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Johanna Rachinger im Interview: Der braune Schatten über dem Haus ist fast aufgearbeitet

Von Bernhard Lichtenberger, 03. Dezember 2011, 00:04 Uhr
Johanna Rachinger Bild: Volker Weihbold

Seit Juni 2001 hütet Johanna Rachinger als Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) in Wien acht Millionen Bücher und Objekte, zu denen jährlich etwa 60.000 Bücher dazukommen. Die aus Putzleinsdorf Stammende blickt im Gespräch mit den OÖNachrichten zurück.

OÖN: Wie sehen Sie sich nach zehn Jahren an der Spitze der ÖNB?

Rachinger: Als erfolgreiche Managerin. Wir haben sehr viele Ziele umsetzen können: die Bibliothek in eine dienstleistungs- und serviceorientierte Einrichtung umzuwandeln, sie ins 21. Jahrhundert, sprich: ins Internetzeitalter zu führen, die Bestandsdigitalisierung anzugehen, Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Das alles ist sehr gut gelungen.

OÖN: Welches Projekt erfüllt Sie mit wirklicher Zufriedenheit?

Rachinger: Froh bin ich darüber, dass wir die Restitutionssache aufgearbeitet haben. Es war mir ein besonderes Anliegen, dass der braune Schatten, der über diesem Haus gehangen hat, weil noch viele geraubte Bücher und Objekte hier waren, aufgearbeitet wird. Das ist nicht nur eine gesetzliche, sondern vor allem auch eine moralische Verpflichtung.

OÖN: Inwieweit ist dieses Kapitel abgeschlossen?

Rachinger: Von den knapp mehr als 50.000 Büchern und Objekten, die wir als geraubt identifiziert haben, wurden an die 43.000 restituiert, vom Rest konnten wir die Erben noch nicht feststellen, aber wir arbeiten gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde daran, die noch aufzufinden. Sollte uns das nicht gelingen, würde das an den Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus übergeben.

OÖN: Womit hadern Sie?

Rachinger: Dass wir den Bau eines Bücherspeichers am Heldenplatz noch nicht umsetzen konnten. Da waren wir schon in sehr guten Gesprächen, aber dann ist die Wirtschaftskrise gekommen, und die Mittel sind im Moment nicht aufzutreiben. Wir arbeiten derzeit an einem Public-Private-Partnership-Modell, zu dem ich noch nicht sehr viel sagen kann, weil wir da erst am Anfang stehen. Ich hoffe, dass ich im Frühsommer des nächsten Jahres eine gute Lösung präsentieren kann.

OÖN: Wieso der Heldenplatz als Standort?

Rachinger: Wir haben auch die Lesesäle am Heldenplatz und brauchen eine unmittelbare Anbindung daran. Darüber hinaus hat der Heldenplatz auch eine symbolische Bedeutung: Dort ist der Mann gestanden, der die Bücher verbrennen ließ, so gesehen ist er auch ein Platz der Schande – und es stünde dem Platz gut an, wenn dort das Gedächtnis der Republik gelagert ist.

OÖN: Google digitalisiert alle urheberrechtlich freien Bestände der Nationalbibliothek. Die IG Autorinnen/Autoren befürchtet, das könnte derzeit alle Werke bis herauf ins Jahr 1941 betreffen, also Bücher von Autoren, die vor 70 Jahren gestorben sind.

Rachinger: Wir haben immer gesagt, dass wir ausschließlich urheberrechtsfreie Bestände bis zirka 1870 digitalisieren, damit wirklich ausgeschlossen ist, dass da etwas passiert. Die Bedenken verstehe ich nicht.

 

Info:

Rachingers Zukunftspläne:

Digitale Bibliothek: Bis jetzt hat Google 50.000 Bücher digitalisiert, bis 2016 sollen es 600.000 sein, die dann mit sechs Millionen Seiten historischer Zeitungen weltweit im Volltext suchbar sind
Lesesaal: neuer 65-Plätze-Forschungs-Lesesaal 2012
Öffnungszeit: ab Mai 2012 auch sonntags von 9 bis 21 Uhr
Museum: ab Herbst 2014 Literaturmuseum im ehemaligen Hofkammerarchiv

 

 

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