Von der Eule bis Libra: "Eine Währung lebt vom Vertrauen"
LINZ. Sechs Fragen zur geplanten Facebook-"Währung" und zur Geschichte der Zahlungsmittel.
Noch geizt Facebook mit Details über seine für 2020 geplante "Währung" Libra, die man gemeinsam mit Partnern wie Visa oder Uber einführen will. Welche Vor- und Nachteile das für Kunden, aber auch Staaten bringen könnte, lässt sich aber schon vorsichtig abschätzen. Und ein Blick in die Geschichte der Währungen zeigt: Es gibt kaum etwas, mit dem nicht bezahlt wurde.
Warum ist Libra etwa im Vergleich zu Bitcoin ernst zu nehmen?
Allein der Umstand, dass neben Facebook auch eine Reihe anderer Firmen wie Visa oder Uber stehen, zeige, dass es sich um ein ernst zu nehmendes Zahlungssystem handeln könnte, sagt der Linzer Wirtschaftsprofessor Teodoro Cocca. Dass er in Europa ein ernst zu nehmender Konkurrent zum Euro werden könnte, daran wird aber auch gezweifelt. Neben dem Dollar und dem chinesischen Yuan ist der Euro eine Weltwährung. In Afrika, Asien oder Südamerika hätte Libra wahrscheinlich bessere Chancen, sich durchzusetzen. "Es kann durchaus sein, dass der Libra neben Euro, Dollar und Yuan eine Leitwährung wird", sagt Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber.
Welchen Vorteil hätte Libra für den Konsumenten?
Wahrscheinlich eine Kostenersparnis bei den grenzüberschreitenden Zahlungen. Dass innerhalb der Systeme von Facebook oder Uber ein Zahlungssystem vorherrscht, wird dem Konsumenten in der Regel sehr überschaubare Vorteile bescheren. Wobei auch die Frage zu klären ist, wie sich der Kurs von Libra bildet und die Umwechselung von/in Euro gehandhabt wird.
Welche Risiken birgt das Facebook-System Libra?
Streng genommen, handelt es sich um keine Währung, sondern um ein digitales Vehikel zum Austausch von Guthaben im Internet. "Entscheidend wird sein, wie die Regulatoren und Aufsichtsbehörden damit umgehen", sagt Cocca. Jeder Nutzer werde seine Identität preisgeben müssen, wie dies bei einer Kontoeröffnung auch der Fall ist. Damit sollen Delikte wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unter Kontrolle gehalten werden. Wie dies bei Libra gehandhabt werde, werde spannend. Allerdings stellt sich die Frage, wie Facebook Sicherheit in einem Zahlungssystem gewährleisten kann, wenn es nach wie vor nicht gelingt, die unzähligen Fake-Accounts in den Griff zu bekommen, die Facebook-Benutzer tagtäglich im besten Fall nerven und im schlimmeren Fall in eine teure Falle locken. Tatsache ist, dass bei Libra eine Unmenge von privaten Daten bei Unternehmen landen, noch mehr als bisher. Es braucht auf jeden Fall globale Regeln für ein solch globales Projekt. Wechsel- und Ausfallsrisiken würden zudem auch bei Libra gegeben sein.
Kann Libra unser Währungssystem gefährden?
Tatsächlich mehren sich seit einigen Tagen die Warnungen, dass ein so riesiges System wie Facebook das Potenzial hätte, gefährlich zu werden. "Facebook könnte Unmengen an Staatsanleihen horten und sich zu einem der größten Gläubiger von Staaten entwickeln. Ich hielte es für bedenklich, wenn Nationalstaaten auf diese Weise abhängig würden von einem einzigen Konzern. Wenn von den 2,7 Milliarden Facebook-Nutzern nur 100 Millionen mitmachten, hätte Libra schon mehr Kunden als der gesamte deutsche Bankenmarkt", sagte der deutsche Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling der FAZ. Auch Cocca sagt, dass es problematisch und schwer umsetzbar sei, dass digitale Währungen jederzeit und vollständig durch Staatsanleihen gedeckt sein sollen.
Ist die Ausgabe von Geld nicht Aufgabe des Staates?
Grundsätzlich sei es seit der Antike so, dass die Münz- und Währungssysteme von Staaten oder Notenbanken gesteuert werden. Wobei Notenbanken nicht zwangsläufig staatlich sind, sagt Historiker Sandgruber. Durch das Buchgeldsystem, das italienische Banken im 13. Jahrhundert zu etablieren begannen, haben auch Banken begonnen, Geld zu schöpfen. "Letztlich ist es aber eine Frage des Vertrauens, welchen Stellenwert und Wert eine Währung hat", sagt Sandgruber. Wie groß das Vertrauen in ein Unternehmen wie Facebook ist, das beim Datenschutz nicht geglänzt hat, wird sich zeigen.
Bedeutet Libra das Ende von Bargeld?
In China zahlen junge Leute über den Bezahldienst von WeChat, kennen kein Bargeld mehr. Das ist auch bei uns keine Illusion. Ob es zu begrüßen ist? Eher nicht. Historisch gesehen, wird zwar schon lange mit Bargeld in Form von Münzen bezahlt, länderübergreifend im antiken Griechenland. Das Symbol auf der gebräuchlichsten Münze war die Eule, von denen so viele geprägt und im Umlauf waren, dass sich der Spruch entwickelte, man brauche keine Eulen nach Athen zu tragen. Die Eule ist heute noch Symbol auf der griechischen Ein-Euro-Münze. Bezahlt wurde in der Geschichte aber auch mit Kauri-Schneckenhäusern, Tee, Tierfellen, Opium und noch im 19. Jahrhundert in den USA mit Tabak.
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