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"Jetzt beginnt die Industrialisierung der künstlichen Intelligenz"

Von Clemens Thaler, 04. Oktober 2024, 05:00 Uhr
"Jetzt beginnt die Industrialisierung der künstlichen Intelligenz"
Auf dem Podium: Hans-Peter Pichler (l.), Alexandra Ciarnau, Sepp Hochreiter, Moderatorin Barbara Eidenberger (Cityfoto/Pelzl)

LINZ. Auch am zweiten Tag der Digital Days drehte sich fast alles um Künstliche Intelligenz. Experte Sepp Hochreiter kritisierte den AI Act der EU und warnte vor Vorteilen für China und die USA.

Streitthema der hochkarätig besetzten KI-Diskussion bei den OÖN-Digital-Days, die gestern am zweiten Tag in den Promenaden Galerien über die Bühne ging, war der AI Act der EU. Was ist das eigentlich? Das Gesetz ist eine europäische Verordnung über künstliche Intelligenz (KI). "Im Kern geht es darum, dass KI ähnlich wie andere Produkte, etwa Waschmaschinen, reguliert wird, um Gefahren und Risiken auszuschließen", sagte Alexandra Ciarnau, Rechtsanwältin und Datenschutzexpertin (DORDA). Der risikobasierte Ansatz des AI Acts sieht dabei vor, dass KI-Systeme und KI-Modelle mit höherem Gefahrenpotenzial strengeren Verpflichtungen unterliegen. Die neue EU-Richtlinie soll schrittweise ab Februar 2025 in Kraft treten.

Der risikobasierte Ansatz, so Ciarnau, bedeute, dass KI-Anwendungen nach ihrem potenziellen Risiko eingestuft bzw. im Extremfall sogar verboten werden. "Das betrifft zum Beispiel Emotionserkennung am Arbeitsplatz oder manipulierende Technologien." Darunter fallen Tools zum Scannen von Lebensläufen oder Social Scoring. Ähnlich wie bei der DSGVO werde es künftig Experten für AI in allen Unternehmen geben müssen.

Kritik an "Nicht-Experten"

Kein gutes Haar an der neuen EU-Verordnung ließ KI-Experte Sepp Hochreiter (JKU Linz). "Es gibt sehr viele Dinge, die unklar sind. Auch die zugrunde liegende Definition von künstlicher Intelligenz ist falsch." Man merke, dass die zuständigen Behörden der EU "wenig Ahnung von KI und den Technologien dahinter haben". Das Problem daran sei, dass dann Unternehmen nicht wissen, ob sie sich noch im gesetzlichen Rahmen bewegen oder nicht – mit fatalen Folgen: "Europäische Firmen werden zurückfallen, China und Amerika gewinnen", sagte Hochreiter. Denn dort gebe es derart strenge Regularien und Bürokratien nicht.

Ähnlich sieht das Hans-Peter Pichler vom Daten-Start-up FiveSquare: "Game over. Ich finde das nicht cool." Das sei ein riesiger Nachteil und schlecht für Innovationen. "Wir machen uns das Leben schwer, in den USA gibt es nur 19 einfache KI-Regeln." Unternehmen könnten deshalb überlegen, zu übersiedeln. "Wir denken auch schon darüber nach", sagte Hochreiter. Juristin Ciarnau sah das anders: "Das neue Gesetz gibt genügend Spielraum und regelt die Mensch-Maschine-Beziehungen."

Einig waren sich alle drei, dass KI Regeln brauche, damit "kein Unfug passiert". Sie sollten aber mithilfe von Experten erstellt werden. Künstliche Intelligenz, sagte Hochreiter, steuere auf die nächste Phase zu. "Nach Grundlagenforschung und Hochskalieren beginnt jetzt die Industrialisierung der künstlichen Intelligenz." Mit ähnlich revolutionären Auswirkungen wie die Dampfmaschine.

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Autor
Clemens Thaler
Stv. Chef vom Dienst, Redakteur Wirtschaft
Clemens Thaler

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