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Trotz Preisverfalls wird weiter zu viel Milch erzeugt

Von Josef Lehner, 11. Mai 2016, 00:04 Uhr
Trotz Preisverfalls wird weiter zu viel Milch erzeugt
Milch im Handel: Preisdruck Bild: OÖN/lehn

LINZ/WIEN. Marktmechanismus wirkt bei den EU-Bauern noch nicht – Die Agrarpolitik sucht nach Auswegen.

Angst, Wut – und vor allem Ratlosigkeit: In diesem Stimmungsgemenge stecken seit Monaten die Milchbauern. Die großen Molkereien haben die Preise, die sie ihren Lieferanten zahlen, zum 1. Mai um einen weiteren Cent auf 27 bis 28 Cent je Liter konventionell produzierter Milch gesenkt. An die 40 Cent sind in Ungunstlagen nötig, um die Kosten zu decken.

Dann kam vergangene Woche die Schockmeldung vom deutschen Lebensmittelhandel: Aldi, Lidl & Co lassen den Ladenpreis für einen Liter Vollmilch von 59 auf zuvor nicht geglaubte 46 Cent fallen. Begründung: Sie gäben nur die Einkaufspreise weiter.

Die Manager der österreichischen Handelsketten zeigen mehr Verständnis für die Lage des Bauernstandes und haben es vorerst bei einer Preisrunde im April belassen. Damals wurden die Preisschilder von 89 auf 85 Cent korrigiert. Argumente für den Mehrpreis: flächendeckend gentechnikfrei produzierte Milch, höherer Tierschutzstandard, sensiblere Landschaft. "Der Druck des Handels ist aber auch bei uns da", sagt ein Molkereimanager.

Alle wissen, wie der Druck gesenkt werden könnte: Die Überproduktion, die von der Freigabe der Milchmenge zum 1. April 2015 ausgelöst worden ist, muss weg. Manche hegen die Hoffnung, das werde automatisch geschehen, wenn das Handelsembargo gegen Russland im Sommer nicht verlängert wird oder wenn die Asiaten wieder mehr nachfragen. Beides ist trügerisch.

In Österreich hat die Gmundner Molkerei mit 1. März einen radikaleren Weg beschlossen: Bauern, die mehr als 105 Prozent der Menge von 2015 liefern, erhalten einen Preisabzug. "Wir haben erreicht, dass der im Frühling übliche Mengenanstieg ausgeblieben ist", sagt Geschäftsführer Michael Waidacher. Doch selbst wenn Österreich minus zehn Prozent schaffte, es könnte mit seinen zwei Prozent Anteil den EU-Markt nicht beeinflussen. Auf der anderen Seite braucht kein Land so dringend gute internationale Preise, denn 50 Prozent der Produktion müssen exportiert werden. Nur dann bleibt das alpine Land bewirtschaftet.

"Milchgipfel" und "Milchdialog"

"Der Preis ist die Stellschraube für die Milchmenge", sagt Michael Wöckinger, Milchexperte der OÖ. Landwirtschaftskammer. In den anderen EU-Ländern zeigt diese eiserne Marktregel noch keine Wirkung. Von freiwilliger Drosselung der Produktion wird nur gesprochen. Der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat nach dem Preisschock des Handels einen "baldigen Milchgipfel" angekündigt.

Österreichs Politiker wollen einen "Milchdialog". Bauernbund-Präsident Jakob Auer will gemeinsam mit Konsumenten, Lebensmittelwirtschaft und Regierung "Maßnahmen für eine kostendeckende Milchwirtschaft" erarbeiten.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Bergbauer (1.940 Kommentare)
am 11.05.2016 13:14

unsere Agrarpolitik ist mit vollgas richtung Z (zusperrren möglichst vieler betriebe)gefahren, erzählt hat sie allen sie fährt nach A (aufhalten möglichst vieler Betriebe) Dafür wurden dem Steuerzahler Milliarden an Agraförderungen abgerungen, und der hat in gutem Glauben auch bezahlt. Jezt heißt es eine 180 Grad wende zu machen. Förderung der bäuerlichen Arbeitskraft und nicht der Fläche, noch mehr Bio Förderung, Extensivierung bei den Konvis (mit Prämie), und Exportförderung nur mehr für Bio Ware und Zuchtvieh, ( vielleicht traut sich ja einmal eine Molkerei oder ein flesichbetrieb zuzugeben, wie billig sie ihr zeug ins Ausland verschleudern muß)

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Strachelos (7.167 Kommentare)
am 11.05.2016 09:07

schon blöd, daß den Kühen der Milchpreis egal ist im Gegensatz zu deren Herren vulgo Ochsen....

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 11.05.2016 08:18

wie überall in der neoliberalen Welt - die Großkonzerne fressen die Kleinen, die niemals konkurrieren können. Nur eine entsprechende Besteuerung der Großen würde einen Ausgleich herstellen, aber dagegen sind ja die Vertreter der Großkonzerne die "unsere" Volksvertreter kaufen.

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