Der VSV wurde beim "Legendentreff" der Black Wings zum Partyschreck
Eishockey: Die Linzer verloren ihr Jubiläumsmatch vor 3681 Besuchern gegen die „Adler“ nach fulminanter Aufholjagd 3:4 nach Penaltyschießen. Der Kampf um Platz sechs spitzt sich zu
Das Ergebnis passte nicht zum Anlass, die Aufholjagd (von 0:3 auf 3:3) war dafür aller Ehren wert: Die Steinbach Black Wings unterlagen in ihrem groß aufgezogenen Jubiläumsmatch vor der feinen Kulisse von 3681 Besuchern dem Villacher SV 3:4 nach Penaltyschießen (0:0, 0:3, 3:0/0:0/0:1) und müssen jetzt um einen Platz in den Top Sechs, die sich direkt für das Play-off-Viertelfinale qualifizieren, zittern.
Noch ist der vom KAC, der Asiago 3:1 schlug, überholte EHC über dem ominösen Strich, der Vorsprung auf die siebtplatzierten Vienna Capitals beträgt aber nur zwei Punkte.
Die Helden von gestern im Rampenlicht
Unabhängig vom bitteren Ergebnis weiß der treue Anhang der Black Wings, der mit dem Verein durch alle Höhen und Tiefen geht, die Feste zu feiern, wie sie fallen. Schon mehr als eine halbe Stunde vor Spielbeginn standen die Fans vor den Eingängen der Linz-AG-Eisarena Schlange. Immerhin war es ein besonderer Eishockey-Abend, die Oberösterreicher zelebrierten ihre „Nacht der Legenden“ im Retro-Style.
Die Scheinwerfer richteten sich vor dem Eröffnungsbully auf die Spielerbank, unter tosendem Beifall und Sprechchören stellten sich dort die Helden von einst in Reih und Glied auf. 30 Jahre Black Wings, 20 Jahre erster Meistertitel - solche Jubiläen rufen nach einer ordentlichen Inszenierung, die den Linzern prächtig gelang.
Das Publikum war blendend unterhalten und rief die Namen der Protagonisten mit einer Selbstverständlichkeit, als wären die Herren noch heute gespielt. Pat Leahy war extra aus Amerika angereist und erhielt nicht nur deshalb Standing Ovations, auch der ehemalige Publikumsliebling, Torhüter Pavel Nestak, fand den Weg in die Stahlstadt. Es würde den Rahmen sprengen, alle Namen aufzuzählen.
„Es ist sehr hart umkämpft“
Trotzdem ging es heute Abend nicht nur um die Würdigung ehemaliger Leistungsträger, sondern auch um drei wichtige Punkte im Rennen um die Play-off-Tickets.
„Es ist sehr hart umkämpft, wir müssen unseren Job erledigen. Wenn abgerechnet wird, wollen wir natürlich unter den Top Sechs sein“, sagte Black-Wings-Trainer Philipp Lukas, der zwei Rückkehrer nach Verletzungspausen im Team begrüßte: Goalie Rasmus Tirronen hütete wieder das Gehäuse, und auch Stürmer Graham Knott war wieder mit dabei. Dafür fehlten diesmal Shawn St-Amant und Matt Murphy.
Die Linzer trugen ausgesprochen schmucke Petrol-Dressen mit orangen Rückennummern zur Schau und zeigten sich auch auf dem Eis ganz ansehnlich. Die Black Wings boten dem aktuell heißesten Team der Liga, dem vom Linzer Meistertrainer 2011/12 betreuten Villacher SV, der acht der jüngsten neun Matches für sich entschieden hatte, die Stirn.
Der EHC brachte jene Energie auf das Eis, die Philipp Lukas einfordert. In der 16. Minute hätte der EHC führen müssen, doch Stefan Gaffal verfehlte das leere Tor. Kann passieren. Stand nach 20 Minuten 0:0, obwohl den Besuchern mehrmals der Torschrei auf den Lippen lag.
„Es ist ein unglaubliches Stadion“
„Linz war und ist Eishockey-Stadt. Das hat Kultur, es ist ein unglaubliches Stadion, wenn die Halle voll ist“, sagte Kevin Moderer, der von 2015 bis 2018 das Trikot der Black Wings getragen hatte. „Es waren schwierige Zeiten, aber jetzt scheint wieder ein Boom zu entstehen.“
Auf diesem Weg gibt es freilich Rückschläge. Tore, die man nicht schießt, bekommt man. Nur 28 Sekunden waren im zweiten Abschnitt gespielt, als Chris Collins eiskalt zuschlug und die „Adler“ aus Kärnten mit sehenswertem Solo 1:0 in Führung brachte.
Die Reaktion von den Rängen kam sofort: „Ausgleich, Ausgleich“, skandierten die Massen. Dieser Wunsch sollte nicht in Erfüllung geben. Ramon Schnetzer traf in der 25. Minute nur die Stange und lenkte im Gegenzug einen Collins-Schuss mit dem Schlittschuh ins eigene Netz ab - 0:2. Das nennt man dann wohl doppeltes Pech. Sehr bitter.
Linz meldete sich nach 0:3-Rückstand zurück
Doch es kam noch schlimmer. Nach 30:43 Minuten stand es 0:3, Robert Sabolic hatte getroffen und damit den Arbeitstag von Tirronen beendet. Trainer Lukas ersetzte den Finnen durch Thomas Höneckl.
„Es ist zu wenig, bei uns schleichen sich so viele leichte Fehler ein. Es reicht im Moment nicht, wir nehmen uns so viel, aber der Funke springt nicht über. Wir sind selber schuld“, sagte Stürmer Stefan Gaffal ziemlich frustriert im Pauseninterview. „Es ist enttäuschend und mühsam. Wir dürfen jetzt die Köpfe nicht hängen lassen.“
War auch so. Ein 0:3 ist nicht unaufholbar im Eishockey. Erst recht, wenn man so einen fulminanten Start wie die Linzer im dritten Drittel erwischt. Brian Lebler brauchte nur 13 Sekunden, um auf 1:3 zu verkürzen (41.). Nach 90 Sekunden stand es plötzlich 2:3 (42.).
Michael Haga traf und brachte die Halle zum Beben. Alles war wieder offen und eine prickelnde Schlussphase, in der auch die Fäuste zwischen Andreas Kristler und Sabolic flogen, garantiert.
Die Black Wings fanden ihre Ausgleichschancen vor, Die Hartnäckigkeit sollte spät belohnt werden. Haga traf 17 Sekunden vor der Sirene zum umjubelten 3:3. „Oh ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen“, dröhnte es durch die Arena. Was für ein Abend, was für ein 172. Duell zwischen Linz und Villach. Verlängerung inklusive.
Umstrittene Entscheidung
Nach fünf torlosen Minuten musste die Entscheidung im Penaltyschießen fallen. Der VSV hatte das bessere Ende für sich. Anthony Luciani verwandelte den insgesamt sechsten Versuch, von den sechs Schützen traf nur Brian Lebler nicht.
Der Move von Sabolic wurde erst nach Videobeweis als „Good Goal“ bewertet, Höneckl schien die Scheibe kurz vor der Linie gestoppt zu haben. Die Empörung im Publikum ("Ohne Schiris habt ihr keine Chance") und auch auf der Linzer Bank war groß. In einer TV-Zeitlupen-Einstellung sah man aber, wie der Puck mit vollem Durchmesser drinnen war. Wie auch immer: es geht weiter.
Jetzt macht die Meisterschaft (Länderspiel-)Pause. Die Black Wings haben im Grunddurchgang noch fünf Spiele vor der Brust: Am 14. Februar geht‘s bei den Vienna Capitals, einem direkten Kontrahenten um einen Top-Sechs-Platz weiter.
Anschließend folgen die Matches beim HC Pustertal (17. Februar), gegen Rekordmeister KAC (19. Februar), in Szekesfehervar (21. Februar) und zuhause gegen die „Roten Teufel“ aus Ungarn (26. Februar). Es herrscht Hochspannung. Vier Teams stehen bereits fix im Viertelfinale: Salzburg, Bozen, Innsbruck und seit heute der VSV.
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