Paul Gludovatz: "Wir wurden von einer unglaublichen Euphorie getragen"
EBERAU/RIED. Vor zehn Jahren holte die SV Ried den Cup: Die OÖN trafen Erfolgstrainer Gludovatz.
"Der Winzer aus dem Burgenland wird in Ried zum König ernannt", stand bei der offiziellen Verabschiedung 2016 von Paul Gludovatz auf einem riesigen Transparent der Rieder Fans. Winzer ist Gludovatz zwar nicht mehr, einen Weingarten in Eberau hat er aber noch. Hier im Südburgenland, nur wenige Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, lebt der 74-Jährige seit Jahrzehnten mit seiner Frau Susi. "Ah, beim Pauli bist, ja, den kennt hier jeder, aber ‚raushängen’ oder so hat er das noch nie lassen", sagt der Wirt des Gasthauses am Hauptplatz in der 970-Einwohner-Gemeinde.
Video: Paul Gludovatz im Gespräch mit OÖN-Redakteur Thomas Streif
Morgen vor zehn Jahren, also am 29. Mai 2011, holte sich die SV Ried mit einem 2:0-Finalsieg durch zwei Tore von Markus Hammerer gegen Austria Lustenau den ÖFB-Cup. Getragen wurde die Mannschaft damals von einer unglaublichen Euphorie. 10.000 Rieder Fans pilgerten ins Ernst-Happel-Stadion. Auf dem Weg ins Endspiel eliminierten die Rieder den LASK, Sturm Graz und Rapid. "Wir wurden in dieser Saison von einer unglaublichen Euphorie – vor allem von den großartigen Fans – getragen. Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben, schon die Wochen vor dem Finale herrschte in der Stadt eine ganz besondere Stimmung. Es war unglaublich emotional", sagt Gludovatz während eines Frühstücks in seinem großen Garten in Eberau. Seine Frau Susi ergänzt: "Unglaublich, das war ein Wahnsinn."
"Ja, viel mehr geht nicht über einen Cupsieg, schließlich ist es der schnellste Weg, sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren, aber eines wurmt mich noch immer." Nach einer kurzen Pause setzt der langjährige Nachwuchstrainer des ÖFB, der mit der U20 bei der Weltmeisterschaft 2007 mit dem vierten Platz ganz Österreich in eine noch nie dagewesene Euphorie rund um ein Nachwuchsteam versetzte, fort: "Wir hätten damals nach der Herbstmeisterschaft sogar den Titel nach Ried holen können. Aber wirtschaftlich ist es sich nicht ausgegangen, das ist mir klar." Damit meint Gludovatz, dass man in Ried in der Winterpause aus wirtschaftlichen Gründen nicht das Risiko von teuren Verpflichtungen eingegangen war.
Ried als "zweite Heimat"
"Ried ist unsere zweite Heimat. Das zählt und wird für immer bleiben", sagen der 74-Jährige und seine Frau. Die beiden pflegen nach wie vor Freundschaften im Innviertel. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie war das Ehepaar aber nicht mehr in Ried. "Wir waren sehr diszipliniert und vorsichtig, unsere erste längere Fahrt wird uns nach Ried führen, das ist klar", sagt Gludovatz. Die Spiele der Rieder sind nach wie vor Pflichtprogramm für den pensionierten Fußballlehrer. "Ich lebe Spiel für Spiel mit, die SV Ried ist eine Herzensangelegenheit, da bin ich nach wie vor mit Leib und Seele dabei. Der Verein ist das eine, aber auch das Innviertel und die Menschen sind uns ans Herz gewachsen", betont Gludovatz. So lange wie der Cupsieg ist die Trainertätigkeit des Burgenländers bei der SV Ried nicht her. Nach 1252 Tagen nahm Gludovatz im August 2015 noch ein einmal auf der Trainerbank der abstiegsgefährdeten Rieder Kicker Platz. Gludovatz, damals 69 Jahre alt, erledigte die Mission erfolgreich. "Das ist an die Substanz gegangen, denn mit Abstiegssorgen spielt man anders, als wenn man oben mitspielt." Seine Frau erinnert sich wohl noch besser: "Diese Zeit der Rückkehr war wirklich intensiv, oft hat er nach den Spielen kaum geschlafen", sagt Susi Gludovatz. Ihr Gatte ergänzt: "Ohne meine Frau hätte ich das alles nicht wegstecken können."
Fotos vom Cupsieg 2011 zum Durchklicken:
Bildergalerie: 10 Jahre danach: SV Ried feierte Cup-Sieg
Galerie ansehenDer Fußball wird "Gludo", wie er nicht nur in Ried liebevoll genannt wird, noch lange begleiten. Für "seine" SV Ried hofft der "Winzer aus Eberau", dass mittelfristig auch wieder internationale Auftritte folgen. "Die SV Ried hat sicher das Potenzial, vor dem LASK und die Nummer eins in Oberösterreich zu sein", sagt Gludovatz. Er selbst schließt aus, noch einmal auf einer Trainerbank Platz zu nehmen. "80 oder 90 Prozent sind zu wenig, das ist egal, ob ich in Eberau Kinder trainiere oder eine Bundesliga-Mannschaft. Hier muss ich das Hirn über das Fußball-Herz stellen", sagt Gludovatz mit einem Lächeln. Auch seine Gattin schmunzelt und sagt: "Er kann sich nach wie vor ärgern, wenn er ein Spiel anschaut, und auch einmal aufbrausend werden."
Die Fußball-Bundesliga startet am 23. Juli. Sollte die SV Ried daheim spielen, dann ist es durchaus wahrscheinlich, dass Paul Gludovatz und seine Susi endlich wieder einmal in ihre zweite Heimat nach Ried kommen. Freuen würde sich darüber im Innviertel jeder.
Wünsche hiermit Paul Gludovatz Alles Gute. Er war ein SVR Trainer, der viel gearbeitet hat und viel Erfolg rausgeholt hat.