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Feronia 2025: "Nachhaltigkeit ist zum Geschäftsmodell geworden"

Von Ulrike Rubasch, 04. Jänner 2025, 11:00 Uhr
"Nachhaltigkeit ist zum Geschäftsmodell geworden"
Ina Pfneiszl Bild: www.chrisecker.at

LINZ. Der oö. Nachhaltigkeitspreis FERONIA startet heute. Feronia-Jurymitglied Ina Pfneiszl von Schachinger Logistik in Hörsching spricht über die praktische Umsetzung von Nachhaltigkeit im Unternehmen.

OÖN: Wieso beschäftigt sich Schachinger so radikal mit Nachhaltigkeit in einer generell nicht nachhaltigen Branche?

Ina Pfneiszl: Eine der wichtigsten Grundlagen ist die intrinsische Motivation unseres Eigentümers Max Schachinger, der seit fast zwei Jahrzehnten den Nachhaltigkeitsgedanken pflegt, viel Forschungsarbeit geleistet und mit Partnern versucht hat, die Dekarbonisierung und Erneuerbare Energie in der Logistikbranche zu ermöglichen. Er hat bereits vor rund zehn Jahren ein energieautarkes Logistikzentrum gebaut, da haben ihn noch alle belächelt.

Und jetzt?

Seit zwei, drei Jahren nehmen Wirtschaft und Gesellschaft das anders wahr, Nachhaltigkeit wurde tatsächlich zum Business Case. Wir haben Kunden gewonnen, die wir wahrscheinlich ohne unsere nachhaltige Ausrichtung nicht gewonnen hätten. Die Regulatorik fängt zu wirken an, das Lieferkettengesetz der Deutschen etwa, weil auch Lieferanten ihre ökologische und soziale Ausrichtung dokumentieren müssen. Ratings werden vergeben, der Silberstatus wurde uns unter neuen, strengeren Standards von EcoVadis erneut verliehen, was uns sehr stolz macht.

Sind Ihre Kunden bereit, dafür höhere Preise zu zahlen?

Da sprechen Sie einen sehr heiklen Punkt an. Bei Dumpingpreisen haben wir noch nie mitgemacht. Wir bieten in langjähriger Zusammenarbeit Speziallogistik für Pharma, Lebensmittel, Bau und weitere Branchen an. Im Endeffekt helfen wir Kunden mit unserer CO2-reduzierten Dienstleistung, ihre Klimaziele zu erreichen und damit wird es zu einem Geschäftsmodell. Kunden sind bereit, für einen niedrigeren CO2-Fußabdruck mehr zu bezahlen. Das geht jetzt erst so richtig los und wird sich in den nächsten fünf Jahren noch viel stärker entwickeln müssen. Doch bei uns ist Nachhaltigkeit in der Betriebswirtschaft angekommen. Kunden betrachten unsere Leistung mit grüner Logistik anders.

Sie bieten grüne Logistik an. Was ist das eigentlich? Wo liegen die größten Herausforderungen?

Grüne Logistik ist für uns Elektromobilität, und wo das nicht geht, kompensieren wir durch Klimaprojekte. Ein Negativ-Aspekt ist etwa bei der Umstellung der Fahrzeugflotte, dass das nicht so schnell geht, wie wir uns das wünschen würden. Unser Ziel ist, ab 2032 keine neuen Verbrenner-Lkw anzuschaffen. Wir haben gerade einen E-Lkw angeschafft, der aber nur 300 km mit einer Ladung schafft. Der zweite kommt demnächst, der hat dann schon 500 bis 600 km Reichweite. Die Entwicklung ist schleppend, auch wegen der politischen Rahmenbedingungen. Die öffentliche Ladeinfrastruktur ist derzeit völlig unzureichend. Beim Pkw sind wir aber auf 60 Prozent E-Mobilitätsanteil. Auch die Dokumentation der Standards etwa für die Pharmalogistik, z. B. bei der Einführung neuer Kühlsysteme, ist sehr kompliziert.

Sie sagen, Nachhaltigkeit sei bei Ihnen in der Betriebswirtschaft angekommen. Wie?

Nachhaltigkeit ist Teil der Unternehmensstrategie geworden. Wir haben Daten gesammelt und digitalisiert und im Nachhaltigkeitsbericht darüber berichtet. Wir haben zwar vor zehn Jahren schon eine Gemeinwohlbilanz erstellt, aber für 2023 haben wir eine erste richtig vertiefte gemacht. Bei dieser wird einem nichts geschenkt, das ist keine amikale Blümchen-Geschichte. 70 Menschen aus dem Unternehmen haben an unserer strategischen Ausrichtung gearbeitet. Auch haben wir vergangenes Jahr ein Rating begonnen für Lieferanten, um ihre eigene ökologische und soziale Entwicklung voranzubringen. Uns ist wichtig, auf Augenhöhe mit Lieferanten zu arbeiten, aber wir möchten unsere Erfahrungen gerne weitergeben. Wir wollen nicht Partner einfach auslisten, sondern im Rahmen einer Beziehung sie zu bestimmten Maßnahmen bewegen.

Wie holen Sie die eigenen Mitarbeiter ins Boot?

Wenn Nachhaltigkeit von oben unterstützt wird, hat das Thema natürlich einen hohen Stellenwert. Wir haben Steuergruppen aus bis zu zwölf Mitarbeitern, die sehr vielfältig sind. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Abteilungen mit verschiedenem Alter und Geschlecht. Diese erarbeiten einen Maßnahmenkatalog, etwa für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie in einer "Familien-Charta". Das macht nicht das Nachhaltigkeitsteam allein, es arbeiten quasi alle mit. Die Vorschläge gehen dann an die Geschäftsführung, und nach der Freigabe von oben wieder an die Umsetzung. Es muss von allen mitgetragen werden. Bei einem Gesundheitsprojekt etwa haben wir die Mitarbeiter zuerst gefragt, was sie möchten. Dann haben wir Vorschläge erarbeitet und umgesetzt, und hinten nach werden sie evaluiert und gemessen. Es gibt auch ein Anreizsystem für das Management, wo die Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen Bonifikationen bringen kann.

Wie groß ist das Nachhaltigkeitsteam von Schachinger Logistik – bei rund 700 Beschäftigten?

Im Kernteam sind wir sechs Mitarbeiter, das erweiterte Nachhaltigkeitsboard umfasst Human Resources, Controlling usw. und zählt nochmals zwölf Mitglieder. Wir arbeiten seit Jahren in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance intensiv an der Umsetzung – und wir merken, dass das Bewusstsein dafür steigt. Interdisziplinär arbeiten wir an den Themen mit allen Abteilungen. Wir haben regelmäßig Treffen, weil die Anforderungen hoch sind.

Ist die Bürokratie nicht viel zu hoch für viele Unternehmen?

Die Regulative sind dann schlimm, wenn man sich die vergangenen Jahre nicht vorbereitet hat. Wir sehen die Chance. Das Konzept der Nachhaltigkeit ist ein Vorteil, weil unsere Wirtschaft einen Reifegrad erreichen wird, um die Erderwärmung einzudämmen und bessere Bedingungen für die Menschen zu schaffen.

Das Familienunternehmen Schachinger Logistik setzte 2023/24 mit rund 700 Beschäftigten, 92 Lkw, 79 Kleintransportern und 85 Pkw 326 Millionen Euro um. Das Unternehmen ist ein Nachhaltigkeitspionier, nicht nur in der Logistik-Branche. Bei der Feronia 2024 gewann das Unternehmen einen ersten Platz.

Fakten aus dem Nachhaltigkeitsbericht von Schachinger Logistik:

Im Geschäftsjahr 2023/24 hatte das Unternehmen 7750 PV-Module an den eigenen Standorten und produzierte 3100 kWp Strom aus Sonnenenergie. Das entspricht dem Strombedarf von mehr als 1000 Haushalten oder 17 Millionen E-Pkw-Kilometern. Auch 48 Ladesäulen werden betrieben. Dadurch konnten 1,5 Millionen kWh Gas gegenüber 2021 eingespart werden.

Schachinger Logistik verwendet an allen Standorten 100 Prozent zertifizierten Grünstrom. Von den 85 Pkw sind 52 E-Autos. Bis 2040 sollen die unternehmerischen CO2-Emissionen um 80 Prozent gesenkt und die Lkw-Flotte komplett elektrifiziert werden. Es gibt etliche Gesundheits- und Sozialaktionen (z. B. Jobbike).

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Autorin
Ulrike Rubasch
Redakteurin Wirtschaft
Ulrike Rubasch

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2  Kommentare
2  Kommentare
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oe.tom (1.263 Kommentare)
vor 4 Stunden

Ein sehr gutes Beispiel, wie die Wirtschaft Österreich beim erreichen der Klimaziele unterstützt, aber leider wird das Alles von der Bevölkerung gegen die Wand gefahren, indem sie Parteien wählt, die den Ökologischen Fußabdruck noch erhöhen werden, so z.B.: mit 150km/h auf Autobahnen….
Letztendlich wird der Tag kommen, wo uns das ganze Zampern, Zaudern und Dumpfbackendusseln dieser Politiker nur auf den Kopf fallen wird, indem die Wirtschaft flöten geht!
Es gibt tatsächlich somit nur eine einzige Partei, die somit für Österreich arbeitet, aber man möchte diese ja nicht arbeiten lassen…

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dobisam (1.207 Kommentare)
vor 23 Stunden

Nachhaltigkeit hört sich immer gut an, aber was ist jetzt Nachhaltigkeit genau? Ab wann ist eine Aktion wirklich nachhaltig?
Wenn z.B. bei einem Betrieb im Jahr 1000 t Abwässer anfallen und er seine Produktionsprozesse so verändert, dass er diese Menge auf 990 t reduziert, wird damit geworben, dass jetzt noch nachhaltiger produziert wird.
Das Gleiche ist, wenn auf einer Lebensmittelverpackung mit verbesserter Rezeptur geworben wird. In der Regel wird nur die Gewinnspanne verbessert, und nicht etwa Geschmack, o. ä..

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