Nietzsche und der Wurm „Mensch“
Dass Friedrich Nietzsche nicht nur ein Mann großer Gedanken, sondern auch der Klänge war, mag weniger bekannt sein.
Mit ihrer Tanz- und Musikperformance „to_rsO“ hat die Künstlergruppe „FeinSinn“ Kompositionen des Philosophen tänzerisch umgesetzt und sie Werken von Sasha Nantschev gegenübergestellt. Wenn die drei Tänzer (Julia Mach, Elke Pichler, Filip Szatarski) dem Nietzsche-Zitat „Ihr habt den Weg vom Wurm zum Menschen gemacht, und vieles ist in euch noch Wurm“ Rechnung tragend über die Bühne robben, ist das nachvollziehbar wie beklemmend und ein sich einprägendes Bild. Auch wenn sie in Hundeposen verharren, heißt es doch bei Nietzsche: „Wo immer ich gehe, folgt mir ein Hund namens Ego.“
Manches des von der Band – Christo Popov (Klavier), Michael Flatz (Drums), Robert Siegel (Bass), Sasha Nantschev (Geige, Gitarre) – kraftvoll begleiteten Geschehens lässt sich aber – trotz informativem Programmheft – nur schwer erschließen. Mit ekstatischen Tanz-Orgien, untermalt von ohrenbetäubendem Gedröhne und wilden Urschreien, steuert die gut einstündige Performance ihrem Showdown zu. Die Welt scheint in Trümmern zu liegen, die Tänzer am Boden, und das Weihwasser wird mit einem Klobesen versprüht (weil Gott tot ist?).
Sich mit Nietzsche auseinanderzusetzen, ohne dabei radikal Grenzen auszuloten und Abgründe aufzureißen, mag unmöglich sein. Dabei nicht ins allzu Pathetische abzustürzen, umso schwerer. Trotzdem langer Beifall, nach anfänglicher Schreckstarre des Publikums.
„tor_sO“: Tanz und Musikperformance (Tabakfabrik Linz, 28. 7.)
OÖN Bewertung: 3 von 6 Sternen.