Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Niki Lauda: Ex-Pilot hatte als Geschäftsmann "nichts zu verschenken"

Von nachrichten.at/apa, 21. Mai 2019, 06:18 Uhr
Bild 1 von 25
Bildergalerie Niki Lauda (1949-2019) : Sein Leben in Bildern
Bild: GEORG HOCHMUTH (APA)

WIEN/SCHWECHAT. Niki Laudas Sparsamkeit galt als legendär. Einer Anekdote zufolge wettete er als Formel-1-Fahrer nach dem WM-Titel mit Alain Prost, auf einer Promo-Tour keinen einzigen eigenen Dollar zu verbrauchen.

Auch privat war er sparsam: "Ich kaufe mir einen Pullover oder eine Hose, wenn die alten Sachen kaputt oder so verwaschen sind, dass es einfach nicht mehr geht. Nur dann", sagte er einmal dem "Focus".

Nicht nur als Airline-Unternehmer hatte Lauda - getreu seinem Werbespruch für die Onlinebank ING-DiBa - "nichts zu verschenken". Wobei Lauda mehr Gründer als Betreiber war. Alle seine Fluglinien verkaufte er nach einigen Jahren: Die Lauda Air an den erbitterten Konkurrenten AUA, seine 2003 gegründete Airline Niki 2011 an Air Berlin, als diese noch Geld für Übernahmen hatte. Als es mit Air Berlin finanziell bergab ging, war Lauda bereits ausgestiegen. Laudamotion ging an Ryanair. Die Fäden im Hintergrund der Lauda-Deals zog dabei sein Anwalt Haig Asenbauer.

Niki Lauda als Sparfuchs

Laudas Image als Sparfuchs bekamen auch seine Mitarbeiter zu spüren. Bei Niki waren Piloten, Flugbegleiter und Techniker jahrelang an eine Personalleasingfirma ausgelagert. Er sträubte sich auch gegen Betriebsrat und Kollektivvertrag. Als 2008 die Gewerkschaft versuchte, aus dem AUA-KV einen Branchenkollektivvertrag zu machen, sagte Lauda: "Das ist tiefster Ostblock."

Auch bei Laudamotion griff Lauda wieder zu Leiharbeitsverträgen. Als aber drohte, dass die Ex-Niki-Piloten Laudamotion in Richtung Eurowings und AUA verlassen, besserte Lauda kurzerhand die Pilotengehälter - um bis zu 1.000 Euro brutto im Monat - auf. Den "Signing"-Bonus von Eurowings von bis zu 18.000 Euro für die Unterschrift unter dem Dienstvertrag glich Laudamotion mit einem Treuebonus in gleicher Höhe aus.

Mitarbeiter, die Lauda schon seit den Lauda-Air-Zeiten die Treue halten, schätzten den "Spirit", der vom Ex-Rennfahrer ausging. Auch der designierte FPÖ-Chef Norbert Hofer (FPÖ), selbst einst Flugzeugtechniker bei Lauda Air, schwärmte einst über seinen ersten Chef: "Er ist eine Galionsfigur unseres Landes und hat Großes für Österreich geleistet."

Sein als Rennfahrer und Airliner verdientes Geld legte Lauda über seine Privatstiftung nicht nur in Fluglinien, sondern unter anderem auch in Immobilien an. 2017 kaufte er für 6,9 Mio. Euro die sagenumwobene "NSA-Villa" in Wien-Währing. Die Privatstiftung Lauda hat zudem bei Rene Benkos Immobilienimperium investiert. Die rund 47 Mio. Euro, mit denen Lauda 2018 Niki aus der Insolvenz zurückkaufte, stammten seinen Angaben zufolge zur Gänze aus seiner Privatstiftung. "Ich zahle das aus meiner Tasche", sagte Lauda den Zeitungen. Wenige Wochen später reichte er aber 75 Prozent für rund 50 Mio. Euro an Ryanair weiter, Ende des Jahres die restlichen Prozent auf 100.

OÖN-TV zum Tod von Niki Lauda:

"Ich weiß von null"

Den Einstieg von Ryanair hatte Lauda wenige Tage zuvor noch mit dem Worten "Ich weiß von null" dementiert. Es war nicht das einzige Mal, dass sich Aussagen von Lauda schnell überholten. "Selbst wenn ich wollte, wäre das unvereinbar", sagte er im April 2016 auf die Frage, ob er Niki von Air Berlin zurückkaufen wolle. Im August 2017 teilte er dann dem Insolvenzverwalter von Air Berlin sein Interesse mit.

Zur AUA-Übernahme durch die Lufthansa sagte Lauda 2012: "Ich habe bis heute nicht verstanden, warum es diese Übernahme überhaupt gegeben hat." 2009 klang das noch ganz anders: "Ich war von Anfang an ein Befürworter der AUA-Lufthansa-Lösung und hoffe, dass diese bald genehmigt wird."

Als im April 2010 die isländische Vulkanaschewolke über Europa zog, sagte er am 15. April, dem ersten Tag der Luftraumsperren, gegenüber dem ORF wortwörtlich: "Die Vulkanasche ist deswegen so gefährlich - es hat sich herausgestellt vor ungefähr zehn, zwölf Jahren ist ein Jumbo 747 in der Nacht durch eine Vulkanasche geflogen, ohne dass man die vorhergesehen hat. Dem sind alle vier Triebwerke stehen geblieben, die Scheiben des Cockpits waren fast undurchsichtig und die Piloten haben es dann Gott sei Dank geschafft, zwei Triebwerke wieder zu starten und dann eine Notlandung zu machen."

Doch bereits drei Tage später nannte er die Luftraumsperre in einer Aussendung "die größte Fehlentscheidung der Europäischen Luftfahrtbehörden". Einen Monat später, als der Vulkan auf Island erneut Asche spuckte, versicherte Lauda, dass der Vulkanausbruch für die Luftfahrt völlig unbedenklich sei. "Es ist ein Wahnsinn, mit den Ängsten der Menschen zu spielen." Für die Triebwerke bestehe durch staubähnliche Asche überhaupt keine Gefahr. "Es ist noch nie in der Geschichte der Luftfahrt ein Flugzeug wegen Vulkanasche abgestürzt. Noch nicht einmal ansatzweise", so Lauda.

Übel genommen wurden Lauda solche Widersprüche nicht. Erklären lässt sich das am ehesten damit, dass Lauda seine Meinung vor Journalisten immer als unumstößliche Tatsachen dargestellt hat. Er sprach unverblümt Klartext, auch wenn er wenige Wochen später genau das Gegenteil sagte. Besonders tolerant gegenüber anderen Ansichten war Lauda dabei nie, zu den Sorgen von Fluglärmgegnern meinte er einmal: "Wer bitte schläft von neun bis sieben?"

Laudas Charisma half ihm auch nach dem Absturz einer Lauda-Maschine bei Bangkok am 26. Mai 1991. Seine Präsenz und sein medialer Einsatz führten dazu, dass das größte Unglück in Österreichs Zivilluftfahrt mit 223 Todesopfern nicht in einem Vertrauensverlust der Kunden resultierte. Selbst zwischenzeitliche - letztlich nicht bestätigte - Vorwürfe von Boeing, die Wartung der Flieger sei nicht optimal gewesen, blieben nicht an Lauda hängen.

Enorme Hilfsbereitschaft

Bei Lauda ging es aber nicht nur ums Geld. Beim Bürgerkrieg in Ruanda steuerte er persönlich 1994 und 1996 zwei Hilfsflüge in das Krisengebiet. Unerschrocken und auf eigene Kosten pilotierte er eine Lauda-Air-Maschine, vollgepackt mit Hilfsgütern wie Medikamenten und Nahrungsmittel für die von der Caritas betreuten Flüchtlinge. 1994 war das Ziel der Flughafen Bujumbura, die Hauptstadt von Ruandas Nachbarstaat Burundi, 1996 flog Lauda dann direkt nach Kigali, Hauptstadt Ruandas. Der als Unternehmer eher auf seinen eigenen Vorteil bedachte Lauda begründete seine Hilfsaktion damals mit den Worten: "Wenn man diese Bilder sieht, weiß man, dass es dort um die Ärmsten der Welt geht. Sie haben fast keine Möglichkeit, selber zu überleben, darum müssen wir ihnen helfen."

Viele Jahre später räumte er ein, dass seine zweite Frau Birgit Wetzinger, die Lauda 2004 kennengelernt hatte, als sie als Flugbegleiterin bei seiner Airline Niki arbeitete, sein soziales Gewissen weiter entwickelt hat: "Was soziales Engagement betrifft, hat Birgit mir wirklich die Augen geöffnet. Man könnte sagten, dass es ihr gelungen ist, mein soziales Gewissen zu wecken."

Rotes Kapperl als Markenzeichen

Lauda ließ jedenfalls keine Gelegenheit aus, um Geld zu verdienen. Selbst sein rotes Kapperl, das er seit seinem Feuerunfall trug, vermarktete er als Werbefläche. Seit 2014 mietete der Glücksspielkonzern Novomatic Laudas Stirn. Der Sponsor-Vertrag wurde 2017 um vier Jahre bis Ende 2020 verlängert. Lauda musste Medienberichten zufolge pro Jahr zehn Auftritte für Novomatic absolvieren. Über die Höhe des Honorars schwiegen sowohl Novomatic als auch Lauda.

Auch mit dem Flughafen Wien gab es eine Kooperation: Lauda warb auf der Flughafen-Website für die Parkplatzbuchung übers Internet. Als er 2015 einen neuen Privatjet kaufte, verband Lauda das ebenfalls mit einer Partnerschaft: Er stellte sich als Sprecher für Bombardier Business Aircraft in den Dienst des Flugzeugherstellers. Als er seine Global 6000 persönlich im Bombardier-Auslieferungszentrum in Dorval, Kanada, in Empfang nahm, erklärte Lauda in einem Werbefilm, er schätze die Reichweite der Global 6000, die ihm Nonstop-Flüge von Sao Paulo nach Wien ermögliche. Zuvor nutzte Lauda eine Global 5000 und eine Challenger 300 als Privatflugzeuge, mit denen er von Wien aus zu Formel-1-Rennen um die ganze Welt reiste. Eine Global 6000 kostet nach Listenpreis 62 Millionen Dollar (53,4 Mio. Euro).

Über seine 47 Meter lange Luxus-Yacht "Princess Too" sagte Lauda einmal: "Für mich ist es ein Boot, das schwimmt." Laudas Yacht durchkreuzt das Mittelmeer unter maltesischer Flagge - wohl aus Steuervorteilen.

mehr aus Wirtschaft

Mayr-Melnhof Karton: Designierter Vorstand sagt ab

Garnelenzucht in Seekirchen ist Sanierungsfall

Dieselaffäre: Ex-Volkswagen-Chef Winterkorn wirft Richter Befangenheit vor

Rohrdorfer aus Deutschland steigt bei Asamer ein

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

3  Kommentare
3  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Einheizer (5.404 Kommentare)
am 21.05.2019 08:14

Es musste wohl jedem klar sein dass Niki-Nationale nie mehr in den Formel 1-Zirkus zurückkehren würde - außer ihm selbst.
Eine schillernde Figur voller Widersprüche - deshalb wird er wird Österreich fehlen.

lädt ...
melden
antworten
betterthantherest (38.398 Kommentare)
am 21.05.2019 07:55

Erinnere ich mich richtig: Anlässlich Laudas Transplantations OP hat ihm diesen Spruch ein SPÖ Genosse vorgeworfen als Lauda im Krankenbett lag?

lädt ...
melden
antworten
mitreden (28.669 Kommentare)
am 21.05.2019 07:55

Und mir ist er immer noch über 800 Euro schuldig geblieben.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen