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Der Rocketman

Von Roswitha Fitzinger, 22. Mai 2021, 00:04 Uhr
Der Rocketman
Bild: Volker Weihbold

Radfahren boomt, nicht erst seit der Pandemie. Das Freizeit- und Sportgerät ist mittlerweile auch zu einem Designobjekt geworden. Weil ihm die herkömmlichen Bikes zu bunt und zu wenig individuell waren, hat der Leondinger Roland Froschauer angefangen, selbst Fahrräder zu bauen – aus Titan. Seine Rocket-Titanium-Bikes verkauft er mittlerweile bis nach Asien.

Damit Mann oder Frau auf dem Rad gute Figur machen, braucht es längst nicht mehr nur die richtige Rahmenhöhe, Schaltung, Federung oder das richtige Material. Der zweirädrige Fahruntersatz muss auch optisch etwas hergeben. Funktion trifft auf Ästhetik. Das Rad ist in Mode und das lässt wiederum auch Luxuslabels auf den Trend aufsteigen. So hat Louis Vuitton, berühmt unter anderem für exklusives Reisegepäck, Mode und Accessoires, das Portfolio um Fahrräder erweitert, und Harley Davidson hat kürzlich erst ein E-Bike auf den Markt gebracht.

Sich ein rein den eigenen Bedürfnissen entsprechendes Fahrrad zuzulegen, reicht nicht mehr. Man will sich – von der Masse – abheben, wenn auch auf unterschiedliche Art. Der Freizeitfahrer verpasst etwa seinem fahrbaren Untersatz mit einer Vintage-Glocke, einem handgenähten Ledersattel oder einem Weidenkorb am Lenker eine individuelle Note. Der sportliche Radler investiert in das Material, ohne dabei das Design außer Acht zu lassen.

Der Rocketman
Roland Froschauer, Entwickler der Rocket-Titanium-Bikes Bild: Volker Weihbold

"Sie können heute ein Rad, das auf den ersten Blick nicht wirklich ansprechend wirkt, nicht mehr verkaufen", ist Roland Froschauer überzeugt. Dem Leondinger waren irgendwann selbst die Logos und Aufkleber zu bunt, die Räder zu sehr von der Stange und das Neue zu wenig individuell. Und weil es das, was er wollte, nicht gab, wurde aus dem leidenschaftlichen Mountainbiker auch ein "Fahrradbauer", wie er sich nennt. 

Seine Räder erfüllen höchste Ansprüche an Technik, Material – und Optik. Deshalb hat er sich auch für Titan entschieden. Als Werkstoff „quasi unverwüstlich“ und aus Sicht des Designers der Inbegriff eines Rads für Understatement und Klarheit. „Gerade auf Grund der Schlichtheit und Reduktion ziehen Titanräder oft auch die Blicke von Menschen auf sich, die ein hohes Maß an Ästhetik besitzen“, sagt Froschauer. Und noch etwas hat ihn die Erfahrung gelehrt: „Menschen, die ihr Fahrrad als Hobby-, Sport- und gleichzeitig als Designobjekt sehen, stören sich an zu hohen Schraubenköpfen genauso wie an einer falsch gedrehten Speiche.“ Selbst würde er sich nie auf ein Fahrrad setzen, das ihm nicht gefällt. „Das widerspricht mir, und in weiterer Folge würde es auch nicht funktionieren, es zu verkaufen.“

Formschönheit beginnt für den 48-Jährigen beim Rahmendesign, geht über das passende Verhältnis der einzelnen Rohre zueinander und endet bei dem nur dezent eingefrästen Firmennamen am Steuerkopf. Und dann sind seine Bikes auch immer auf den Besitzer quasi maßgeschneidert, nicht nur hinsichtlich Ergonomie. „Sie sollen auch zu dem Menschen passen. Persönlichkeit und Auftreten werden in Design umgelegt.“ Oft reiche ein Telefonat oder ein Blick auf das Auto, um zu wissen, was Sache sei. „Üblicherweise kommt der Kunde mit einer Idee und ich hinterfrage das.“ Da kann es schon vorkommen, dass dieser etwas zu hören bekommt, das nicht unbedingt seinen ursprünglichen Vorstellungen entspricht.

Acht verschiedene Modelle

Doch damit nicht genug der Individualisierung. Beim Aufbau der Räder versucht Froschauer auch immer die Herkunft seines späteren Besitzers einfließen zu lassen. „Kommt dieser etwa aus der Schweiz, gibt es dort wunderbare Hersteller für Naben und Speichen.“ Die Abnehmer seiner Titanräder kommen aus ganz Europa, aber auch aus Malaysia und Singapur. Und dann gibt es jene, die ein Rad zum An-die-Wand-Hängen ordern. „Vor allem Holländer und Belgier sind große Sammler. Sie fahren die Räder nicht.“ Es könnte ihm egal sein, aber es schmerze ihn, wie er zugibt: „Da bin ich einfach mit zu viel Herzblut dabei. Ich will meine Räder einfach auf der Straße sehen.“

Bei 50 ist Schluss

Angefangen hat alles vor sieben Jahren mit einem Mountainbike. Eineinhalb Jahre hat die Entwicklung von „The General“ gedauert, „ein extrem vortriebsstarkes Mountainbike“. Mittlerweile gibt es unter anderem ein Trailrad, einen Alleskönner, ein Bike für Rennen mit hohem technischen Anspruch, insgesamt fünf Mountainbike-Modelle sowie drei Rennrad-Modelle. Auch ein Lastenrad für den privaten und firmeneigenen Gebrauch hat Froschauer gebaut. Sein jüngstes Zweirad-Kind ist ein Fatbike. Es entspringt dem persönlichen Wunsch, im Winter auch im Freien zu trainieren. Und ein E-Bike? „Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben habe ich mich bewusst dagegen entschieden“, so seine Erklärung.

50 Räder im Jahr, das ist die Grenze des 48-Jährigen. Eine Exklusivität, die er seinen Kunden zugestehe, wie er sagt. Corona hat auch die Nachfrage nach seinen Rocket-Bikes ansteigen lassen. Das 50er-Limit ist im Spätsommer erreicht. Als Gegensatz zu seinem Beruf als Fotograf und Hersteller von Drucksorten sieht er das Fahrradbauen übrigens nicht. Ganz im Gegenteil: „Ich mache in jedem Bereich sehr schöne Dinge.“

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Autor
Roswitha Fitzinger

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