Betriebe: Corona bereitet vielen Nachfolgern schlaflose Nächte
LINZ/SCHÄRDING. Worauf es jetzt bei Firmenübergaben und Verkäufen ankommt.
Die Coronakrise bewirkt, dass viele Übernehmer von Betrieben kalte Füße bekommen: "Die Menschen sind verunsichert: Bei uns gibt es jede Woche mehrere Anrufe von Kunden, die sich die Übernahme nicht mehr zutrauen", sagt Josef Rumpl, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (Uniconsult). In einigen Handelsunternehmen sei die Übergabe heuer bereits abgeblasen worden.
"Der Prozess dauert üblicherweise zwei Jahre: Momentan kommt es zur Unterbrechung von Übergaben, die noch vor Ausbruch der Krise begonnen haben", sagt Sandra Thaler. Sie ist Wirtschaftsmediatorin, Autorin ("Erfolgreiche Unternehmensnachfolge") und hat diese Woche auch beim Symposium Wirtschaftsmediation über das Thema Nachfolge gesprochen.
Rumpl nennt als Beispiel einen Schlosser, der an seinen Sohn übergeben wolle. Der Betrieb werde mit einer Million Euro bewertet. Die zwei Töchter müssten ausgezahlt werden, für den Übergeber wird eine Leibrente festgesetzt. Das Unternehmen schreibe 2020 Verluste, durch Corona drohe 2021 Ähnliches. In einem solchen Fall sei es die Aufgabe, die Leute zu beruhigen und zu motivieren: "Man muss wieder vor Augen führen, was 30 Jahre gut funktioniert hat", sagt Rumpl. Für die jüngere Generation sei es auch eine Chance, den Betrieb zu restrukturieren und Kosten zu reduzieren.
Verkäufer in der Pflicht
Die Zeiten seien unsicher, von einer Übergabe rät Mediatorin Thaler aber nicht ab. Um erfolgreich zu sein, seien zwei Dinge wichtig: einerseits die finanzielle Bewertung, andererseits das Ausverhandeln der Einzelheiten, bis hin zur künftigen Rolle des Übergebers. Hier sei ein persönliches Gespräch der Parteien und eines neutralen Dritten wichtig.
Weil die Kinder den Betrieb nicht übernehmen wollen, werden laut Rumpl Unternehmensverkäufe häufiger. Hier drücke Corona auf den Kaufpreis. Die Verkäufer würden zunehmend in die Pflicht genommen: So werde etwa geregelt, dass der Kaufpreis sinkt, wenn der Betrieb sich in den nächsten Jahren nicht wie geplant entwickelt. Auch Ratenzahlungen seien üblich.
Rumpl sieht auch hier Chancen: "Die Möglichkeit, so günstig einen Mitbewerber und dessen Fachkräfte zu übernehmen, wird es so schnell nicht wieder geben."
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