England startet mit Kantersieg in die WM
DOHA. Die Briten schlugen zum Auftakt den Iran mit 6:2. Letzterer bewies mit einer Protestaktion gegen das eigene Regime Mut.
Gruppenfavorit England hat am Montag beim Auftaktspiel der Gruppe B der Fußball-WM in Katar gegen den Iran wenig anbrennen lassen und einen 6:2 (3:0)-Kantersieg gefeiert. Drei Tore von Dortmund-Legionär Jude Bellingham (35.), Bukayo Saka (43.) und Raheem Sterling (45.+1) sorgten schon vor der Pause für klare Verhältnisse. Der Iran strahlte lange keine Gefahr aus, kam aber nach der Pause durch Mehdi Taremi (65., 103.) zu zwei Erfolgserlebnissen.
Vor dem Torfestival dominierte aber die Politik. Iranische Fans zeigten vereinzelt mit Trikots und der Aufschrift "Frauen, Leben, Freiheit" ihre Solidarität mit den Protestierenden in der Heimat. Für ein starkes Zeichen sorgte das gesamte iranische Team selbst und sang während der Nationalhymne - unter dem Applaus der Zuschauer - nicht mit. Das iranische Staatsfernsehen blendete weg. Englands Kapitän Harry Kane verzichtete auf die "One Love"-Binde, nachdem die FIFA gelbe Karten angedroht hatte. Die "Three Lions" zeigten aber durch das Niederknien vor dem Anpfiff ihre Solidarität mit der "Black Lives Matter"-Bewegung.
Praktisch mit dem Anpfiff legte das englische Team los und setzte den Gegner, der um Kompaktheit bemüht war und im 5-4-1 agierte, unter Druck, wenngleich zunächst ohne große Chancen. Ein Knackpunkt kam jedoch schon nach wenigen Spielminuten: Irans Keeper Alireza Beiranvand stieß im Zuge einer englischen Flanke mit einem seiner Verteidiger zusammen und blieb minutenlang auf dem Bode liegen. Ein Versuch, weiterzumachen, brachte nichts, Beiranvand wurde gegen Seyed Hossein Hosseini in der 20. Minute ausgewechselt.
Vorentscheidung vor der Pause
Das schien zunächst den Spielrhythmus der Engländer zu hemmen, doch nur bis zur 35. Minute: Luke Shaw flankte von links in den Strafraum, wo Bellingham relativ unbedrängt zum Kopfball kam und diesen im langen Eck platzierte. Es war das erste Tor für den 19-Jährigen. 43. Minute: Der viel gescholtene Harry Maguire bediente nach einem Eckball per Kopf Arsenals Jungstar Saka, der den Ball im langen Kreuzeck unterbrachte. In der ersten Minute der nach der Verletzungspause fast eine Viertelstunde währenden Nachspielzeit erzielte Chelseas Sterling nach einer Flanke von Harry Kane volley den dritten Treffer. Dabei zeigten sich die "Three Lions" eiskalt und effizient.
In der zweiten Halbzeit machten die Engländer zunächst dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Saka erzielte in der 62. Minute seinen zweiten Treffer. Der Jubel war noch nicht verklungen, da musste der englische Keeper Jordan Pickford den Ball aus dem Tor holen. Der beste iranische Angreifer Taremi hatte getroffen (65.). Ein Vierfachwechsel der "Three Lions" zeigte nicht einmal eine Minute später ihren Effekt. Marcus Rashford, der für Saka eingewechselt worden war, traf zum 5:1 (71.), der ebenfalls zu diesem Zeitpunkt eingetauschte Jack Grealish sorgte in der 90. Minute für den letzten Treffer der Engländer.
Partie mit Rekordlänge
Die 45.334 Zuseher im Khalifa International und Millionen vor den TV-Geräten wunderten sich nicht wenig über den brasilianischen Referee Raphael Claus, der erneut zehn Minuten nachspielen ließ. In der letzten Minute der Verlängerung zeigte auch der Video Assistant Referee (VAR), dass das System durchaus hinterfragenswert ist. Während der VAR in der ersten Halbzeit nicht eingriff, als Maguire - nach der Pause angeschlagen ausgewechselt - im Strafraum der Iraner niedergerissen wurde, meldete er sich bei einem Dutzendvergehen im Strafraum der Briten. Claus entschied auf Penalty, den Taremi zu seinem zweiten Treffer nutzte.
Den Engländern kann es wohl weitgehend egal sein. Sie lieferten eine überzeugende Leistung ab, was vor allem dem heftig in der Kritik stehenden Teamchef Gareth Southgate gut tun wird. Der WM-Start ist geglückt, die "Three Lions" können einigermaßen beruhigt und mit einer starken Tordifferenz im Rücken in die beiden kommenden Partien gegen die USA (Freitag) und Wales (Dienstag) gehen. Wozu der Iran tatsächlich in der Lage ist, wird sich hingegen wohl erst gegen Wales (Freitag) und die USA (Dienstag) zeigen.
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
Bei uns kann man die Meinung abgeben, ohne dass etwas passiert.
Und dann gibt es Leute die denken, wir haben eine Diktatur.
Im Iran sind wegen Protesten 400 Menschen getötet worden.
Denkt einmal darüber nach.