufrecht".
Der Arbeitgeberverband (SWÖ) hatte bisher 7,5 Prozent Erhöhung angeboten. Der jetzige Abschluss sei "fair und verantwortungsvoll", sagte SWÖ-Verhandlungsführer Walter Marschitz. "Mit der überdurchschnittlichen Erhöhung der niedrigen Einkommen senden wir ein wichtiges sozialpolitisches Signal", sagte SWÖ-Vorsitzender Erich Fenninger.