Kunst als Überlebensmittel
„Eine Frau kann schreiben, aber sie tut es nicht“, konstatierte ein Kritiker anno dazumal: Die Schwestern Charlotte, Emily und Anne Brontë im England des 19. Jahrhunderts taten es dennoch, wenngleich unter männlichem Pseudonym (Bell).
„The Sisters Three – Das Leben der Schwestern Brontë“: Stück von Daniela Dett, Nora Dirisamer, Uraufführung im Linzer Posthof, 26. Jänner
OÖN Bewertung: vier von sechs Sterne
Ihrem Leben und Leiden widmen sich Nora Dirisamer und Daniela Dett in ihrem Stück, das die Enge im Pfarrhaus inmitten des Friedhofs schildert, das schwierige Zusammenleben mit Vater und trinkendem Bruder. Vor allem aber ein im Korsett der Konventionen eingeschnürtes Leben, in dem Kunst und Literatur zum Überlebensmittel werden. Daniela Dett (Emily) und Nora Dirisamer (Anne) lassen als die beiden jüngeren Brontë-Schwestern deren Sehnsüchte, Trotz, Aufbegehren, innere Revolte unmittelbar spürbar werden. Zurückgenommener ist Katharina Bigus, die als Älteste, Charlotte, gesetzt und kontrolliert den Schein wahrt, innerlich jedoch vor Sehnsucht nach Liebe und Freiheit vergeht.
Eingebettet in zahlreiche Originalzitate aus Briefen, Tagebüchern, Romanen vermischen sich Wirklichkeit und Fiktion, Tragik, aber auch Komik zu einer intensiven Stunde, die in der Regie von Joachim Rathke darstellerisch aus dem Vollen schöpft, manchmal nahe an der Grenze zu Theatralik und Parodie. Das Bühnenbild ersetzen, bis auf Tisch und Stühle, Renate Schulers atmosphärische Videoprojektionen: als Fenster in die Öde, als in den Gedichten viel zitiertes Meer der Seele.
Willy Hackls Klangkulisse unterstreicht die Emotionen, wobei ihm oft ein hartes Pochen genügt, um Beklemmung spürbar zu machen. Langer Applaus für einen fast schon zu intensiven Abend.