"Bis da Kanari von sein Sprissl fallt ..."
Das Ensemble CrossNova brachte mit seinem Programm "Jessas na" Musikalisch-Morbides in den Linzer Arkadenhof.
Wien und der Tod – das scheint eine innige Liebesbeziehung zu sein. Keine andere Stadt besingt die letzte menschliche Instanz so konstant und kokett, kein anderer Boden lässt seinen Zentralfriedhof so makaber hochleben.
Hier grüßt Wolfgang Ambros herein, dessen Handreichen in Richtung Tod dem "CrossNova Ensemble" mit dessen Programm "Jessas na" am Dienstagabend im Linzer Arkadenhof neben Gustav Picks "Fiakerlied" oder Georg Kreislers Erkenntnis, dass der Tod "ein Wiener sein" müsse, zur Vorlage wurde. Mathias Rüeggs "G’schichten vom Spittelberg" riefen ein schallendes "Jessas na!" in den Arkadenhof, die "Partita viennese" nach Michael Radanovics/Roland Neuwirth hauchte neben stilisierten Barocktönen ein letztes Zwitschern "Bis der Kanari von sein Sprissl fallt". Eine bittersüße Melange zur Sinngebung unseres Lebens, die ja einzig der Tod bestimmt: wunderbar apart musiziert, in originellen, schmeichelnd leuchtenden Arrangements.
Der Gesang selbstironisch wie charmant im genau richtigen Tonfall; beweglich und kammermusikalisch groovend die Instrumente. Wenn dann noch das Multigenie Friedrich Gulda über eines seiner "Golowinlieder" zur "schenen Musi" animiert, ist der gemischte Satz zur Wiener Mentalität perfekt. Nachdenklich und doch voller Schmäh. Da kann sich in der Hingabe an die für Wien typische Todessehnsucht die pure Lebensfreude entfalten. Eine tolle Revue!
Fazit: Das CrossNova lächelt dem vielbesungenen Wiener Tod mit einem zwinkernden Auge entgegen. Launig und gekonnt!