Marathon nur im "Rahmenprogramm"
TOKIO. Der neunfache Medaillengewinner Thomas Geierspichler ist in Tokio Außenseiter.
Seine sechsten Paralympics begann Thomas Geierspichler mit einer Absage. Die Einladung, als Fahnenträger Österreichs Mannschaft bei der Eröffnung anzuführen, schlug der 45-jährige Salzburger, der im Rennrollstuhl schon neun Medaillen gewinnen konnte, höflich, aber bestimmt aus. Einerseits aus Respekt vor jenem Teil der japanischen Bevölkerung, der die olympischen Bewegungen angesichts steigender Infektionszahlen sehr kritisch sieht, andererseits sei ihm nach einem Todesfall in der Familie nicht zum Feiern zumute. Das olympische Motto "Dabei sein ist alles" hat sich Geierspichler zwar nicht auf seine Fahnen geschrieben, trotzdem wird er es sehr schwer haben, sich in Tokio den Weg zu einer Siegerehrung zu bahnen.
Die Spezialität des ehemaligen Marathon-Weltrekordhalters sind die langen Strecken, diese wurden allerdings aus dem paralympischen Programm genommen. Den einzigen – unfreiwilligen – Marathon absolvierte Geierspichler wie viele seiner Teamkollegen bei der Ankunft in Tokio, wo sich die Einreiseformalitäten mehr als fünf Stunden in die Länge zogen. Im Leichtathletik-Stadion wird eher Schnellkraft als Ausdauer gefragt sein. In der Nacht auf Freitag absolviert Geierspichler die 400 Meter, dann folgen noch die 1500 Meter. Über beide Distanzen hat der charismatische Routinier Anfang Juni EM-Gold gewonnen. In Tokio kommt auf dem Weg zur Medaille aber viel "Querverkehr" aus anderen Kontinenten dazu. Außerdem ist durch die Zusammenlegung einiger Klassen die Chancengleichheit unter die Räder gekommen. Geierspichler: "Es freut mich umso mehr, dass ich die Qualifikation für Tokio geschafft habe." Einer seiner Tempomacher als Individualtrainer war übrigens Walter Gfrerer, der beim AS Monaco Niko Kovac bei der Trainerarbeit unterstützt. Vielleicht gelingt der Kämpfernatur aus Anif bei den sechsten Paralympics ja doch noch ein "Golden Goal".
Marzinke mit Bestleistung
Am ersten Wettkampftag der Spiele belegte Yvonne Marzinke gestern bei den Bahnrad-Bewerben im IZU Velodrom über 3000 Meter Platz 13. Die Wahl-Mondseerin war mit ihrer paralympischen Premiere zufrieden. "Ich konnte meine Bestleistung dort abliefern, wo der Saisonhöhepunkt war." Gold ging mit einem Weltrekord an die Australierin Paige Greco. In der Nacht auf Freitag startet Marzinke über 500 Meter.
Krisztian Gardos besiegte zum Start der Tischtennis-Bewerbe den Südafrikaner Theo Cogill mit 3:0 (5, 9, 7).
Schwimmer Andreas Ernhofer belegte bei seiner Paralympics-Premiere über 50 Meter Rücken Platz acht. (chz)