„Wir Ordensschwestern sehen uns nicht mehr als Dienstboten der Kleriker“
Generaloberin Kunigunde Fürst spricht im OÖN-Interview über Kirchenreformen und weibliche Priester.
OÖNachrichten: Viele Gläubige fordern eine Reform der katholischen Kirche. Frauen sollen zu Weiheämtern zugelassen, der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen toleranter werden. Wie wichtig sind solche Themen?
Kunigunde Fürst: Es sind nicht die ersten Themen, aber doch der Ausfluss großer Unzufriedenheit. Nehmen wir nur die Frage des Diakonats für Frauen: Warum kann es nicht möglich sein, dass Frauen für diesen Dienst in der Kirche beauftragt und geweiht werden? Wo sie doch so viele Dienste machen. Warum schließt man sie davon aus? Es ist die Angst von Hierarchen, dass die Frauen zu nahe an das Priesteramt herankommen, möglicherweise auch an das Bischofsamt.
OÖNachrichten: Vielleicht möchte man Frauen nicht zuviel Macht in der Kirche einräumen?
Kunigunde Fürst: Das ist eine Angst, die nicht vom Guten ist. Wenn es wirklich berufene Frauen sind, dann sind sie keine Machtmenschen, sondern solche, die im Dienst Jesu Christi tätig sein wollen. Diakonat heißt ja: Ich stelle mich zur Verfügung, ich will dienen.
OÖNachrichten: Sollen Frauen zum Priesteramt zugelassen werden?
Kunigunde Fürst: Ich kann mir das gut vorstellen, wenn auch nicht für jede Frau. Dinge verändern sich. Ordensschwestern etwa hat man immer als Dienstboten der Kleriker gesehen. Wir sehen uns aber nicht mehr als Dienstboten der Kleriker und sagen das auch.
OÖNachrichten: Heißt das, Sie können manchen Forderungen der Pfarrer-Initiative einiges abgewinnen?
Kunigunde Fürst: Mit dem Titel „Aufruf zum Ungehorsam“ kann ich mich nicht so recht identifizieren: Ungehorsam ist ein Reizwort, das die Sache in Misskredit gebracht hat. Aber die Inhalte sind sehr wichtig. Gerade, dass das Evangelium eine Botschaft der Gnade und nicht nur eine von Moralregeln ist.
OÖNachrichten: Wie beurteilen Sie Sanktionsdrohungen, zum Beispiel von Bischöfen, gegen die Pfarrer-Initiative?
Kunigunde Fürst: Davon halte ich überhaupt nichts. Schon vom heiligen Franz von Assisi wissen wir, dass Dinge angesprochen und ausgeredet gehören. Er hat schon damals eine Volksbewegung ins Leben gerufen und die Menschen auf das „Du und Du“ hingewiesen, auch mit Blick auf die Priester. Die Erneuerung der Kirche fängt unten an, von oben wird sie nicht kommen.
OÖNachrichten: Als Generaloberin sind Sie Chefin von 2800 Mitarbeitern. Was macht einen guten Manager aus?
Kunigunde Fürst: Er muss die Mitarbeiter gerne haben und sie dazu motivieren können, dass sie am großen Ganzen mitarbeiten.
OÖNachrichten: Muss er sie nicht zur Leistung antreiben?
Kunigunde Fürst: Die Leistung ist eine Folgeerscheinung. Wenn die Mitarbeiter wissen, dass alle an einem Strang ziehen, dann gehen sie den Weg von selbst mit. Wir sind alle Menschen, die Fehler machen. Wenn ein Manager sagt: „Ich mache alles richtig“, dann geht es sicher daneben. Man muss mit allen Mitarbeitern gleich wertschätzend umgehen.
OÖNachrichten: Sie haben im Orden eine beeindruckende Karriere hingelegt ...
Kunigunde Fürst: ... die ich nicht angestrebt habe. Als ich zur Generaloberin gewählt wurde, haben meine Mitschwestern irgendwie den Bock zum Gärtner gemacht. Ich war nämlich immer sehr kritisch. Mit dem Satz: „Ich will den Schwestern zum Leben verhelfen“, habe ich die Aufgabe dann übernommen. Ich wollte, dass sie ein wenig herauskommen aus den engen Kreisen und Denkgewohnheiten und sich öffnen. In diesem Zusammenhang war auch unser Engagement in Kasachstan sehr wichtig, weil es den Horizont erweitert hat.
OÖNachrichten: Nach Kasachstan wollen Sie im Herbst selbst gehen, um an einer Schule Deutsch zu unterrichten. Vom Chefposten in der Zentrale als Mitarbeiterin in eine abgelegene Filiale – ist das nicht ein extremer Schritt?
Kunigunde Fürst: Das mag so aussehen. Aber ich denke, ich bin flexibel genug, um diesen Schritt zu schaffen. Meine größere Sorge ist die russische Sprache. Die habe ich zwar in der Schule gelernt, aber ich muss das jetzt auffrischen.
Zur Person: Kunigunde Fürst
Die promovierte Theologin (68) stand 18 Jahre lang als Generaloberin den „Franziskanerinnen von Vöcklabruck“ vor. Der Orden betreibt das Krankenhaus Braunau und ist am Klinikum Wels-Grieskirchen beteiligt. Dazu kommen zahlreiche Kindergärten und Schulen sowie soziale Projekte. Am 11. Juli übergibt Fürst die Amtsgeschäfte an ihre Nachfolgerin Angelika Garstenauer.
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@nirwana Das kann der Oberhirte alles, aber mit 85 darf er sich helfen lassen, schließlich muss er ein großes Arbeitspensum bestreiten,
Naja aber die Posten in den eigenen Wirtschaftsbetrieben besetzen die Franizskanerinnen die sich auch Kreuzschwestern in Oberösterreich nennen dann durchaus mit Männern, was einem für die eigenen Wirtschaftsbetriebe zu schade ist, das soll man zum Lieben Gott hin nicht entsorgen wollen.
müssen sie ein Krankenhaus nach dem andern an die Landesregierung abgeben - und dort werden sie dann halt zentralistisch "gemanadget".
So üppig ist nämlich der Fundus an Frauen nicht, die besser geeignet wären als die Männer, die fürs Priesteramt fehlen.
strebenden Patriarchen!
"Wir" – die Frauen - "sehen uns aber nicht mehr als Dienstboten der Kleriker und sagen das auch!"
Immer mehr Menschen wollen und fordern, wie es Jesus Christus wollte und auch der großartige Franz von Assisi, dass beide Geschlechter auf einer Stufe stehen.
Die Pyramidenspitze "Wilde patriarchalische Gier nach Macht", der oberen niveaulosen Hierarchie versinkt im Keller. Die Basis der Hierarchie lässt sich von den Patriarchen nichts mehr vorschreiben und viele Mitglieder sagen dem Verein r.k.Kirche ciao.
Dann können die scheinheiligen Patriarchen – Pharisäer und Schriftgelehrten – die Kellerstübchen selbst aufräumen und sich endlich einer ordentlichen Arbeit widmen.
Vielleicht lernt auch der Oberhirte in Rom noch wie "Mensch" sich selbst anzieht und die Schuhe putzt. Neues zu lernen, dafür ist es nie zu spät.