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Pilz: Auszeit statt völliger Rückzug

Von Lucian Mayringer, 07. November 2017, 00:04 Uhr
Pilz: Auszeit statt völliger Rückzug
Ein Abgang aus dem Parlament, aber (noch) nicht aus der Politik. Bild: APA/HELMUT FOHRINGER

WIEN. Sexuelle Belästigung: Peter Pilz fühlt sich politisch verfolgt und um seine Chance gebracht, sich vor Gericht gegen die Vorwürfe zu wehren. Vorerst kein Einzug in den Nationalrat.

"Aus, Schluss, ich will nicht mehr", mit diesen Worten räumte Peter Pilz Montagmittag vor Journalisten jene Zweifel an seinem tatsächlichen Rückzug als Abgeordneter aus, die er Stunden davor im Radio-Interview selbst genährt hatte. Was nach den Vorwürfen der sexuellen Belästigung in zwei Fällen bleibt, ist der Mandatsverzicht bei der konstituierenden Nationalratssitzung am Donnerstag.

Ein Abschied aus der Politik sei dies aber nicht. Er werde sich bis Mittwoch überlegen, in welcher Rolle er der Liste, die noch seinen Namen trägt, erhalten bleibt, kündigte der Langzeit-Abgeordnete an. Davon abgesehen sieht sich Pilz selbst als Opfer. Er zahle einen "in Österreich unüblich hohen Preis", weil er nicht in der Lage sei, die Dinge "völlig rückstandsfrei zu klären".

Dabei sei er sich "persönlich sicher", dass er keine sexuelle Belästigung begangen habe, meinte Pilz zum Vorwurf, 2013 am Rande des Forums Alpbach eine Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei betrunken begrapscht zu haben (siehe Kasten). Dennoch könne er den Abend "im Moment auch für mich noch nicht zufriedenstellend rekonstruieren".

Anders als in diesem Fall, legte das Gründungsmitglied der im Oktober bei der Nationalratswahl gescheiterten Grünen zum Belästigungsvorwurf seiner ehemaligen Sekretärin seitenlange Tagebuchaufzeichnungen vor. Er sei bereits am 16. Dezember 2015 von Ex-Parteichefin Eva Glawischnig mit der Beschwerde der Mitarbeiterin wegen sexueller Belästigung konfrontiert worden. Er habe allerdings keine Gelegenheit erhalten, diese "in einem ordentlichen Rechtsverfahren zu widerlegen". Denn "die Betroffene wollte kein Verfahren riskieren".

Und auch die grüne Klub-Leitung habe dies abgelehnt. Deshalb habe er bis heute den Akt der Gleichbehandlungsanwältin nicht erhalten.

Pilz führt das zum einen in Anspielung auf seinen Kursstreit mit Glawischnig auf "klare politische Hintergründe" zurück. Im Falle seiner Sekretärin vermutet er persönliche Motive. Die zunächst "ausgezeichnete und ehrgeizige" Frau habe einen Karrieresprung im Klub angestrebt. Alle von ihr geschilderten Vorwürfe seien stark übertrieben und erst nach und nach erhoben worden. Körperliche Übergriffe streitet Pilz vehement ab. Das gelte auch für eine angebliche Berührung bei einem Abendessen. Er habe seine Mitarbeiterin ein einziges Mal und zum Einstand eingeladen, und dies sei im "üblichen" Rahmen verlaufen.

Warum dann trotzdem der Mandatsverzicht? Die monatelange Situation "nicht klärbarer Vorwürfe", dann der Wahlkampf und jetzt wieder die Vorwürfe – "ich kann nimmer", kündigte Pilz eine mehrwöchige Auszeit an.

 

"Das ist an den Haaren herbeigezogen"

Eigentlicher Auslöser für den Rücktritt von Peter Pilz war der Vorwurf, er habe im August 2013 bei einer Abendveranstaltung des Forums Alpbach betrunken eine Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei wüst begrapscht. Einer der Zeugen neben dem Banker Christian Niedermüller war Oliver Stauber.

Stauber ist Vorsitzender der SP-"Sektion ohne Namen", der auch der Sohn von Parteichef Christian Kern, Niko, angehört, und hat bei der Nationalratswahl am 15. Oktober außerhalb der wählbaren Ränge kandidiert. Den Vorwurf von Pilz, er würde sich an einer Intrige beteiligen, wies Stauber samt Klagsdrohung am Montag als "an den Haaren herbeigezogen" zurück.

Der Vorfall in Alpbach sei eine "wasserdichte Geschichte". Es gebe zudem einen dritten Zeugen, der wie er vor vier Jahren "leider zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen sei. Dieser lebe im Ausland, wolle nicht medial in Erscheinung treten, wäre aber ebenso bereit, in einem Gerichtsverfahren als Zeuge aufzutreten.

Stauber bezweifelte auch, dass Pilz an einer echten Aufklärung interessiert sei. Dessen Anwalt und Mitstreiter Alfred Noll habe ihn zwecks Bestätigung der Aussage zunächst auf Montag vertröstet, dann abgesagt.

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7  Kommentare
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Strachelos (7.167 Kommentare)
am 07.11.2017 10:23

Was soll ein "Outing" der Betroffenen bringen. Diese haben ein Recht auf Privatsphäre und nicht auf Dauerverfolgung durch den Boulevard.

Obskur bis amüsant sind die Spekulationen von Postern, warum das so passiert ist.

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oblio (25.180 Kommentare)
am 07.11.2017 09:47

Hätte die Dame damals, als sie Grün-intern
diese "ihr unangenehmes" Benehmen des
Herrn Pilz nicht im Schweigen der Lämmer
versteckt, sondern gleich auch eine Anzeige
gemacht, würde das Ganze ganz anders
aussehen!
So aber ist der Stallgeruch ein arger Mief!?
Wer hat überhaupt jetzt das Ganze publik
gemacht?
Die Betroffenen Frauen oder doch so genannte
Vernaderer/innen??
Das Niveau ist erschreckend!
Was nicht nur in letzter Zeit an gezielten Intrigen
aufkommt, ist nur noch zum Abwinken!
Politische Nestbeschmutzer, denn das alles
schadet der gesamten Politik!

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Digitalis (3.621 Kommentare)
am 08.11.2017 16:43

@oblio. Na ja, "damals" war doch der Pilz noch ein großer (halt so eingeschätzter) "Star" und Machthaberer im grünen Klub - und dort vor allem, die betreffende Dame nicht, wie jetzt, vor dem AMS als Hilfesuchende um einen neuen Job grinsen Das erklärt schon einmal,. warum die - im übrigen lange gerüchteweise umgehenden - einschlägigen Pilziaden bekannt wurden.

So lange der Pilz noch den Macho der "Berühmtheit" bei Grüninnen marlkeren konnte lief das eh lange genug. Und wäre, unter Garantie, weiter gelaufen. Hätte der Abtrünnige mit seiner Externkandatur nicht dafür gesorgt, dass die ganze grüne Seilschaft samt Gehilfinnenschaften aus dem Nationalrat hinaus und beim AMS hinein geflogen ist grinsen

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 07.11.2017 09:07

des Rückzugs Rückzug von des Erstrückzugs Rückszug.....
Da brauchts einen Rückblick vom Durchblick grinsen

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Kochloeffel (882 Kommentare)
am 07.11.2017 07:40

..und was sagt eigentlich die Betroffene zu der Angelegenheit. Die Klubangestellte
wollte nicht an die Öffentlichkeit und die Dame in Alpach ? Soweit mir bekannt kann nur
die Betroffene Anzeige erstatten.

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 07.11.2017 07:58

Man sollte die Dame wohl outen; dann wäre ein gewisser Aussage- und Wahrheitsfruck vorhanden.

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Habakuk (606 Kommentare)
am 07.11.2017 07:08

Nachdem ich das OE24 Interview mit Peter Pilz gesehen habe bin ich in meiner Meinung bestärkt: Pilz musste deshalb über die politische Klinge springen weil er angekündigt hat, er wird die Machenschaften rund um das Heumarktprojekt aufdecken.

Immobilienspekulanten haben da Riesenbeträge an ein obskures Projekt des Paradegrünen Chorherr überwiesen und Pilz wollte das hinterfragen womit er sein politisches Todesurteil erhalten hat.

Nicht seine "Schatzi"-Sprüche waren ausschlaggebend, sondern sein Interesse an einer Aufdeckung des Heumarktskandals!

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