91 Prozent nutzen ORF, 59 Prozent wollen ihn erhalten
WIEN. Kaum jemand im Land verzichtet gänzlich auf das ORF-Angebot. Die Nutzung findet sich im europaweiten Vergleich gar im Spitzenfeld.
Luft nach oben gibt es für das öffentlich-rechtliche Angebot aber noch in puncto Akzeptanz, wenngleich sie steigt. Das zeigen am Donnerstag im ORF-Publikumsrat präsentierte Umfragedaten. Zur Zukunft von 3sat zeigte sich ORF-Chef Roland Weißmann vorsichtig optimistisch. Auch sprach er über eine mögliche Ausweitung der Kooperation bei der Ski-WM.
Auch bei jüngerem Publikum beliebt
91 Prozent der Bevölkerung erreicht der ORF zumindest einmal in der Woche mit seinem Angebot. Das bedeute Platz 3 unter allen Mitgliedern der Europäischen Rundfunkunion (EBU), zeigte sich Weißmann erfreut. Nur Finnland (YLE) und Dänemark (DR) finden sich vor dem ORF. Beim jüngeren Publikum belegt der ORF mit 89 Prozent gar Platz 2 hinter RTBF aus Belgien (EBU-Schnitt 68 Prozent).
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Erfreulich für den ORF-Chef ist zudem eine von Foresight im Oktober durchgeführte Umfrage (ca. 1.000 Befragte). Diese zeige, dass die Akzeptanz in allen Bevölkerungsgruppen wächst. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zustimmung zur Aussage, der ORF solle mit seinem multimedialen Angebot erhalten bleiben, von 52 Prozent auf 59 Prozent. Dass der ORF abgeschafft gehört, meinen 18 Prozent (Vorjahr: 22 Prozent).
Akzeptanz zu Programmentgelt steigt
Auch die Akzeptanz zur Höhe des ORF-Programmentgelts steigt. 2023 gaben 34 Prozent der Befragten an, die Höhe sei angemessen oder eher angemessen. 2024 waren es mit 47 Prozent bereits deutlich mehr. Damit halten sich Befürworter und Gegner (48 Prozent) die Waage.
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In eine positive Richtung geht es auch bei Fragen zur Publikumsansprache und Themensetzung. 58 Prozent (2023: 51 Prozent) meinen, der ORF behandle für die Zuseher wichtige Themen, 54 Prozent stimmen zu, dass der ORF die Zuseher auf Augenhöhe behandle (2023: 51 Prozent).
"Der Weg 'ORF für alle' ist der richtige. Wir sind nicht am Ende angelangt und werden uns nicht darauf ausrasten. Aber nach einem Jahr sieht man, dass die Strategie greift", konstatierte Weißmann angesichts der Ergebnisse.
Ski-Heim-WM als Highlight
Als eines der Highlights des kommenden Jahres erachtet der ORF-Chef die Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, für die der ORF die Übertragungsrechte hält. Um die Heim-WM zu einem nationalen Ereignis zu machen, prüfe man derzeit, ob man die Kooperation mit Privaten im Bereich der Highlights oder auch Sendungsausschnitte ausweiten solle. Details dazu wurden keine genannt.
Zur Zukunft von 3sat zeigte sich Weißmann vorsichtig optimistisch. "Ich gehe davon aus, dass es 3sat weiter geben wird. Wir werden alles dafür tun", so der ORF-Chef. Er sei diesbezüglich mit ZDF-Intendanten Norbert Himmler einer Meinung. Aber es sei noch viel im Fluss.
Ein Entwurf zur deutschen Rundfunkreform hatte zuvor für Aufregung gesorgt. Dieser sah die Möglichkeit vor, dass 3sat - der Sender wird von ZDF, ARD, ORF und SRG getragen - mit Arte fusionieren könnte. Die Publikumsrätinnen und -räte unterstrichen einstimmig die Bedeutung von 3sat für den ORF und unterstützen die Bemühungen für den Erhalt des Senderangebots.
Natur- und Umweltschutz als Schwerpunkt
Themenschwerpunkt der Sitzung war Natur- und Umweltschutz. Dazu hielt ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger fest, dass es wichtig sei, im ORF-Programm neben den Folgen des Klimawandels auch Lösungen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Berichterstattung dürfe nicht verharmlosen, aber auch nicht "die Apokalypse herbeiberichten", weil Zuseher dann erst recht abschalten würden. Diesen goldenen Mittelweg zu finden, sei eine große Herausforderung - auch weil ein starkes Spannungsfeld rund um die Thematik herrsche.
Zu einem Ende findet der Verein "Mutter Erde", den der ORF 2014 mit mehreren Umwelt- und Naturschutzorganisationen Österreichs ins Leben gerufen hatte. Die Gründungsmitglieder ziehen sich aus dem Verein zurück, erklärte Weißmann. Ziel war es, Nachhaltigkeit zum Thema zu machen, zu informieren und Spenden für Umweltschutzprojekte zu sammeln. Jährlich gab es große Programmschwerpunkte, zuletzt zum Zusammenhang von Wasser und Klimawandel. Diese Programmschwerpunkte sollen aber fortgeführt werden, sagte der ORF-Generaldirektor.
100 Prozent Barrierefreiheit bis 2030
Zum Status der Barrierefreiheit des ORF-Angebots war Robert Ziegler geladen. Er berichtete u.a., dass die Untertitelungsquote über alle Angebote hinweg bis 2027 auf mehr als 68 Prozent steigen solle. 100 Prozent im Jahr 2030 seien "keine Utopie", so Ziegler. Derzeit hält der ORF bei etwas über 50 Prozent.
Beschlossen wurde von den Publikumsrätinnen und -räten eine Empfehlung zum Thema Konsumentenschutz. Darin heißt es u.a., dass Konsumentenschutz im ORF-Programm breiter gedacht werden sollte. Auch wird empfohlen, verstärkt mit Verbrauchern und Bürgern zu diskutieren, während es vermieden werden müsse, diese zu bevormunden oder ihre Entscheidungen moralisch zu bewerten. Für junge Zielgruppen solle verstärkt Grundlagenwissen über Finanz- und Wirtschaftsthemen vermittelt werden.
Für die von der Arbeiterkammer entsandte Publikumsrätin Daniela Zimmer war es die letzte Sitzung. Sie verabschiedet sich demnächst in die Pension.
Hauptsache keinen Wegscheider, den halte ich keine Sekunde aus.
Den Sender können sie gerne in den Wind schießen.
Umfrage unter den ORF Angestellten ?