Katharina Dobler, ein Forum Volkskultur in einer Person
Vielseitig, überzeugend und unwiderstehlich agierte die Volkskundlerin Katharina Dobler (1918–2003) aus Zell an der Pram.
Der 100. Geburtstag von Katharina Dobler am 9. November 2018 ließ die Idee entstehen, eine herausragende "Ikone der oberösterreichischen Volkskultur" zu wählen. Denn die Bilanz ihres Lebens hat uns vor Augen geführt: Wie viel auch andere anerkannte Größen der Volkskultur geleistet haben – die Vielseitigkeit von Doblers Wirken war einzigartig.
Dabei begann das Berufsleben der aus Zell an der Pram stammenden "Kathi" gar nicht außergewöhnlich. Nach Volks- und Hauptschule wurde sie Verkäuferin. Als 23-Jährige schrieb sie sich jedoch in der Arbeiterschule Linz ein, maturierte nach vier Jahren und studierte dann Volkskunde, Germanistik und Philosophie an der Universität Graz.
Mit einer Dissertation über den Ennstaler Mundartdichter Anton Schosser promovierte sie 1950 zur Doktorin der Philosophie – und nahm eine Stelle als einfache Bürokraft im Landesdienst an. Katharina Dobler wusste sich hinaufzuarbeiten, brachte es bis zur stellvertretenden Leiterin des Bundesstaatlichen Volksbildungsreferats. Begeistert engagierte sie sich für Erwachsenenbildung und umfassende Heimatpflege, etwa für die Erhaltung landschaftstypischer Bäume, den Bewuchs der Feldraine als Hort für viele Tierarten, für Ortsbildpflege, Restaurierung von Filialkirchen, Klein- und Flurdenkmälern.
Die Vielseitige
Amateurtheatergruppen konnten sich auf ihre Betreuung verlassen. Von ihr kam der Impuls zur Gründung des Landesverbandes der Goldhauben-, Kopftuch- und Hutgruppen sowie weiterer Verbände und Arbeitskreise.
Der Erhaltung von Brauchtum, Volkslied und Volksmusik widmete sie sich ebenso wie der Familienforschung. Und da ihr die Pflege unserer Mundarten sehr wichtig war, übernahm sie nach ihrer Pensionierung die Führung des Stelzhamerbundes. Als Erwachsenenbildnerin kümmerte sich Katharina Dobler um Angebote für kreative Freizeitgestaltung. Nicht zuletzt steht ihr Name deshalb auch für die Gründung von Bildungszentren in Zell an der Pram, wo sie tatkräftig den Abriss des desolaten Schlosses verhinderte, in den Stiften Schlierbach und Schlägl sowie in Schloss Weinberg bei Kefermarkt.
Die Brückenbauerin
Intensive Kulturkontakte zwischen Oberösterreich und Bayern gehen ebenfalls auf Katharina Dobler zurück, was ihr neben zahlreichen österreichischen Auszeichnungen sogar ein Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland einbrachte. "D’ Kathi" gilt mit Fug und Recht als frühes "Forum Volkskultur in einer Person".
Dabei blieb diese gebildete Hofrätin immer eine Frau aus dem Volk. Oft kam sie als Einzige im Dirndlkleid, sie aß am liebsten eine Würstlsuppe oder griff zur mitgebrachten Speckjause. Als sie sich für die Erhaltung eines attraktiven Zeller Holzblockhauses aus dem 19. Jahrhundert starkmachte, sagte sie: "Das Sallaberger-Haus müssen wir so sanieren, dass jemand drinnen wohnen möchte."
Ein Musterbeispiel für ihre Grundeinstellung. Katharina Dobler trat für Werte ein, für die Gesellschaft, nichts tat sie zum eigenen Vorteil. Genau das erwartete sie auch von anderen. Hatte sie jemanden für eine wichtige Aufgabe auserkoren, fragte sie nicht, sondern verteilte Aufträge: "Das machst du!" Zu ihr sagte man nicht Nein. So wurde Anneliese Ratzenböck zur ersten Goldhauben-Landesobfrau.
Ikone der Volkskultur
Die OÖNachrichten rufen zur Wahl der Ikone der Volkskultur im Land auf. Jeder der 15 Kandidaten wird in den OÖN in umfangreichen Porträts vorgestellt.
So funktioniert die Wahl: Bis 8. Februar können die 15 Finalisten auf nachrichten.at/ikone per Mausklick gewählt werden. Die Ikone der Volkskultur wird am 16. Februar präsentiert.