Der Titelverteidiger trifft nach dem 2:0-Sieg über Marokko am Sonntag (16 Uhr) im WM-Finale auf Argentinien
Frankreich trennt noch einen Sieg im Finale am Sonntag (16 Uhr) gegen Argentinien von der erfolgreichen Titelverteidigung. Dieses Kunststück ist in der Geschichte von Fußball-Weltmeisterschaften nur zwei Nationen gelungen: Italien 1934 und 1938 sowie Brasilien 1958 und 1962.
Jetzt schickt sich die Equipe Tricolore an, in die Fußstapfen zu treten. Gestern stoppte das Team von Didier Deschamps den Höhenflug der Marokkaner, die „Löwen vom Atlas“ mussten sich in der Runde der letzten Vier 0:2 (0:1) geschlagen geben.
Den tapferen Afrikanern bleibt „nur“ das Spiel um Platz drei am Samstag gegen Kroatien – auch, weil sie einen klassischen Fehlstart hingelegt hatten.
Hernandez aus kurzer Distanz
Theo Hernandez, Linksverteidiger der Franzosen, überwand bereits in der 5. Minute nach Vorarbeit von Antoine Griezmann und abgeblocktem Mbappe-Schuss Torhüter Yassine Bono, der zuvor im Turnier aus dem Spiel heraus nur ein einziges Mal zu bezwingen gewesen war. Wohlgemerkt von einem eigenen Mann. Nayef Aguerd hatte beim 2:1 gegen Kanada ins falsche Netz getroffen. Egal.
„Les Bleus“ steckten den krankheitsbedingten Ausfall von Adrien Rabiot weg und hatten gegen die Marokkaner, die den in Frankreich geborenen Abwehrchef Romain Saiss früh mit Oberschenkelverletzung (21.) und später auch Bayern-Ass Noussair Mazraoui angeschlagen (45.) verloren, ein leichtes Chancenplus. Klasse setzt sich dann doch durch, obwohl die Nummer 22 der FIFA Weltrangliste hervorragend dagegenhielt.
Marokko hat ein sehr talentiertes und zusammengeschweißtes Ensemble, dem es in diesem intensiven und phasenweise harten Schlagabtausch auch an Glück mangelte. Zum Beispiel kurz vor der Pause, als Jawad El Yamiq mit einem sehenswerten Fallrückzieher an der Stange und Goalie Hugo Lloris scheiterte (44.).
Marokko kann weit mehr als „nur“ verteidigen. Gegen den pfeilschnellen Kylian Mbappe und Olivier Giroud, der in der 17. Minute Aluminium küsste, fällt das ziemlich schwer. Gegen Randal Kolo Muani auch. Der „Joker“, den Trainer Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt unter seinen Fittichen hat, stach nur Sekunden nach seiner Einwechslung – 2:0 (79.).
Ausnahmezustand in Paris
Während aus Katar wenig bis gar nichts von Ausschreitungen überliefert ist, hat sich Frankreich für eine „heiße“ Nacht gerüstet. Rund 10.000 Polizeibeamte im ganzen Land wurden mobilisiert, um die Lage zu kontrollieren.
Die Hälfte davon war im Großraum Paris im Einsatz, es herrschte Ausnahmezustand – auch auf der Prachtstraße Champs-Elysees, wo sowohl französische als auch marokkanische Fans die WM-Erfolge ihrer Teams ausgelassen zelebrierten.
Video: Die Stimmung nach dem Halbfinale in Paris und Katar
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An die 20.000 waren es am Samstag, Zwischenfälle inklusive. Roller, Bänke oder Mistkübel gingen in Flammen auf, 108 Menschen wurden festgenommen.
Das Halbfinale sollte – auch angesichts potenzieller terroristischer Gefahrenherde – zum Hochsicherheitsspiel erklärt werden. In Frankreich leben 1,5 Millionen Marokkaner, viele davon in dritter und vierter Generation.
Der Staat im Nordwesten Afrikas ist seit 1956 unabhängig und steht der ehemaligen Kolonialmacht entspannter gegenüber als etwa die beiden anderen Maghrebländer Algerien und Tunesien.
Das brisante WM-Duell vor 68.294 Augenzeugen im Al Bayt Stadion zu Al-Khor – die meisten auf Seiten des Außenseiters – war der erst sechste fußballerische Ländervergleich, der überhaupt erste auf Pflichtspielebene.
Zuvor hatte Marokko 1998 in Casablanca freundschaftlich mit 8:7 nach Elfmeterschießen die Oberhand behalten. Frankreich gewann 1988 (2:1), 1999 (1:0) und 2000 (5:1). Im November 2007 erreichte Marokko im Stade de France zu Saint-Denis ein 2:2. Einziges unliebsames Nebengeräusch damals: Buhrufe bei der französischen Hymne, der „Marseillaise“.
Gestern konnte es kein Remis geben. Es brauchte einen Sieger. Frankreich wurde seiner Favoritenrolle gerecht, obwohl zig-tausende marokkanische Fans in Katar alles gegeben hatten, um ihre „Helden“ zur Sensation zu tragen. Es hat nicht sollen sein.
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Sehr gut dass Frankreich gewonnen hat.
Und den Marokkanern die Grenzen aufzeigten.
Die marokkanischen Fans haben schon genug Zeugs zusammen geschlagen oder angezüdnet.